Mohnblumenmond (Gay Urban Romance) (German Edition)
herauszuwinden. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn er von Anfang an zu Monika und dem Kind gestanden hätte. Doch ohne das Geld seiner Eltern wäre das kaum möglich gewesen, ohne sein Studium abzubrechen und eine Arbeit anzufangen. Damals war er zu feige, das Richtige zu tun und ließ sich von seinen Eltern bevormunden. Erst nach dem Tod seines Vaters war vieles anders und besser geworden. Richard schob die trüben Gedanken beiseite. Das war Schnee von gestern. Jetzt wollte er die Fehler von früher wieder ins Reine bringen. Und was sein Sohn ihm über diesen Manager erzählt hatte, wollte er ebenfalls geklärt sehen. Sympathisch war ihm Bodo Hallmann jedenfalls nicht. Dieser blickte den hochgewachsenen Mann vor seinem Schreibtisch jetzt abschätzend an. Die Ähnlichkeit mit Julian war unverkennbar. Warum hatte Julian ihm nie etwas über seinen Vater erzählt und was wollte der hier? Würde es Probleme geben?
Richard stellte sich bei der Begrüßung kurz vor und kam gleich zur Sache: „Ich möchte, dass Sie meinen Sohn aus dem Vertrag entlassen.“ Seine Stimme klang fest und entschlossen.
Bodo lachte kehlig. Eine Mischung aus Bitterkeit und Hohn schallte Richard Weidner entgegen. „Guter Mann, wie stellen Sie sich das vor? Das hier ist keine Hobbyband, die im Seniorenstift spielt. Hier geht es um Geld, genauer gesagt, um etliche Millionen und um Verträge, die wir mit Dritten zu erfüllen haben.“
Richard ließ sich davon nicht beeindrucken. „Erstens bin ich nicht Ihr guter Mann, Herr Hallmann. Julian weiß, dass ich hier bin und ich habe sein Einverständnis, diesen Vertrag zu lösen. Wie Sie wissen, hat er – übrigens dank Ihnen – einige gesundheitliche Probleme.“
Bodo Hallmann pokerte. „Ist mir zu Ohren gekommen“, gab er zu. „Natürlich bedaure ich das, allerdings würde ich dadurch die komplette Band zerstören. Der Aufbau von Poppy Moon hat mich allein viel Zeit und Geld gekostet. Eine weitere Neubesetzung innerhalb eines Jahres dürften selbst die treuesten Fans nicht so einfach akzeptieren und erst recht nicht die Veranstalter und Werbepartner. Es würde zu fetten Schadenersatzforderungen kommen und, und, und… Sie können sich die Konsequenzen gar nicht ausmalen.“
Richard Weidner hob die Augenbrauen. Dieses Szenario kam ihm zu theatralisch vor. Diesmal war er es, der den untersetzten, grauhaarigen Manager hinter dem überfüllten Schreibtisch musterte. Papiere und Demo-CDs stapelten sich darauf.
„Dafür würde es eine Lösung geben. Wer sagt denn, dass die Band nicht weiter existieren und ihre Verträge erfüllen kann? Es geht darum, dass Sie in Zukunft die Finger von Julian Kossler lassen. Sie haben keinerlei Respekt vor seinen Gefühlen und Bedenken. Mein Sohn hat Ihnen mitgeteilt, dass er den Druck in dieser Form nicht mehr mitmachen möchte. Sie haben ihn daraufhin mit hochgefährlichen Medikamenten vollgestopft. Außerdem sollen Sie ihn bedroht haben, hat er mir berichtet.“
Bodo Hallmann schnappte nach Luft und fuhr aus seinem Chefsessel hoch. „Also, das ist ja wohl die Höhe“, empörte er sich.
Richard Weidner erhob sich ebenfalls. Wie Kampfhähne standen die beiden ungleichen Männer sich gegenüber „Ja, genau das ist es, Herr Hallmann. Sie können jetzt wählen: entweder Sie zerreißen den Vertrag mit Julian oder ich werde Sie wegen Körperverletzung anzeigen. In diesem Fall wird der Vertrag sowieso gelöst. Nur, dass kein Musiker dann jemals wieder mit Ihnen arbeiten möchte.“
Der Manager starrte sein Gegenüber an wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Ich soll…“, begann er mit puterrotem Kopf, hielt aber dann inne. Polizeiliche Ermittlungen waren das letzte, was er brauchen konnte. Womöglich würden die auf Dinge stoßen, die sie längst zu den Akten gelegt hatten.
Richard nickte zustimmend. „Genau das sollen Sie.“
Ein paar Sekunden herrschte Schweigen zwischen den beiden sich feindselig anstarrenden Männern. Dann ging Bodo zu einem der Aktenschränke und entnahm ihm einen Ordner. Nach kurzem Suchen fischte er das Dokument aus der Hülle und reichte es Weidner. „Hier, da haben Sie den Vertrag Ihres Sohnes. Von mir aus zerreißen Sie ihn selbst. Aber Chris und Okon sollen selbst entscheiden, ob sie in meinem Management bleiben wollen oder nicht“, schnaubte er.
Richard nahm das Dokument an sich. „Ich danke Ihnen, Herr Hallmann. Bitte teilen Sie der Öffentlichkeit mit, dass Julian Kossler nunmehr nicht mehr bei Ihnen unter Vertrag
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