Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
nachdem die Luft rein ist, fahre ich mit der U-Bahn. Die hält genau vor dem Krankenhaus.“, grinste Chris. Er schnappte sich seine Lederjacke und eine Baseballkappe von der Garderobe und verließ die Villa. Okon starrte ihm kopfschüttelnd nach. „Hier ist was los“, murmelte er und biss wieder in sein Käse-Sandwich.
Chris huschte aus der U-Bahnstation und ging mit strammen Schritten durch die Unterführung mit den zahlreichen Geschäften. Den Jackenkragen hatte er hochgeschlagen und die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Hier in der Menge der Berufspendler würde er kaum auffallen. Plötzlich fiel sein Blick auf den Grußkartenständer eines Zeitschriftenladens. Er stoppte kurz und kaufte dort ein kleines Mitbringsel für Julian, bevor er sich wieder auf den Weg zum Krankenhaus machte. Seine Gedanken weilten seit dem Anruf seiner Mutter aus dem Labor ununterbrochen bei seinem Freund. Was sie ihm mitgeteilt hatte, bestätigte seine Befürchtungen. Er hoffte nur, dass er diesmal Julian würde überzeugen können, mit diesem Zeug aufzuhören.
Tatsächlich kam er unbehelligt auf der Station an. Julian Kossler war auf Anordnung seines Managements in ein Privatzimmer verlegt worden und erhielt die beste Betreuung. Einer der Ärzte kam gerade aus dem Zimmer, als Chris aus dem Fahrstuhl am Ende des Korridors stieg. Es roch überall streng nach Desinfektionsmitteln, eingebettet in eine sterile Ruhe. Er lief zu dem Mann im weißen Kittel hin.
„Wie geht es Julian Kossler?“, fragte der junge Mann aufgeregt, ohne sich vorzustellen. Der ergraute Mediziner musterte den Besucher abschätzend von oben bis unten.
„Sind Sie ein Verwandter?“
„Nein, sein Freund und Bandkollege. Mein Name ist Chris Moon.“
„Aha, meine Tochter steht übrigens auf Ihre Band. Nun, ich darf Ihnen eigentlich über Julians Gesundheitszustand keine Auskunft geben. Erst muss ich seine Mutter darüber informieren. Allerdings würde ich gerne wissen, wie lange er schon Drogen nimmt. Sein Körper weist die typische Abhängigkeit von Amphetaminen auf. Noch ein paar mehr am gleichen Tag und die Dosis hätte zu einem akuten Atemstillstand geführt.“
Der Schreck fuhr Chris bei dieser Aussage in die Glieder und sein betretenes Schweigen bestätigte dem Arzt die Vermutung, dass dieser Junge darüber Bescheid gewusst hatte.
„Ich habe selbst erst heute erfahren, wie gefährlich das Zeug ist. Vielleicht hätte ich schon früher etwas unternehmen sollen.“, erwiderte Chris beschämt und biss sich auf die Unterlippe. Der strenge Blick des Herrn in Weiß vor ihm milderte sich.
„Wir haben ihn stabilisiert, aber er muss einen Entzug machen und dazu in eine Spezial-Klinik, wo er auch psychologisch betreut wird. Gott sei Dank scheint seine Abhängigkeit noch nicht sehr lange zu bestehen, so dass Spätfolgen auszuschließen sind.“
Chris nickte. Hoffnung keimte in ihm auf. Das würde das Beste für Julian sein. Um die Band machte er sich jetzt erstmal keine Gedanken. Irgendwie würde es schon weitergehen.
„Gehen Sie ruhig hinein, vielleicht kann er Ihren Beistand brauchen“, erklärte der Doktor schon etwas freundlicher. „Ich muss mich noch um einige andere Patienten kümmern, die nicht so leichtsinnig mit ihrer Gesundheit spielen.“
„Danke, Doktor.“ Chris überhörte den letzten Vorwurf und ging nach leisem Anklopfen in das weißgetünchte Zimmer, das mit Blumensträußen von Fans und vielen Genesungswunschkarten fast wie für eine Geburtstagsfeier geschmückt war. Es wirkte fast gemütlich, als Chris sich umblickte.
Julian lag mit geschlossenen Augen da. Seine schwarzen Locken kringelten sich auf dem weißen Kissen. Ein Tropf an seiner linken Seite ließ eine durchscheinende Flüssigkeit in rhythmischen Abständen in seine Armvene rinnen. Chris zerriss es das Herz, so zerbrechlich und verloren sah sein Liebling in diesem Augenblick aus. Dieser Hallmann! Unwillkürlich ballte er die Fäuste, als er daran dachte, dass ihr eigener Manager Julian das Zeug angedreht hatte. Bodo sollte mit seiner Gesundheit machen, was er wollte, aber sie damit in Ruhe lassen!
Chris nahm einen der Besucherstühle und setzte sich zu seinem Freund ans Bett. Vorsichtig tastete er nach dessen rechter Hand. Sie fühlte sich kühl und trocken an. Mit flatternden Lidern öffnete Julian bei der Berührung die Augen. Ein zaghaftes Lächeln umspielte seinen Mund, als er Chris erkannte. Mühsam versuchte er, sich ein wenig aufzurichten. Chris kam ihm zu Hilfe
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