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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Verkramp erschien zeitig und machte es sich im Büro des Kommandanten bequem.
    »Die folgenden Leute sofort zu mir zum Rapport«, sagte er zu Sergeant Breitenbach und händigte ihm eine Liste mit den Namen von zehn Beamten aus, deren moralische Pflichtvergessenheit in Sachen Rassenmischung nur allzu bekannt war. »Und lassen sie die Zellen im obersten Stockwerk leerräumen. Ein Bett in jede, und die Wand weiß getüncht.«
    Als die Männer sich bei Verkramp meldeten, befragte er sie einzeln nacheinander.
    »Wachtmeister van Heynigen«, sagte er zu dem ersten, »Sie haben mit schwarzen Frauen geschlafen. Leugnen Sie nicht. Sie haben’s getan.«
    Wachtmeister van Heynigen machte ein verblüfftes Gesicht.
    »Naja, Sir…«, begann er, aber Verkramp schnitt ihm das Wort ab.
    »Gut«, keifte er, »es freut mich, daß sie es offen eingestehen. Sie werden sich nun einer Kur unterziehen, die Sie von dieser Krankheit heilen wird.«
    Wachtmeister van Heynigen hatte die Vergewaltigung von schwarzen Frauen noch nie als Krankheit angesehen. Er hatte sie in einem unterbezahlten Job immer für eine zusätzliche Sozialleistung gehalten.
    »Stimmen Sie mir zu, daß diese Behandlung Ihnen nützen wird?« fragte Verkramp mit einer Strenge, die jede Möglichkeit der Widerrede ausschloß. »Gut. Dann unterschreiben Sie hier«, und er schob dem verdatterten Wachtmeister ein maschinegeschriebenes Formular rüber und drückte ihm einen Kugelschreiber in die Hand. Wachtmeister van Heynigen unterschrieb.
    »Danke. Der nächste bitte«, sagte Verkramp.
    Im Verlauf einer Stunde hatte der Luitenant mit allen zehn Wachtmeistern denselben kurzen Prozeß gemacht und besaß zehn unterschriebene Erklärungen, in denen sich die Leute mit der Aversionstherapie als Behandlung des Leidens der Rassenmischung einverstanden erklärten.
    »Das ging ja wie geschmiert«, sagte Verkramp zu Sergeant Breitenbach, »da könnten wir gleich alle Mann eine unterschreiben lassen.« Der Sergeant stimmte dem bedingt zu.
    »Ich denke, die Sergeants sollten wir da rauslassen, meinen Sie nicht auch, Sir?« sagte er.
    Verkramp dachte darüber nach. »Sie haben wahrscheinlich recht«, stimmte er zähneknirschend zu. »Wir brauchen ja auch jemanden, der die Spritzen und Elektroschocks verabreicht.«
    Während der Sergeant die Anweisung gab, daß alle Wachtmeister die Einwilligungserklärung zu unterschreiben hätten, sobald sie zum Dienst erschienen, ging Verkramp nach oben, um die Zellen zu inspizieren, die für die Behandlung ausgeräumt worden waren.
    In jeder Zelle stand ein Bett mit Blick zur Wand, die weiß getüncht war, und neben dem Bett stand auf einem Tisch ein Diaprojektor. Das einzige, was noch fehlte, waren die Dias. Verkramp ging in sein Büro zurück und schickte nach Sergeant Breitenbach.
    »Fahren Sie mit ein paar Lkw’s in die Vorstadt raus und schaffen Sie hundert Niggermädchen her«, befahl er. »Versuchen Sie, hübsche zu erwischen. Bringen Sie sie her, und dann soll der Fotograf sie nackt fotografieren.«
    Sergeant Breitenbach ging nach unten und fuhr nach Adamville hinaus, dem schwarzen Vorort außerhalb Piemburgs, um den Befehl auszuführen, der oberflächlich besehen ziemlich einfach zu sein schien. In der Praxis jedoch erwies er sich als ziemlich schwierig. Als seine Leute ein Dutzend junger schwarzer Frauen aus ihren Hütten gezerrt und in den Polizeiwagen gesperrt hatten, hatte sich eine wütende Menge angesammelt, und die ganze Gemeinde war im Aufruhr.
    »Wir wollen unsere Frauen wiederhaben«, schrie die Menge.
    »Laßt uns raus«, schrien die Mädchen in dem Polizeiwagen. Sergeant Breitenbach versuchte zu erklären.
    »Wir wollen sie doch bloß ohne ihre Kleider fotografieren«, sagte er. »Damit sollen weiße Polizisten davon abgehalten werden, mit Bantu-Frauen zu schlafen.«
    Als Erklärung war das offensichtlich wenig überzeugend. Die Menge war zweifellos der Meinung, daß schwarze Frauen nackt zu fotografieren die entgegengesetzte Wirkung habe.
    »Stoppt die Vergewaltigung unserer Frauen«, schrien die Afrikaner.
    »Das versuchen wir ja gerade«, sagte der Sergeant durch einen Lautsprecher, aber seine Worte hatten keine Wirkung. Die Nachricht, daß die Polizei die Absicht habe, die Mädchen zu vergewaltigen, verbreitete sich in der Gemeinde wie ein Lauffeuer. Als die ersten Steine um die Polizeifahrzeuge herunterkamen, befahl Sergeant Breitenbach seinen Leuten, ihre Maschinenpistolen zu entsichern und sich langsam

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