Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
Freund nicht gefährdet sehen. Der schluckte das Zeug nämlich mittlerweile wie Zuckerdrops und war dadurch erstaunlich gut drauf. Aber sein müdes Aussehen, sobald die Show vorbei war, strafte die gute Stimmung Lügen.
„So, nun aber wieder an die Arbeit. Und ihr solltet ins Bett gehen. Ihr habt morgen eine anstrengende Fotosession, soviel ich weiß. Je mehr Bilder überall von euch auftauchen, desto besser.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Manager.
„Nicht gerade toll gelaufen“, schimpfte Chris leise, als die Haustüre ins Schloss fiel. Okon zuckte die Schultern. Solange er Musik machen konnte, war ihm alles egal. Julian seufzte leise. „Ich geh´ nach oben und hau mich hin.“
Chris kam eine Idee. „Wann haben wir nochmal die nächste Pressekonferenz?“, fragte er Okon. Der blickte kurz auf sein Smartphone, das als Terminkalender diente. „Übermorgen, da sollen wir doch von der Japantour berichten.“
Sein blonder Kollege grinste. „Machen wir doch gerne, oder? Und noch einiges mehr.“ Okon schaute ihn erstaunt an. Was hatte Chris vor? Doch der schwieg und folgte erstmal Julian auf dessen Zimmer. Sein Freund war gerade dabei, das Päckchen aufzureißen. Heraus kullerten zwei weiße Tablettendosen. „Hör zu, lass dich einfach krankschreiben, dann kann Bodo dir vertraglich nichts. Okon und ich erledigen den Rest mit der Presse. Ohne Make-Up siehst du mittlerweile aus wie ein Zombie. Oder nimm wenigstens nicht soviel davon! Wenn das Zeug da so gut wäre, wie Bodo behauptet, müsste es dir längst besser gehen.“
„Es hilft mir wenigstens, vor meinen Träumen davon zu laufen“, bekannte Julian leise und schluckte zwei von den Pillen mit einem Glas abgestandener Cola.
„Aber nicht vor dir selbst. Du brauchst eine Therapie“, erwiderte Chris mit einem Stirnrunzeln. „Vielleicht sogar einen Entzug“, fügte er leise hinzu.
„Quatsch! Drehst du jetzt durch, oder was? Ich bin doch kein Junkie!“, rief Julian wütend aus. „Glaubst du, ich hätte den ganzen Scheiß solange durchgehalten, ohne eine Nacht vernünftig durchzuschlafen? Du brauchst dich ja nicht mit mir abzugeben, wenn ich dir nicht so gefalle, wie ich bin. Fang du nicht auch noch an, meinen Erziehungsberechtigten zu spielen.“ So außer sich hatte Chris seinen Freund noch nie erlebt. Der dunkelhaarige Sänger wirkte, als wolle er jeden Augenblick auf Chris losgehen. Dieser bemühte sich, ruhig zu bleiben, um Julian nicht noch mehr zu reizen.
„Und ob du mir gefällst, das weißt du. Aber ich will keinen Julian, der ständig unter dem Einfluss irgendwelcher dubiosen Medikamente steht. Ich will den echten Julian!“, rief er aus.
„Verschwinde! Lass mich einfach in Ruhe!“
Chris ließ sich das nicht zweimal sagen, verließ Julians Zimmer und knallte die Türe hinter sich zu. Diese heftige Reaktion seines Freundes bestärkte ihn nur in der Durchführung seines Planes. Auch wenn er wusste, dass dieser riskant war und der gesamten Band schaden konnte. Doch er hoffte auf das Verständnis der Menschen, die ihm zuhören würden.
In Julians Augen schimmerte es feucht, als Chris verärgert den Raum verlassen hatte. Der erste Streit ihrer jungen Liebesbeziehung setzte ihm spürbar zu. Aber ohne diese Tabletten fühlte er sich mittlerweile hilflos. So konnte es nicht weitergehen!
Wenige Stunden später war er eingeschlafen, als er von einem Anruf seiner Mutter geweckt wurde. „Dein Vater lässt nicht locker“, meinte sie nach kurzer Begrüßung. Ihre Stimme klang resigniert. „Vielleicht wäre es wirklich gut, du würdest ihn mal treffen.“
„Kommt nicht in Frage. Vor der Band hab ich ihn nicht die Bohne interessiert. Jetzt interessiert er mich nicht“, maulte Julian noch im Halbschlaf. Warum konnte ihn die Welt nicht mal in Ruhe lassen?
„Sag ihm das doch bitte selbst. Dann gibt er vielleicht auf. Sonst muss ich tatsächlich noch meine Rufnummer ändern lassen. Deine habe ich ihm übrigens nicht gegeben, obwohl er danach gefragt hat.“
„Na schön, aber nur, weil du es bist. Dann gib mir eben seine Nummer. Vielleicht melde ich mich mal bei ihm. Weiß zwar nicht, was das soll, aber ….“
Monika gab ihrem Sohn eine Telefonnummer in Freiburg durch, die er direkt in sein Handy einspeiste. Nachdem ihr Gespräch beendet war, fiel Julian erneut ins Grübeln. Warum diese leidige Angelegenheit nicht endlich hinter sich bringen? Er starrte auf die Freiburger Nummer vor sich auf dem Display. Bevor er diese
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