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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nicht«, sagte der Kommandant.
    »Natürlich befaßt er sich nebenbei immer noch ein bißchen mit Börsenpapieren«, fuhr sie fort, »aber das ist halt nicht das gleiche, nicht wahr?«
    Der Kommandant sagte, das wäre es wohl nicht, obwohl er nicht genau wußte, inwiefern es nicht das gleiche war. Während Mrs. Heathcote-Kilkoon weiterschwatzte, nahm der Kommandant gierig die Einzelheiten ihrer Garderobe auf, die Krokodillederschuhe, die dazu passende Handtasche und die unaufdringlichen Perlen, und staunte über ihren ausgezeichneten Geschmack. Selbst die Art, wie sie die Beine überschlug, hatte eine Gelassenheit an sich, die der Kommandant unwiderstehlich fand.
    »Stammt Ihre Familie aus diesem Teil der Welt?« wollte Mrs. Heathcote-Kilkoon wenig später wissen.
    »Mein Vater hatte eine Farm im Karoo«, erzählte ihr der Kommandant. »Er züchtete Ziegen.« Ihm war klar, daß sich das nach einer ziemlich dürftigen Betätigung anhörte, aber nach allem, was er von den Engländern wußte, standen Landbesitzer bei ihnen hoch im Kurs. Mrs. Heathcote-Kilkoon seufzte.
    »Ich schwärme ja so fürs Land«, sagte sie. »Das ist ein Grund, weshalb wir nach Zululand kamen. Mein Mann zog sich nach dem Krieg nach Umtali zurück, wissen Sie, und es gefiel uns da oben sehr, aber irgendwie machte ihm das Klima zu schaffen, und so zogen wir hier runter. Wir wählten Piemburg, weil uns beiden die Atmosphäre hier ausnehmend gefällt. So fabelhaft fin de siècle, finden Sie nicht auch?«
    Der Kommandant, der nicht wußte, was fin de siècle bedeutete, sagte, ihm gefalle Piemburg, weil es ihn an die gute alte Zeit erinnere.
    »Wie recht Sie haben«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon. »Mein Mann und ich sind absolut nostalgiesüchtig. Wenn wir doch nur die Uhr zurückstellen könnten. Die Eleganz, der Charme, die Zuvorkommenheit dieser unwiderruflich vergangenen heißgeliebten alten Zeiten«, seufzte sie, und der Kommandant, der spürte, daß ihm in seinem Leben ausnahmsweise mal ein gleichgesinnter Geist begegnet war, seufzte mit ihr. Als wenig später der Barmann meldete, daß die Werkstatt Benzin in den Rolls gefüllt habe, erhob sich der Kommandant.
    »Ich möchte Sie nicht aufhalten«, sagte er höflich.
    »Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie mir geholfen haben«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon und streckte ihm ihre behandschuhte Hand entgegen. Der Kommandant ergriff sie, und in einer plötzlichen Regung, die der Seite neunundvierzig von Wie andere Menschen sind entsprang, drückte er sie an seine Lippen. »Ihr Diener«, murmelte er.
    Er war weg, ehe Mrs. Heathcote-Kilkoon irgend etwas sagen konnte, und fuhr bald seltsam gehobener Stimmung nach Piemburg hinunter. An dem Abend nahm er sich Berry & Co aus der Bücherei mit und fuhr nach Hause, um aus den Seiten neue Inspirationen zu schöpfen.
    »Wo bist du denn gewesen?« fragte Colonel Heathcote-Kilkoon, als seine Frau nach Hause kam.
    »Du wirst es einfach nicht glauben, aber ich habe mich mit einem richtigen ollen Buren unterhalten. Keiner von deinen Bluffern, sondern die Originalware. Absolut noch aus der Arche. Du wirst es einfach nicht glauben, aber er hat mir zum Abschied tatsächlich die Hand geküßt.«
    »Wie gräßlich«, sagte der Colonel und ging in den Garten hinaus, um nach seinen Azaleen zu sehen. Wenn es etwas gab, was er nach Termiten und dreisten Kaffern nicht leiden konnte, dann waren es Afrikaander. Im Wohnzimmer saß Major Bloxham und las Country Life.
    »Sie können ja wohl nicht alle Schweine sein«, sagte er herablassend, als Mrs. Heathcote-Kilkoon ihm von dem Kommandanten erzählte, »bloß kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, jemals einem begegnet zu sein, der’s nicht war. In Kenia kannte ich mal einen Kerl namens Botha. Wusch sich nie. Wäscht sich dein Freund?«
    Mrs. Heathcote-Kilkoon schnaubte erbost und ging nach oben, um sich vor dem Abendessen noch etwas auszuruhen. Während sie dort in der Stille des Spätnachmittags lag und dem sanften Geplätscher des Rasensprengers lauschte, empfand sie vage Reue über das Leben, das sie einst geführt hatte. In Croydon geboren, war sie von der Selsdon Road über den Dienst bei der Weiblichen Hilfs-Air-Force nach Nairobi gekommen, wo sie sich aufgrund ihrer provinziellen Herkunft eine Stellung und einen Mann mit Geld angeln konnte. Seit jenen sorglosen Tagen war sie inzwischen langsam den schwarzen Kontinent hinuntergewandert, war sie südwärts gespült worden auf der verebbenden Flut

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