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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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vor Gericht erklärt hatte, war es das Grundprinzip der Subversion, das zählte, und nicht die Einzelheiten.
    Wenn Verkramp damit zufrieden war, wie die Dinge liefen – Kommandant van Heerden, der am Schreibtisch saß, den Fragebogen vor sich, war es nicht. Die Geschichte, die ihm der Luitenant erzählt hatte, war recht überzeugend. Der Kommandant hatte keinen Zweifel, daß kommunistische Unruhestifter in Zululand am Werke seien – nichts anderes konnte die Widerspenstigkeit der Zulus in der Stadt gegen die letzte Fahrpreiserhöhung der Busse erklären. Aber die Saboteure, die als Gasmänner verkleidet in sein eigenes Haus eingedrungen waren, zeigten, daß in ihrer Zerstörungskampagne eine neue Phase begonnen hatte, und eine besonders beunruhigende dazu. Der Bericht des Diensthabenden, daß das Untersuchungskommando ein Mikrofon unter dem Ausguß entdeckt habe, bewies ihm nur, wie genau Luitenant Verkramps Vorhersage gewesen war. Der Kommandant gab dem Sergeant die Anweisung, die Untersuchung der Sicherheitsabteilung zu überlassen, und sandte Verkramp eine Mitteilung, die lautete: »Betr. unser Gespräch heute früh. Anwesenheit von Mikrofon in Küche bestätigt Ihren Bericht. Schlage vor, Sie ergreifen sofort Gegenmaßnahmen. Van Heerden.«
    Mit erneutem Vertrauen in die Fähigkeiten seines Stellvertreters beschloß der Kommandant, sich an den Fragebogen zu machen, den Verkramp ihm gegeben hatte. Er füllte die ersten paar Fragen recht frohgemut aus, und erst als er umblätterte, dämmerte ihm langsam, daß er nach und nach in einen Sumpf erotischer Geständnisse geführt wurde, wo jede Frage ihn nur noch tiefer hineinzog.
    »Hatten Sie ein schwarzes Kindermädchen?« erschien recht harmlos, und der Kommandant setzte »Ja« ein, um zu entdecken, daß die nächste Frage lautete: »Größe der Brüste? Groß. Mittel. Klein.« Nach leichtem Zögern, das nicht frei von Unruhe war, kreuzte er »Groß« an, um sich als nächstes Gedanken zur Frage »Länge der Brustwarzen? Lang. Mittel. Kurz« machen zu müssen. »Das ist aber ‘ne verdammt komische Tour, den Kommunismus zu bekämpfen«, dachte er und versuchte sich an die Länge der Brustnuppel seines Kindermädchens zu erinnern. Schließlich strich er »Lang« an und sah sich der Frage gegenüber: »Hat schwarzes Kindermädchen Geschlechtsteile gestreichelt? Oft. Manchmal. Selten.« Der Kommandant suchte verzweifelt nach »Nie«, konnte es aber nicht finden. Schließlich kreuzte er »Selten« an und wandte sich der nächsten Frage zu. »Alter der erste Ejakulation? Drei Jahre, vier Jahre…«
    »Überlassen aber nicht viel dem Zufall«, dachte der Kommandant, der empört versuchte, sich zwischen sechs Jahren, was absolut nicht stimmte, aber weniger geeignet schien, seine Autorität zu untergraben, und sechzehn Jahren zu entscheiden, was richtiger war. Er hatte gerade als Kompromiß acht Jahre eingesetzt, weil er mal mit zehn Jahren einen nächtlichen Samenerguß gehabt hatte, als er bemerkte, daß er in eine Falle getappt war. Die nächste Frage lautete: »Alter des ersten nassen Traums?« Diesmal fing die Liste der Möglichkeiten mit zehn Jahren an. Als er endlich seine Antwort zur vorigen Frage ausradiert hatte, um sie mit dem Naßtraum mit elf Jahren in Einklang zu bringen, war der Kommandant so allmählich durch und durch schlechter Laune. Er griff zum Telefon und rief in Verkamps Büro an. Sergeant Breitenbach war am Apparat.
    »Wo ist Verkramp?« wollte der Kommandant wissen. Der Sergeant sagte, der sei weggegangen, und ob er nicht helfen könne. Der Kommandant sagte, das bezweifle er. »Es geht um diesen verdammten Fragebogen«, erklärte er dem Sergeant. »Wer kriegt den eigentlich zu lesen?«
    »Ich denke, Frau Dr. von Blimenstein hat die Absicht«, sagte der Sergeant. »Sie hat ihn ja gemacht.«
    »Ach ja?« knurrte der Kommandant. »Na, dann können Sie Luitenant Verkramp mitteilen, daß ich nicht die Absicht habe, Frage fünfundzwanzig zu beantworten.«
    »Welche ist denn das?«
    »Das ist die, die lautet:>Wie oft masturbieren Sie täglich?««, sagte der Kommandant. »Sie können Verkramp sagen, daß ich es für einen Einbruch in meine Privatsphäre halte, Fragen wie diese zu stellen.«
    »Ja, Sir«, sagte der Sergeant, der die möglichen Antworten auf dem Fragebogen musterte, die von fünfmal bis fünfundzwanzigmal reichten.
    Der Kommandant knallte den Hörer auf die Gabel, schloß den Fragebogen in seinen Schreibtisch ein und ging in miesester Laune

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