Mohrenwäsche
versucht, mußte jedoch feststellen, daß seine Leitung offenbar ununterbrochen besetzt war. Schließlich gab sie es auf, weil sie der Meinung war, es sei nicht damenhaft, ihm nachzulaufen. »Er wird schon zur rechten Zeit wieder zu mir zurückkommen«, sagte sie selbstgefällig. »Er kann gar nicht ohne mich auskommen.« Jeden Abend bewunderte sie nach dem Baden im Spiegel den Abdruck von Verkramps Zähnen und legte sich als Zeichen der Zuneigung des Luitenant ihre zerrissenen roten Höschen zum Schlafen unter das Kopfkissen. »Starke orale Bedürfnisse«, dachte sie glücklich, und ihr Busen wogte im Vorgefühl auf Kommendes.
Mrs. Heathcote-Kilkoon war viel zu sehr Dame, um irgendwelche Zweifel an der Schicklichkeit des Verfolgens ihrer Bekanntschaft mit Kommandant van Heerden zu haben. Jeden Nachmittag rollte nun der altmodische Rolls geräuschlos die Auffahrt des Golfgeländes hinunter, und Mrs. Heathcote-Kilkoon spielte eine Runde sehr gepflegten Golf, bis der Kommandant eintraf. Dann ersparte sie ihm jedesmal die Peinlichkeit, seine Ungeschicklichkeit im Umgang mit einem Golfschläger aller Welt vor Augen zu führen, indem sie ihn in eine Unterhaltung zog.
»Sie müssen mich für absolut entsetzlich halten«, flötete sie eines Nachmittags, als sie auf der Veranda saßen.
Der Kommandant sagte, er denke gar nicht daran.
»Ich denke, es ist wohl, weil ich so wenig Erfahrung mit der Wirklichkeit habe«, fuhr sie fort, »daß ich es so faszinierend finde, einem Mann mit so viel je ne sais quoi zu begegnen.«
»Oh, davon weiß ich gar nichts«, sagte der Kommandant bescheiden. Mrs. Heathcote-Kilkoon drohte ihm mit einem behandschuhten Finger.
»Und amüsant obendrein«, sagte sie, obgleich der Kommandant sich nicht denken konnte, wovon sie eigentlich redete. »Irgendwie erwartet man nicht, daß ein Mann in einer so verantwortlichen Stellung Sinn für Humor hat, und Polizeikommandant einer Stadt von der Größe Piemburgs zu sein, muß eine ungeheuerliche Verantwortung bedeuten. Es muß doch Nächte geben, in denen Sie einfach vor Sorgen keinen Schlaf finden können.«
Dem Kommandanten fielen mehrere Nächte in der letzten Zeit ein, in denen er nicht schlafen konnte, aber er war nicht bereit, das zuzugeben.
»Wenn ich ins Bett gehe«, sagte er, »gehe ich schlafen. Ich mache mir keine Sorgen.« Mrs. Heathcote-Kilkoon sah ihn voll Bewunderung an.
»Wie ich Sie beneide«, sagte sie, »ich leide fürchterlich unter Schlaflosigkeit. Ich liege wach und denke darüber nach, wie die Dinge sich im Laufe meines Lebens verändert haben, und erinnere mich der guten alten Zeit in Kenia, ehe diese gräßliche Mau-Mau daherkam und alles kaputtmachte. Sehen Sie sich nur an, in was für ein grauenhaftes Chaos die Schwarzen das Land gestürzt haben. Sogar die Pferderennen in Thomson’s Falls haben sie eingestellt.« Sie seufzte, und der Kommandant litt mit ihr.
»Sie sollten versuchen, im Bett zu lesen«, schlug er vor, »es gibt Leute, die meinen, das hilft.«
»Aber was?« fragte Mrs. Heathcote-Kilkoon in einem Ton, der vermuten ließ, sie habe bereits alles gelesen, was es zu lesen gibt.
»Dornford Yates«, sagte der Kommandant prompt und stellte erfreut fest, daß Mrs. Heathcote-Kilkoon ihn erstaunt anblickte. Genau auf diese Wirkung hatte er gehofft.
»Sie auch?« stieß sie hervor. »Sind Sie ein Verehrer von ihm?«
Der Kommandant nickte.
»Ist er nicht wunderbar?« fuhr Mrs. Heathcote-Kilkoon atemlos fort. »Ist er nicht absolut phantastisch? Mein Mann und ich sind ihm völlig ergeben. Absolut ergeben. Das ist einer der Gründe, weshalb wir nach Umtali gezogen sind. Nur, um ihm nahe zu sein. Nur, um dieselbe Luft wie er zu atmen und zu wissen, daß wir in derselben Stadt wohnen wie der große Mann. Es war eine wundervolle Erfahrung. Wirklich wundervoll.« Sie unterbrach sich lange genug in ihrer Arie über die literarischen Vorzüge Umtalis, um dem Kommandanten Gelegenheit zu der Bemerkung zu geben, daß er erstaunt darüber sei, daß Dornford Yates in Rhodesien gelebt habe. »Ich habe ihn mir immer in England vorgestellt«, sagte er, wobei er bequemerweise vergaß, daß »immer« in diesem Fall »eine Woche« hieß.
»Er verließ England während des Krieges«, erklärte Mrs. Heathcote-Kilkoon, »und danach kehrte er in das Haus in Eaux Bonnes in den Pyrenäen zurück, in >das Haus, das Berry baute<, nicht wahr, aber die Franzosen waren so scheußlich, und alles hatte sich so schrecklich verändert, daß er es
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