Mohrenwäsche
seine Rede.
»Ja«, sagte er, »lassen Sie das Experiment beginnen.«
Die Freiwilligen gingen in ihre Zellen, wo sie ihre Sachen ablegen und in die Zwangsjacken schlüpfen mußten, die wie Schlafanzüge auf den Betten ausgebreitet lagen. Es gab ein bißchen Aufregung deswegen, und es erforderte die Hilfe mehrerer Sergeants, um den einen oder anderen von den größeren Männern in sie hineinzubekommen. Schließlich aber waren die zehn Wachtmeister festgeschnallt, und Verkramp füllte die erste Spritze mit Apomorphin.
Sergeant Breitenbach beobachtete ihn mit wachsender Unruhe.
»Der Doktor hat gesagt, nicht übertreiben«, flüsterte er. »Er hat gesagt, man könnte damit jemanden umbringen. Nur 3 Kubikzentimeter.«
»Sie bekommen doch nicht etwa kalte Füße, Sergeant?« fragte Verkramp. Der Freiwillige auf dem Bett starrte mit hervorquellenden Augen auf die Nadel.
»Ich hab’s mir anders überlegt«, schrie er verzweifelt.
»Nein, das haben Sie nicht«, sagte Verkramp. »Wir tun’s ja schließlich für Sie.«
»Sollten wir es nicht vielleicht erst mal an einem Kaffer ausprobieren?« fragte Sergeant Breitenbach. »Ich meine, es macht vielleicht nicht gerade guten Eindruck, wenn einer der Männer stirbt, oder?«
Verkramp überlegte einen Augenblick. »Vermutlich haben Sie recht«, räumte er schließlich ein. Sie stiegen zu den Zellen im Erdgeschoß hinunter und spritzten mehreren afrikanischen Untersuchungshäftlingen verschieden große Dosen Apomorphin. Die Ergebnisse bestätigten Sergeant Breitenbachs schlimmste Befürchtungen vollkommen. Als der dritte Schwarze im Koma lag, machte Verkramp ein verlegenes Gesicht.
»Verdammt stark, das Zeug«, sagte er.
»Wäre es nicht besser, wenn wir uns auf die Elektroschockapparate beschränkten?« fragte der Sergeant.
»Wahrscheinlich«, sagte Verkramp niedergeschlagen. Er hatte sich so darauf gefreut, Nadeln in die Freiwilligen pieken zu können. Er gab dem Sergeant die Anweisung, nach dem Polizeiarzt zu schicken, damit der die Totenscheine unterschreiben könne, dann stieg er wieder ins oberste Stockwerk hinauf und versicherte den fünf Freiwilligen, die für die Ampomorphinbehandlung ausersehen waren, daß sie nichts zu fürchten brauchten.
»Sie bekommen statt dessen Elektroschocks«, sagte er und schaltete den Projektor ein. Auf der anderen Seite der Zelle erschien an der Wand eine nackte schwarze Frau. Als jeder der Freiwilligen eine Erektion hatte, schüttelte Verkramp den Kopf.
»Ekelhaft«, murmelte er, während er den Pol des Schockapparats dem ersten Freiwilligen mit etwas Heftpflaster an der Glans Penis befestigte. »Also«, sagte er zu dem Sergeant, der neben dem Bett saß, »jedesmal, wenn Sie das Dia wechseln, verabreichen Sie ihm einen Elektroschock. So!« Verkramp drehte den Knopf am Generator kräftig herum, und der Polizeiwachtmeister auf dem Bett zuckte krampfhaft und schrie. Verkramp untersuchte den Penis des Mannes und war beeindruckt. »Man sieht schon, daß es wirkt«, sagte er und wechselte das Dia.
Luitenant Verkramp ging von Zelle zu Zelle, erläuterte das Verfahren und überwachte das Experiment. Und während Erektionen auf Fotos folgten und Kontraktionen auf Schocks, um von neuen Fotos, neuen Erektionen, neuen Schocks und neuen Kontraktionen abgelöst zu werden, wuchs beim Luitenant die Begeisterung.
Als Sergeant Breitenbach aus der Leichenhalle zurückkam, war er weniger optimistisch.
»Man hört sie bis auf die Straße brüllen«, schrie er Verkramp ins Ohr, während der Korridor von dem Geheul der Freiwilligen widerhallte.
»Na und?« sagte Verkramp. »Wir machen hier Geschichte.«
»Wir machen auch ein höllisches Getöse«, sagte der Sergeant.
Für Verkramp waren die Schreie wie Musik. Ihm war, als dirigiere er eine gewaltige Symphonie, in der die vier Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst und Winter, in einem Gewirr aus Schreien, Schocks und Bildern, Erektionen und Kontraktionen gefeiert wurden, von denen er jede, ganz wie er wollte, hervorheben oder dämpfen konnte.
Aber wenig später ließ er im Korridor ein Feldbett aufstellen und legte sich darauf, um sich etwas auszuruhen. »Ich treibe hier den Teufel aus«, dachte er, und während er noch von einer Welt träumte, die von sexuellen Begierden gereinigt sei, schlief er ein. Als er wieder aufwachte, war er erstaunt, wie still es war. Er stand auf und stellte fest, daß die Freiwilligen schliefen und die Sergeants in der Toilette rauchten.
»Was zum Teufel denken
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