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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Aber versprechen Sie mir um Gottes willen, es niemals zu erwähnen.«
    »Aber natürlich werde ich es nicht erwähnen«, sagte der Kommandant, dessen Respekt vor dem Colonel noch gewaltig gestiegen war, wo er nun wußte, daß er zum inneren Kreis im Untergrund gehört hatte.
    »Und der Major? War er auch im Untergrund?«
    Mrs. Heathcote-Kilkoon lachte.
    »Du liebe Güte, nein«, sagte sie. »Er war sowas wie ein Barmann im Savoy. Was glauben Sie wohl, wo er seine tödlichen Gebräue zu mixen gelernt hat?«
    Der Kommandant nickte verständnisvoll. Er hatte Major Bloxham nie für ein Muster an Gesetzestreue gehalten, aber möglich war es schon.
    Sie fuhren weiter und tranken Tee im Sani Pass Hotel, ehe sie wieder nach Weezen zurückkehrten. Erst als sie sich schon wieder der Stadt näherten, brachte der Kommandant die Frage an, die ihn den ganzen Tag gequält hatte.
    »Kennen Sie jemanden namens Els?« fragte er. Mrs. Heathcote-Kilkoon schüttelte den Kopf.
    »Nein«, sagte sie.
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Natürlich«, sagte sie. »Ich würde wohl kaum jemanden vergessen, der Else heißt.«
    »Das glaube ich gern«, sagte der Kommandant, der der Ansicht war, daß wohl kaum jemand, der Els unter welchem Namen auch immer kannte, dieses Scheusal jemals vergessen würde. »Er ist ein magerer Mann mit kleinen Augen und merkwürdig flachem Hinterkopf, so als hätte jemand mehrere Male mit einem stumpfen Gegenstand draufgehauen.«
    Mrs. Heathcote-Kilkoon lächelte. »Das ist Forebode, wie er leibt und lebt«, sagte sie. »Komisch, daß Sie auf ihn zu sprechen kommen. Sie sind heute schon der zweite, der nach ihm fragt. La Marquise sagte beim Mittagessen irgendwas Merkwürdiges über ihn, als sein Name fiel. Sie sagte: >Wunderdinge könnte ich enthüllen.< Ulkig, sowas über Forebode zu sagen. Ich meine, er ist doch nicht gerade kultiviert, oder?«
    »Nein, das ist er nicht«, sagte der Kommandant nachdrücklich und mit der scharfsinnigen Erkenntnis, daß La Marquise wohl eher »wunde Dinge« gemeint haben könnte.
    »Henry hat ihn sich aus dem Gefängnis von Weezen geholt, verstehen Sie? Sie vermieten Sträflinge für ein paar Cent pro Tag, und wir haben ihn seither bei uns behalten. Er ist für kleine Gelegenheitsarbeiten da.«
    »Ja, naja, das glaube ich gern«, sagte der Kommandant, »aber ich hätte trotzdem ein Auge auf ihn. Er ist kein Mensch, den ich hier einfach so herumhängen lassen würde.«
    »Komisch, daß Sie das sagen«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon noch einmal. »Er hat mir mal erzählt, daß er früher Henker war, bevor er sein Verbrecherleben begann.«
    »Bevor?« fragte der Kommandant erstaunt, aber Mrs. Heathcote-Kilkoon war zu sehr damit beschäftigt, den Wagen durch die Toreinfahrt des Weezener Kurhauses zu steuern, um ihn zu hören.
    »Sie kommen doch morgen zur Jagd raus?« sagte sie, als der Kommandant ausstieg. »Ich weiß, die Frage ist gräßlich nach allem, was Sie schon mitgemacht haben, aber ich würde mich freuen, wenn Sie kämen.«
    Der Kommandant sah sie an und überlegte, was er sagen solle. Er hatte den Nachmittagsausflug sehr genossen und wollte sie nicht kränken.
    »Was soll ich Ihrer Meinung nach denn anziehen?« fragte er vorsichtig.
    »Gut, daß Sie das fragen«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon. »Passen Sie auf, kommen Sie doch einfach mit, und wir probieren, ob Ihnen Henrys Rock paßt.«
    »Rock?« sagte der Kommandant und fragte sich, um was für ein obskures weibliches Kleidungsstück es sich bei dem Rock wohl handeln würde.
    »Reiterrock«, sagte Mrs. Heathcote-Kilkoon.
    »In was für Sachen reitet Henry denn?«
    »Normale Breeches, Reithosen.«
    »Ganz normale?«
    »Natürlich, was um Himmels willen soll er denn sonst Ihrer Meinung nach tragen? Ich weiß, er ist recht sonderbar, aber nackt oder so reitet er nicht in der Gegend herum.«
    »Wissen Sie das genau?« fragte der Kommandant.
    Mrs. Heathcote-Kilkoon sah ihn scharf an.
    »Natürlich weiß ich das genau«, sagte sie. »Was um alles auf der Welt läßt Sie was anderes vermuten?«
    »Nichts«, sagte der Kommandant, der entschlossen war, bei der nächstbesten Gelegenheit mit Major Bloxham ein paar Worte unter vier Augen zu wechseln. Er stieg wieder in den Wagen, und sie fuhren nach White Ladies hinaus.
    »Na bitte«, sagte sie eine halbe Stunde später im Ankleidezimmer des Colonel. »Sie passen Ihnen perfekt.«
    Der Kommandant besah sich im Spiegel und mußte zugeben, daß ihm die Breeches geradezu großartig

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