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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Kommandant nahm den Hörer ab, um gerade noch zu hören, wie der Diensthabende seinen wieder auflegte. Fluchend wählte er nochmal, überlegte sich’s anders, ging rüber ins Badezimmer, das den ganzen Garten hinter seinem Haus überblickte, und öffnete das Fenster. Ein leichter Wind wehte herein, der die Gardinen blähte. Der Kommandant spähte hinaus und war eben zu dem Schluß gekommen, daß in seinem Garten keine Eindringlinge seien, als sich ein Azaleenbusch eine Zigarette anzündete. Im Zustand erheblicher Verwirrung eilte der Kommandant in sein Schlafzimmer zurück und rief die Polizei an.
    »Ich werde beobachtet«, erklärte er dem Diensthabenden, als der Kerl endlich ans Telefon ging.
    »Ach wirklich?« sagte der Sergeant, der es gewohnt war, mitten in der Nacht von irgendwelchen Verrückten angerufen zu werden, die ihm erzählten, sie würden bespitzelt. »Und wer beobachtet Sie?«
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte der Kommandant. »Zwei Männer sind vor dem Haus und einer ist hinten in meinem Garten.«
    »Warum flüstern Sie denn?« fragte der Sergeant.
    »Weil ich beobachtet werde, natürlich. Warum sollte ich denn sonst flüstern?« fauchte er Kommandant sotto voce.
    »Keine Ahnung«, sagte der Sergeant. »Ich notier das mal eben. Sie sagten, Sie werden von zwei Männern im Vorgarten und von einem im Garten hinter dem Haus beobachtet. Ist das korrekt?«
    »Nein«, sagte der Kommandant, der rapide die Geduld mit dem Diensthabenden verlor.
    »Aber Sie sagten doch eben… «
    »Ich sagte, es wären zwei Männer vor meinem Haus und einer im Garten hinter dem Haus«, sagte der Kommandant, der versuchte, die Fassung zu bewahren.
    »Zwei… Männer… vor… meinem… Haus«, sagte der Sergeant während er das langsam niederschrieb. »Ich notier’s mir nur«, erklärte er dem Kommandanten, als der fragte, was zum Teufel er zu tun gedenke.
    »Na, da beeilen Sie sich gefälligst«, brüllte der Kommandant, der die Kontrolle über sich verlor. »Ich hab ein ekelhaft großes Loch in der Decke über meinem Bett, und in mein Haus ist eingebrochen worden«, fuhr er fort und wurde für seine Mühe damit belohnt, daß er hörte, wie der Sergeant jemand anderem im Polizeirevier mitteilte, daß er schon wieder einen Irren an der Strippe habe.
    »Also dann, berichtigen Sie mich, wenn ich mich irre«, sagte der Sergeant, ehe der Kommandant ihm wegen Gehorsamsverweigerung einen Rüffel geben konnte, »Sie sagen, daß drei Männer Ihr Haus beobachten, daß Sie ein ekelhaft großes Loch in der Decke haben und daß in Ihr Haus eingebrochen worden ist? Ist das richtig? Haben Sie nichts vergessen?«
    Kommandant van Heerden befand sich in seinem Schlafzimmer am Rande eines Schlaganfalls. »Nur eines«, schrie er ins Telefon, »hier spricht Ihr befehlshabender Offizier, Kommandant van Heerden. Und ich befehle Ihnen, sofort einen Streifenwagen herzuschicken.«
    Mißtrauisches Schweigen folgte dieser grimmigen Mitteilung. »Hören Sie mich?« brüllte der Kommandant. Es war offenbar, daß der Diensttuende das nicht tat. Der hatte die Hand über die Muschel gelegt, aber der Kommandant hörte trotzdem, wie er dem Wachtmeister, der mit ihm Dienst hatte, erzählte, daß der Anrufer total übergeschnappt sei. Der Kommandant knallte seinen Hörer auf die Gabel und überlegte, was man tun könne. Schließlich stand er auf und ging ans Fenster. Die unheimlichen Beobachter waren immer noch da. Der Kommandant schlich sich auf Zehenspitzen zu seiner Kommode und kramte in der Schublade mit den Socken nach seinem Revolver. Er nahm ihn heraus und überzeugte sich, daß er geladen sei, und nachdem er zu dem Schluß gekommen war, daß wegen des Lochs in der Decke sein Schlafzimmer nicht zu verteidigen sei, war er gerade leise auf dem Weg nach unten, als in seinem Schlafzimmer das Telefon zu klingeln begann. Einen Moment lang überlegte der Kommandant, ob er’s einfach klingeln lassen solle, als ihm einfiel, daß es vielleicht der Diensthabende wäre, der zurückriefe, um sich zu versichern, daß der Kommandant eben angerufen habe, und er hastete wieder nach oben. Er wollte eben den Hörer abnehmen, da hörte das Klingeln auf.
    Kommandant van Heerden wählte die Nummer der Polizeidienststelle.
    »Haben Sie mich eben angerufen?« fragte er den Diensttuenden.
    »Kommt drauf an, wer Sie sind«, erwiderte der Sergeant.
    »Ich bin Ihr Vorgesetzter«, schrie der Kommandant.
    Der Sergeant dachte darüber nach. »Okay«, sagte er schließlich, »legen

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