Mohrenwäsche
hatte.
»Hören Sie zu«, sagte er, »es ist nicht nett, sie unter die ganze Sippschaft von Kaffernflittchen zu mischen.«
»Das weiß ich ja«, sagte der Sergeant, »ich dachte halt, es würde vielleicht nützen.«
»Nützen?«
»Meiner Ehe nützen«, erklärte der Sergeant. »Meine Frau ist ein bißchen… naja, ein bißchen flatterhaft, und ich dachte halt, ich könnte damit erreichen, daß wenigstens einer sie nicht mehr ansieht.«
Verkramp betrachtete sich das Dia. »Hätte nicht gedacht, daß Sie sich da Sorgen zu machen brauchten«, sagte er und gab die Anweisung, Mrs. Bischoff zu keiner Geselligkeit mit Damen mehr einzuladen.
Als er sich schließlich vergewissert hatte, daß alles nach Plan verlief, ging er in das Büro des Kommandanten hinunter und versuchte, darüber nachzudenken, was er sonst noch tun könne, um seine Amtsperiode unvergeßlich zu gestalten. Der nächste Schritt, soweit er sehen konnte, würde sich am Abend ereignen, wenn seine Agenten mit der Feldarbeit begannen.
7
Als Kommandant van Heerden nach dem Mittagessen nach Weezen hineingefahren war und hatte feststellen müssen, daß an dem Tag die Läden nachmittags zu hatten, kam ihm allmählich der Gedanke, daß er das Haus der Heathcote-Kilkoons wohl nie finden werde. Sein früherer Eindruck, daß die Zeit in der kleinen Stadt still stehe, wurde dadurch, daß am Nachmittag keine Menschenseele auf den Straßen zu sehen war, deutlich unterstrichen. Er spazierte herum und suchte nach dem Postamt, nur um endlich festzustellen, daß es geschlossen war; er versuchte es bei dem Laden, in dem er am Morgen gewesen war – mit dem gleichen Erfolg, und schließlich setzte er sich in den Schatten von Queen Victoria und starrte auf die staubige Canna in der kleinen Gartenanlage. Ein magerer gelber Hund, der auf der Veranda des Ladens saß, kratzte sich träge und erinnerte den Kommandanten an seine neue Rolle. »Britische Leute und tolle Hunde machen in der Mittagssonne die Runde«, dachte er, um seine Laune zu heben, und fragte sich, was ein echter Brite, der sich zu dieser Tageszeit in einer fremden Stadt befände, wohl getan hätte. »Er wäre angeln gegangen«, kam ihm in den Sinn, und mit dem unangenehmen Gefühl, er werde ziemlich kritisch beobachtet, was unbewußt von der großen Königin über ihm herrührte, erhob er sich und fuhr zum Hotel zurück.
Auch dort war jetzt das Gefühl der Lähmung, von dem das alte Gebäude so erfüllt war, noch deutlicher spürbar. Die beiden Fliegen waren immer noch in der Drehtür gefangen, aber sie summten nicht mehr. Kommandant van Heerden ging den Gang entlang zu seinem Zimmer und holte sich seine Angel. Nach einigem Gerangel in der Drehtür, die sich sträubte, die Angel und den Korb gleichzeitig aufzunehmen, war er dann schließlich draußen und kämpfte sich die von Unkraut überwucherten Wege hinunter zum Fluß durch. Am Ende des gewaltigen Abflußrohrs zögerte er, guckte erst, in welche Richtung der Fluß strömte, und marschierte dann flußaufwärts, weil er keine Fische fangen wollte, die sich an der edlen Gülle fettgefressen hatten. Er hatte einige Schwierigkeiten, eine Stelle zu finden, die nicht von Ästen versperrt war, aber wenig später machte er sich daran, seine ihm am verheißungsvollsten erscheinende Fliege, ein großes, rotflügeliges Ding, ins Wasser zu praktizieren. Nichts rührte sich unter der Wasseroberfläche, aber der Kommandant war es absolut zufrieden. Er tat, was ein englischer Gentleman an einem heißen Sommernachmittag tun würde, und da er wußte, wie erfolglos Engländer in anderen Dingen waren, bezweifelte er, daß sie etwas fingen, wenn sie angelten. Während die Zeit langsam weiterschlich, sann der Kommandant, der in der Hitze etwas schläfrig wurde, still nach. Mit etwas, das entfernt innerer Einsicht ähnelte, sah er sich, einen fetten Mann mittleren Alters, in ungewohnten Kleidern am Ufer eines unbekannten Flusses stehen und nach nichts Besonderem fischen. Daß er das tat, schien sonderbar, doch war es beruhigend und auf merkwürdige Weise befriedigend. Piemburg und die Polizeidienststelle schienen weit weg und bedeutungslos. Es kümmerte ihn nicht mehr, was dort geschah. Er war weit weg von allem, weg in den Bergen, und war, wenn nicht er selber, so doch zumindest etwas Gleichwertiges, und er dachte gerade darüber nach, was diese Bewunderung für alles Britische eigentlich bedeute, als ihn eine Stimme unterbrach.
»Oh, einen Haken verbirgt die Fliege nie!«
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