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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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keine Ahnung, daß es noch so viele Kommunisten auf freiem Fuße gibt. Ich dachte, wir hätten die Scheißkerle schon vor Jahren alle geschnappt.«
    »Sie sprießen wie Drachenzähne aus dem Boden«, versicherte ihm Verkramp.
    »Ja, das müssen sie wohl«, sagte der Kommandant, der die Sache so wirklich noch nie betrachtet hatte. Luitenant Verkramp fuhr fort: »Nach dem Fehlschlag ihrer Sabotagetätigkeit gingen sie in den Untergrund.«
    »Mußten sie ja wohl«, sagte der Kommandant, den immer noch der Gedanke an die Drachenzähne beschäftigte.
    »Sie haben sich reorganisiert und eine neue Kampagne gestartet. Erst, um unsere Moral zu untergraben, und dann, wenn das getan ist, werden sie mit einer neuen Sabotagewelle beginnen«, erklärte Verkramp.
    »Soll das heißen«, fragte der Kommandant, »daß sie gezielt versuchen, in den Besitz von Fakten zu gelangen, um damit im ganzen Land Polizeibeamte zu erpressen?«
    »Genau, Sir«, sagte Verkramp. »Ich habe Grund zur Annahme, daß sie speziell an sexuellen Entgleisungen südafrikanischer Polizeibeamter interessiert sind.«
    Der Kommandant versuchte sich irgendeine sexuelle Entgleisung vorzustellen, die er sich in letzter Zeit hätte zu Schulden kommen lassen, es fiel ihm zu seinem Bedauern aber keine ein. Andererseits konnte er sich Tausende vorstellen, die von den Leuten unter seinem Kommando begangen wurden.
    »Na«, sagte er schließlich, »nur gut, daß Wachtmeister Els nicht mehr unter uns ist. Der Dreckskerl ist gerade rechtzeitig abgekratzt, wie die Sache sich anhört.«
    Verkramp lächelte. »Das war mir auch schon durch den Kopf gegangen«, sagte er. Wachtmeister Els’ Heldentaten auf dem Gebiet rassenschänderischen Beischlafs waren bei der Piemburger Polizei schon zur Legende geworden.
    »Trotzdem sehe ich immer noch nicht, was Sie unternehmen wollen, um diese verfluchte Kampagne zu stoppen«, fuhr der Kommandant fort. »Wenn nicht Els, so gibt es doch immer noch jede Menge Beamte, deren Sexualleben zu wünschen übrig läßt.«
    Luitenant Verkramp war entzückt. »Ganz meine Meinung« , sagte er und zog Dr. von Blimensteins Fragebogen aus der Tasche. »Ich habe an dem Problem mit einem führenden Mitglied des psychiatrischen Berufsstandes gearbeitet«, sagte er, »und ich glaube, wir haben uns da was einfallen lassen, was dazu dienen könnte, Hinweise auf die Offiziere und Beamten zu liefern, die für diese Form kommunistischer Infiltration am anfälligsten sind.«
    »Wirklich?« sagte der Kommandant, der sich denken konnte, wer das führende Mitglied des psychiatrischen Berufsstandes war. Luitenant Verkramp reichte ihm den Fragebogen.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir«, sagte er, »würde ich diese Fragebogen gern an alle Männer dieser Dienststelle verteilen. Mit den Antworten, die wir bekommen, sollte es möglich sein, alle denkbaren Opfer einer Erpressung herauszusieben.«
    Kommandant van Heerden sah auf den Fragebogen, der die harmlose Überschrift »Persönlichkeitstest« und den Hinweis »Streng vertraulich« trug. Er warf einen Blick auf die ersten paar Fragen und fand keine, die ihn beunruhigte. Offenbar drehten sie sich um den Beruf des Vaters und um Alter und Zahl der Geschwister. Ehe er auch nur weitergucken konnte, erklärte ihm Verkramp, daß er von Pretoria Anweisungen habe, diese Untersuchung durchzuführen.
    »BOSS?« fragte der Kommandant.
    »BOSS«, sagte Verkramp.
    »In dem Fall«, sagte der Kommandant, »machen Sie weiter.«
    »Den hier lasse ich Ihnen zum Ausfüllen da«, sagte Verkramp und verließ das Büro, froh über den Ausgang der Dinge. Er gab Sergeant Breitenbach den Befehl, die Fragebögen zu verteilen, und rief Dr. von Blimenstein an, um ihr mitzuteilen, daß alles, wenn auch nicht nach Plan, da er keinen hatte, so doch wenigstens nach den vorhandenen Möglichkeiten verlaufe. Dr. von Blimenstein hörte das mit großer Freude, und bevor Verkramp bewußt wurde, was er tat, stellte er fest, daß er sie für den Abend zu sich zum Essen eingeladen hatte. Erstaunt über sein Glück legte er den Hörer auf. Es kam ihm kein einziges Mal in den Sinn, daß all die Lügen über kommunistische Erpresser, die er dem Kommandanten aufgetischt hatte, außerhalb seiner verdrehten Phantasie keine Realität besaßen. Seine berufliche Aufgabe war, Staatsfeinde auszurotten, und daraus folgte, daß es Staatsfeinde gab, die auszurotten waren. Die genauen Einzelheiten ihrer Tätigkeiten waren ihm, wenn überhaupt, kaum wichtig. Wie er einmal

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