Mohrenwäsche
ich’s Ihnen nicht. Das finden Sie dann schon in der Hochzeitsnacht raus.« Sie fiel in ein störrisches Schweigen.
»Wollen wir noch mal von vorne anfangen?« fragte Dr. von Blimenstein. »Hahnewackel ist gleich Piesemann ist gleich Zebedäus ist gleich Dingerich. Ist das richtig?«
»Meine Güte«, rief die Frau, entsetzt über alle die Sexualeuphemismen. »Ich rede von ihren Knubbeln.«
»Ist gleich Knubbel«, sagte die Ärztin und schrieb es hin. Die Frau von ihr wand sich vor Verlegenheit.
»Was wollen Sie denn von mir? Daß ich es ihnen haarklein buchstabiere?« schrie sie.
»Tun Sie das bitte«, sagte die Ärztin. »Ich denke, wir sollten in dieser Sache keine Mißverständnisse aufkommen lassen.« Die Patientin zitterte.
»Ess, Zeh, Ha, Weh, A, Enn, Zett, ergibt Schwanz«, schrie sie. Sie schien zu meinen, das sei der genaue Terminus.
»Ach, Sie meinen Penis, stimmt’s, meine Liebe?« fragte Dr. von Blimenstein.
»Ja«, kreischte die Patientin hysterisch, »ich meine Penis, Schwanz, Hahnewackel, Piesemann, den ganzen Käse. Es ist doch ganz egal, wie man’s nennt. Sie haben jedenfalls alle riesige.«
»Wer denn?«
»Die Kaffern. Die haben welche, die sind ‘n halben Meter lang und zehn Zentimeter dick und haben Vorhäute wie Regenschirme und… «
»Aha, wir wollen das mal eben festhalten«, sagte Dr. von Blimenstein, als die Frau immer hysterischer wurde. Angesichts der sowieso schon großen Verlegenheit der Frau war dieser Vorschlag mehr, als sie verkraften konnte.
»Festhalten?« schrie sie. »Festhalten? Ich könnte nicht mal einen Blick darauf ertragen, geschweige denn so ein gräßliches Ding festhalten.«
Dr. von Blimenstein beugte sich über den Schreibtisch.
»So habe ich das nicht gemeint«, sagte sie. »Sie fassen das zu weit.«
»Weit?« kreischte die Frau. »Weit ist gar kein Ausdruck. Weitaus weiter, als ich’s fassen kann. Die zersprengen einem ja sofort die…«
»Versuchen Sie doch mal, die Sache so zu sehen…«
»Ich will sie aber nicht sehen. Das meine ich ja die ganze Zeit. Ich habe Angst, sie zu sehen.«
»Ich meine, im richtigen Verhältnis«, ließ die Doktorin gebieterisch vernehmen.
»Im Verhältnis zu was?« schrie die Frau. »Wohl im Verhältnis zu meiner Miezekatze. Also, ich sage Ihnen, ich fasse es nicht.«
»Das verlangt ja auch keiner«, sagte die Ärztin. »Ich sage von vornherein… «
»Von vornherein? Von vornherein? Sagen Sie mir bloß noch, die versuchend auch anders.« Die Patientin war jetzt aufgesprungen.
Dr. von Blimenstein stand ebenfalls auf und drückte die Patientin wieder auf ihren Stuhl.
»Wir wollen doch die Phantasie nicht mit uns durchgehen lassen«, sagte sie beschwichtigend. »Sie sind bei mir völlig sicher. Also dann«, fuhr sie fort, als die Frau sich beruhigt hatte, »wenn die Sache hier irgendwas bringen soll, müssen wir uns klarmachen, daß Penisse nur die Symptome sind. Wir müssen die Sache, die dahinter steckt, suchen.«
Die Frau sah sich wild im Zimmer um. »Das ist nicht schwer«, sagte sie, »die sind überall.«
Dr. von Blimenstein beeilte sich mit der Erklärung. »Was ich meine, ist der tiefsitzende… Was ist denn jetzt los?« Die Frau war ohnmächtig umgefallen. Als sie wieder zu sich kam, änderte die Ärztin ihre Strategie.
»Ich werde jetzt kein Wort mehr sagen«, erklärte sie, »ich möchte nur, daß Sie mir sagen, was Sie denken.«
Die Frau faßte sich wieder und überlegte.
»Sie hängen Gewichte unten dran, um sie länger zu machen«, sagte sie endlich.
»Tatsächlich?« sagte die Ärztin. »Das ist ja interessant.«
»Ist es nicht. Es ist abstoßend.«
Dr. von Blimenstein räumte ein, daß es auch abstoßend sei.
»Sie laufen mit halben Ziegelsteinen rum, die sie sich mit Bindfäden unten dranbinden«, fuhr die Frau fort. »Unter ihren Hosen natürlich.«
»Das hoffe ich doch«, sagte Frau Dr. von Blimenstein.
»Sie tun auch Butter drauf, um sie zum Wachsen zu bringen.
Sie glauben, Butter hilft.«
»Ich hätte gedacht, das erschwerte es, den Backstein dran zu behalten«, sagte Dr. von Blimenstein, die praktischer dachte. »Der Bindfaden rutscht doch weg, oder?«
Die Frau dachte über das Problem nach.
»Sie binden den Bindfaden zuerst dran fest«, sagte sie nach einer Weile.
»Das scheint mir recht logisch«, sagte die Psychiaterin. »Gibt’s sonst noch etwas, das Sie mir erzählen möchten? Ihr Eheleben stellt Sie zufrieden?«
»Naja«, sagte die Frau unsicher, »es könnte schlimmer
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