Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
und schlüpfte in seine Jeans, um sich anschließend in seinem eigenen Zimmer umzuziehen.
„Mann, riecht ihr beide gut“, feixte Okon, als sie sich zu ihm an den Frühstückstisch setzten. Die beiden schwiegen mit einem wissenden Lächeln und bestellten ihr Frühstück bei der freundlich lächelnden Kellnerin.
* * *
Zurück in Deutschland schickte Chris am darauffolgenden Tag tatsächlich die Tablette von Julian unverzüglich per Einschreiben zu seiner Mutter ins Labor. Kurz danach erfolgte ein weiterer Besuch ihres Managers Bodo Hallmann in der Villa.
„Alle frisch und munter heimgekehrt?“, fragte er gutgelaunt, während er sich auf dem Sofa niederließ. Die drei Jungs gruppierten sich um ihn herum.
Bodo verteilte einige Listen mit endlosen Zahlenkolonnen und Statistiken. „Hier sind die neuesten Verkaufszahlen eures Albums, weiterhin mehr als zufriedenstellend. Eure Tantiemen für dieses Quartal wurden bereits ausgezahlt. Mein Büro kommt mit den Autogrammnachfragen kaum noch hinterher. Tanja war übrigens sehr begeistert von eurem Abschiedskonzert in Tokio. Ihr habt tolle Arbeit geleistet, hat sie mir berichtet. Inzwischen habe ich sogar ein Angebot aus den Staaten erhalten, da planen wir dann eine mehrmonatige Tour durch die größeren Städte.“
Chris unterbrach den munteren Redeschwall, indem er die Hand hob.
„Mach mal halblang, Bodo! Wir haben ´ne verdammt harte Zeit hinter uns und brauchen alle eine Pause. Und mit alle meine ich alle.“ Dabei warf er einen warnenden Blick zu Okon herüber, der ihn erstaunt anblickte. Der Farbige hätte am liebsten sein ganzes Leben auf der Bühne vor einer jubelnden Menge verbracht. Er steckte den Stress noch am besten von ihnen weg.
Bodo verstummte abrupt. Schon wieder dieses leidige Thema! Er hatte gehofft, dass sich dieses mittlerweile erledigt hatte. Doch Fehlanzeige. Er wirkte erst ratlos, dann verstimmt. Sein prüfender Blick wanderte von einem zum anderen, blieb dann an Julian hängen. „Hast du Chris den Floh ins Ohr gesetzt?“, fragte er ihn. Julian hob die Brauen.
Chris antwortete an seiner Stelle. „Nein, hat er nicht. Wir sind erschöpft. Wie du schon gesagt hast, wir haben tolle Arbeit geleistet und wir brauchen Ruhe, mindestens für zwei Monate!“
Bodo seufzte tief. „Also schön, dann lasst uns das auf die Winterzeit verlegen, wenn das Weihnachtsgeschäft gelaufen ist.“
Der blonde Sänger schüttelte vehement den Kopf. „Nein, jetzt!“
„Julian?“
Der Angesprochene schaute Bodo ins Gesicht. Er sah wirklich nicht gesund aus. Leicht gerötete Lider deuteten auf viel zu wenig Schlaf. Im Flugzeug noch hatte Chris ihm geraten, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, doch das hatte er abgelehnt. Wenn Bodo ihnen wirklich eine Auszeit zugestehen würde, könnte er sich vielleicht endlich erholen. Nach Hause zu seiner Mutter fahren oder ein paar Wochen mit Chris gemeinsam ausspannen. Ja, das würde ihm gefallen. Allerdings – Bodo dachte gar nicht daran.
„Ich wäre auch dafür, wenn wir eine kurze Zeit pausieren“, meinte Julian.
„Okon?“
„Hm, bisschen Urlaub wär nicht schlecht“, kam es von dem jungen Schwarzen eher zögerlich.
Offensichtlich hatte die Band sich gegen ihn verschworen, aber so leicht ließ er sich seine Pläne nicht durchkreuzen. Gerade jetzt, wo es so gut lief. Andererseits konnte er sie nicht zwingen und einen Anwalt wegen Nichterfüllung des Vertrages einzuschalten, würde seinen guten Ruf beschädigen. Immerhin war von Julians Austritt keine Rede mehr.
„Also schön. Ein Vorschlag zur Güte: Ich werde euren Terminkalender in den nächsten sechs Wochen lockern und dafür wartet ihr mit eurer Auszeit bis Dezember.“
Fragend blickte der Manager in die Runde.
Die drei Jungs schauten sich an, dann zu Bodo hinüber. „Einverstanden“, kam es fast einstimmig über ihre Lippen.
„Fein, da sind wir uns ja einig“, meinte Bodo und packte seine Papiere zusammen. „Julian, für dich habe ich übrigens noch was.“ Ein kleines braunes Päckchen wechselte den Besitzer. Chris wurde stutzig, sagte jedoch nichts. Er und Julian wussten, dass da neue „Vitamine“ für Julian drin waren. Für Okon konnte es sich auch um ein Fangeschenk handeln. Aber wenn das Zeug gefährlich war, warum übergab es Bodo dann unter Zeugen? War nicht gerade das ein Beweis, dass es harmlos war? Dennoch wurde Chris das mulmige Bauchgefühl nicht los. Er und Julian hatten gerade zueinander gefunden, da wollte er den
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