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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Dr. von Blimenstein nickte verständnisvoll.
    »Ich glaube, wir können Ihnen Ihre Angst nehmen«, sagte sie und machte sich ein paar Notizen. »Tja, die Behandlung, die ich Ihnen jetzt verschreibe, ist auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, aber Sie werden bald hinter ihren Sinn kommen. Als erstes machen wir das folgende. Wir gewöhnen Sie an die Vorstellung, einen ganz kleinen Penis in der Hand zu haben, einen kleinen, weißen Penis, und dann…«
    »Woran wollen Sie mich gewöhnen?« fragte die Frau verdutzt und mit einem Blick, der die Vermutung nahelegte, sie dächte, die Ärztin sei verrückt.
    »Kleine, weiße Penisse in der Hand zu halten.«
    »Sie sind wohl wahnsinnig«, schrie die Frau. »Davon würde ich nicht einmal träumen. Ich bin eine anständige verheiratete Frau, und wenn Sie glauben, ich würde…« Sie begann, hysterisch zu schluchzen.
    Dr. von Blimenstein lehnte sich besänftigend über den Schreibtisch.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Wir legen die Penisse zunächst mal beiseite.«
    »Du großer Gott«, rief die Frau, »und ich glaubte, ich hätte die Behandlung nötig.«
    Dr. von Blimenstein beruhigte sie. »Ich meine, ich lasse sie weg«, sagte sie. »Fangen wir einfach mal mit Bleistiften an. Haben Sie irgendeine tief verwurzelte Abneigung dagegen, einen Bleistift in der Hand zu halten?«
    »Natürlich nicht«, sagte die Frau. »Zum Kuckuck, warum sollte ich etwas dagegen haben?«
    »Oder einen Kugelschreiber?« Dr. von Blimenstein forschte im Gesicht der Frau, ob sie vielleicht zögerte.
    »Kugelschreiber finde ich prima. Auch Füllfederhalter«, sagte die Patientin.
    »Wie steht’s mit einer Banane?«
    »Wollen Sie, daß ich sie in der Hand halte oder esse?« wollte die Frau wissen.
    »Bloß in der Hand halten.«
    »Kein Problem.«
    »Eine Banane und zwei Pflaumen?«
    Die Frau warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Ich halte ‘n Obstsalat in der Hand, wenn Sie der Meinung sind, das hilft mir irgendwie, aber was Sie zum Teufel nochmal damit zu erreichen gedenken, das geht über meinen Horizont.«
    Schließlich begann Dr. von Blimenstein die Behandlung damit, daß sie die Patientin daran gewöhnte, eine Zucchini in der Hand zu halten, bis sie bei ihr keine Angstsymptome mehr hervorrief.
    Während die Doktorin sich mit den psychischen Problemen ihrer Patienten herumschlug und Verkramp seinem Gott mit der Austreibung von Teufeln diente, brachte Kommandant van Heerden ereignislose Tage in Weezen damit zu, daß er am Fluß angelte, die Romane von Dornford Yates las und darüber nachdachte, warum die Heathcote-Kilkoons, seit er bei ihnen vorgesprochen hatte, sich nicht mit ihm im Hotel in Verbindung gesetzt hatten. Am vierten Tag vergaß er seinen Stolz und trat an Mr. Mulpurgo heran, der, da er ja in allen anderen Dingen eine Autorität war, ihm als der geeignetste Mensch erschien, ihm die Rätsel der englischen Etikette zu lüften.
    Er fand Mr. Mulpurgo im Garten in einer alten Rosenlaube leise mit seinem Schluckauf kämpfen. Der Kommandant setzte sich neben den Englischdozenten auf die Bank.
    »Ich überlege, ob Sie mir wohl helfen könnten«, begann er. Mr. Mulpurgo hickte laut.
    »Worum geht’s denn?« fragte er nervös. »Ich habe zu tun.«
    »Wenn man Sie eingeladen hätte, ein paar Tage bei Leuten auf dem Lande zu verbringen«, sagte der Kommandant, »und Sie wären im Hotel angekommen, aber diese Leute kämen Sie nicht besuchen, was dächten Sie da?«
    Mr. Mulpurgo versuchte, sich vorzustellen, worauf der Kommandant hinaus wollte.
    »Wenn ich von Leuten eingeladen worden wäre, ein paar Tage bei ihnen auf dem Lande zu verbringen«, sagte er, »dann wüßte ich nicht, was ich in einem Hotel sollte, es sei denn natürlich, die Leute besäßen ein Hotel.«
    »Nein«, sagte der Kommandant, »das tun sie nicht.«
    »Was sollte ich also dann in einem Hotel?«
    »Sie haben mir gesagt, das Haus wäre voll.«
    »Na und, ist es das?« wollte Mr. Mulpurgo wissen.
    »Nein«, sagte der Kommandant, »sie sind gar nicht da.« Er machte eine Pause. »Das heißt, sie waren nicht da, als ich neulich hinfuhr.«
    Mr. Mulpurgo sagte, das höre sich sehr sonderbar an.
    »Wissen Sie genau, daß Sie sich nicht im Datum geirrt haben?« fragte er.
    »Oh ja. Das habe ich überprüft«, sagte der Kommandant.
    »Sie könnten sie doch anrufen.«
    »Sie haben kein Telefon.«
    Mr. Mulpurgo griff wieder zu seinem Buch. »Sie sind da offenbar in ziemlichen Schwulitäten«,

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