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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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den Kommandanten zur Jagd eingeladen. »Einen Menschen, der Füchse schießt? In meinen Reithosen? Bei Gott, dem brocke ich was ein.«
    »Sieh mal, Henry«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, aber der Colonel war schon draußen und rannte hinüber zu den Ställen, wo Forebode eine Fuchsstute striegelte.
    »Wie geht’s Chaka?« fragte er. Wie als Antwort versetzte ein Pferd in einer der Boxen der Tür einen geräuschvollen Tritt.
    Der Colonel spähte vorsichtig in das abgedunkelte Innere und besah sich das gewaltige schwarze Pferd darin, das unablässig in Bewegung war.
    »Sattle ihn«, sagte der Colonel rachgierig und ließ Forebode stehen, der sich fragte, wie zum Teufel nochmal er bloß einen Sattel auf das Vieh kriegen solle.
    »Du kannst vom Kommandanten doch nicht verlangen, daß er auf Chaka reitet«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon zum Colonel, als er ihr erzählte, was er getan hatte.
    »Von einem Mann, der Füchse schießt, verlange ich nicht, daß er überhaupt auf einem meiner verdammten Pferde reitet«, sagte der Colonel, »aber wenn er es möchte, kann er’s auf Chaka versuchen, und ich wünsche ihm viel Glück!«
    Ein furchtbares Getöse und Fluchen aus der Richtung der Ställe ließ vermuten, daß Forebode mit dem Satteln von Chaka keine leichte Aufgabe hatte.
    »Es geht auf dein Konto, wenn der Kommandant zu Tode kommt«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon, aber den Colonel beeindruckte das nicht.
    »Jeder, der Füchse schießt, verdient zu sterben«, war alles, was er sagte.
    Als Kommandant van Heerden eintraf, fand er Major Bloxham in einer roten Jacke strahlend auf der Treppe stehen.
    »Ich meine, Sie sagten, Sie trügen immer Pink«, sagte der Kommandant leicht verärgert.
    »Das tue ich doch, alter Junge, das tue ich doch. Sehen Sie das nicht?« Er drehte sich um und ging ins Haus, gefolgt von dem Kommandanten, der sich fragte, ob er farbenblind sei. In der großen Halle standen Leute herum und tranken, und der Kommandant stellte erleichtert fest, daß sie alle ihrem Geschlecht entsprechend gekleidet waren. Mrs. Heathcote-Kilkoon sah in ihrem langen schwarzen Rock ganz reizend, wenn auch ein bißchen blaß aus, und die Gesichtsfarbe des Colonel paßte zu seiner Jacke.
    »Ich nehme an, Sie möchten wieder grünen Chartreuse«, sagte er, »oder vielleicht gefällt Ihnen heute morgen gelb etwas besser?«
    Der Kommandant sagte, der Grüne gefalle ihm sehr gut, und Mrs. Heathcote-Kilkoon zog ihn alsbald in eine Ecke.
    »Henry hat die fixe Idee, Sie laufen rum und schießen Füchse«, sagte sie, »und er ist furchtbar wütend. Ich glaube, Sie sollten wissen, daß er Ihnen das allerschrecklichste Pferd gegeben hat.«
    »Ich habe einen Fuchs noch nicht mal von weitem gesehen«, sagte der Kommandant mit schlichter Aufrichtigkeit. »Ich möchte bloß wissen, wo er das her hat.«
    »Na, das tut ja auch nicht viel zur Sache. Er hat die Idee, und Sie haben Chaka. Sie können doch reiten, oder? Ich meine, richtig.«
    Kommandant van Heerden richtete sich stolz auf.
    »Oh ja«, sagte er, »ich denke, das kann ich.«
    »Na, ich hoffe wirklich, Sie täuschen sich nicht. Chaka ist ein fürchterliches Vieh. Lassen Sie ihn bloß um Gottes willen nicht los.«
    Der Kommandant sagte, das werde er bestimmt nicht, und ein paar Minuten später versammelte sich alles im Hof, wo die Meute bereits wartete. Chaka ebenfalls. Mächtig und schwarz stand er ein Stück von den anderen Pferden entfernt, und an seinem Kopf stand die Gestalt eines Mannes mit kleinen Augen und einer nicht vorhandenen Stirn.
    Für Kommandant van Heerden, der in der Aufregung über die bevorstehende Jagd Ex-Wachtmeister Els völlig vergessen hatte, war es schwer, sich zu entscheiden, welches der beiden Viecher ihm größeres Entsetzen einjagte. Gewiß war die Aussicht, ein so ungeheuerliches Pferd wie Chaka auch nur zu besteigen, kaum erfreulich, aber zumindest bot das eine Möglichkeit, Els aus dem Weg zu gehen, mangels anderer Möglichkeiten, wollte er gerade denken. Mit einer Geschwindigkeit und Energie, die den Colonel völlig überrumpelten, langte der Kommandant nach oben und schwang sich in den Sattel, und von dieser Kommandohöhe aus überblickte er das Gedränge. Unter ihm wuselten Hunde und Pferde durcheinander, während auch andere Reiter aufstiegen, und als dann Els auf einem kleinen Gaul kräftig ins Horn blies, brach die Jagdgesellschaft auf. Hinter ihnen trieb der Kommandant Chaka zaghaft an. Ich reite zur Fuchsjagd wie ein richtiger Engländer,

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