Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
only ja noch nicht, abgesehen davon habe ich die ganze Frage irgendwie nicht verstanden.«
Herrgott noch mal, ist der schwer von Begriff. Ein schneller Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich mir Cappuccino und Massage bald abschminken kann, wenn ich hier noch länger meine Zeit vertrödle.
»Das ist doch völlig egal, Herr Schwarz«, fahre ich ihn an. »Das sind doch bloß irgendwelche Fragen, und Sie müssen diesen Fragebogen nicht einmal unterschreiben! Also, kann ich ein Ja eintragen?«
Er starrt mich verblüfft an, dann sagt er: »Von mir aus … Wenn ich nichts unterschreiben muss.«
»Nein, müssen Sie nicht«, bekräftige ich hastig und drücke auf »Ausdrucken«. Während der Drucker den ausgefüllten Fragebogen ausspuckt, stehe ich auf und umrunde den Schreibtisch.
»So, Herr Schwarz, damit hätten wir’s fürs Erste. Ich gebe Ihre Bewerbung an meine Chefin weiter, und wir melden uns dann bei Ihnen, einverstanden?«
»Wie, das war’s schon?« Er erhebt sich verwundert. »Das ging ja schnell.« Er gibt mir die Hand. »Was meinen Sie, habe ich Chancen, bei Winners only aufgenommen zu werden?«
»Natürlich … Ich meine, wir werden sehen, ob Sie unseren strengen Kriterien gerecht werden«, antworte ich leicht genervt.
Er will noch etwas sagen, aber als er meinen Blick sieht, verabschiedet er sich endlich und geht.
So, jetzt aber. Ich schnappe mir den ausgedruckten Fragebogen von Alexander Schwarz und flitze hinüber zu Clarissas Büro. Nachdem ich vorsichtig an ihre Tür geklopft habe, höre ich erst mal gar nichts.
Ob sie doch noch nicht da ist?
Ich klopfe ein zweites Mal. Plötzlich höre ich ein Geräusch, und dann ein leises Surren. Das ist mir schon öfter aufgefallen. Clarissa hat mir vom ersten Tag an eingeschärft, dass ich ihr Büro unter keinen Umständen unaufgefordert betreten darf, und jedes Mal, wenn ich bei ihr anklopfe, höre ich dieses leise Surren, bevor sie öffnet.
Was das wohl sein mag? Irgendwann einmal, wenn meine Position im Unternehmen entsprechend gefestigt ist, werde ich unangemeldet bei ihr reinschneien. Bin echt schon neugierig, bei welchen Spielchen ich sie dann erwische.
Jetzt ist das Surren weg, und ich höre ein nasales »Ja, biiitte?«.
Als ich das Büro betrete, sitzt sie hinter ihrem Schreibtisch. Sie ist aufgedonnert wie immer und empfängt mich mit einem hochnäsigen Blick. (Na ja, mit einem ganz normalen Blick eigentlich, aber bei ihr sieht das eben so aus.)
Ich lasse unauffällig meine Augen durch den Raum schweifen, aber ich kann keine vernünftige Ursache für das Surren entdecken.
»Ah, Molly, auch schon da? Was gibt es denn?«
Ihre übliche Begrüßungsformel. Kein »Guten Morgen« oder »Wie geht es Ihnen heute?«, sondern immer nur ihr nerviges »Auch schon da?«. Einmal war ich eine geschlagene Stunde zu früh im Büro, weil ich den Wecker falsch gestellt hatte, und jetzt raten Sie mal, was Clarissa sagte?
Ich versuche ihre Laune an ihrer Miene abzulesen, aber nach ein paar Sekunden gebe ich es auf, weil es zwecklos ist. Keine Ahnung, wie sie das macht, entweder zieht sie sich bei unserem Schönheitschirurgen Dr. Engelmann so regelmäßig Botoxspritzen rein wie ich mir Cappuccino, oder sie hat sich gleich jeden einzelnen Gesichtsmuskel entfernen lassen. Auf jeden Fall ist sie der einzige Mensch, den ich kenne, der über absolut keine Mimik verfügt. Ich habe oft den Eindruck, dass man einen Presslufthammer bräuchte, um ihr ein Lächeln einzumeißeln, dazu passend hat sie ihr auftoupiertes, rotes Haar derart eingetaftet, dass es aussieht wie ein Helm.
Ein Frösteln überkommt mich, als ich näher trete und sie mich mit ihren toten Schlangenaugen anvisiert.
»Nun?«, fragt sie, ohne die Lippen zu bewegen.
»Tja, also … guten Morgen erst mal«, beginne ich mit dem Versuch eines freundlichen Lächelns und merke gleichzeitig, wie sich auf meinen Handflächen ein Schweißfilm bildet.
Sie erwidert nichts, stattdessen starrt sich mich nur weiter an.
»Also, es ist … Ich hatte gerade einen Neukunden«, sprudelt es auf einmal aus mir raus. »Alexander Schwarz. Er war eigentlich erst für heute Nachmittag eingetragen, aber auf einmal stand er vor mir im Büro, und ich dachte, was soll’s, mache ich gleich das Bewerbungsgespräch mit ihm. Hier bitte, sein Bewerbungsbogen.« Ich lege das Papier vorsichtig auf ihren Tisch.
Clarissa streift es mit einem Blick. »Gut, ich sehe es mir an, sobald ich Zeit habe.«
»Und da wäre noch etwas …« Ich
Weitere Kostenlose Bücher