Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
hoch, damit ich es auch sehen kann.
Okay, diesen Punkt werden wir dann wohl eher nicht anfechten können.
»Hast du den Vertrag denn gar nicht durchgelesen, bevor du ihn unterschrieben hast?«, fragt Lissy verwundert.
»Klar habe ich ihn durchgelesen. Denkst du, ich unterschreibe etwas, ohne es vorher durchzulesen?« Ich gestikuliere empört mit den Händen. »Aber du weißt ja, wie das ist bei diesen Verträgen, die sind elendslang und mit komplizierten juristischen Klauseln nur so vollgestopft, da ist man als Laie einfach chancenlos.«
»Also, eigentlich sind es nur drei Seiten«, sagt Lissy vorsichtig. »Und komplizierte Klauseln finde ich da auch keine.«
»Ja, das kommt dir so vor«, empöre ich mich. »Weil du Juristin bist.«
Wir schweigen beide betreten und betrachten Manfred, den Nachbarssohn, der gerade mit nacktem Oberkörper Klimmzüge auf der Teppichstange macht. Manfred ist von Beruf Fitnesstrainer und hat eine Vorliebe für bunte Kleidung. Jetzt trägt er eine giftgrüne Sporthose mit gelben Vögeln darauf. Oder sind das Frösche?
Nach einer Weile sagt Lissy: »Also, bei diesem Vertrag können wir jedenfalls nichts machen. Aber wie sieht es mit der Abrechnung aus? Es kommt mir schon seltsam vor, dass du denen nach einem Monat Arbeit sogar noch etwas schuldest.«
»Sage ich doch.« Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimt wieder in mir auf.
»Okay.« Lissy beginnt in den restlichen Papieren zu blättern. »Du bekommst also Provisionen von allem, was deine Kunden bei Winners only konsumieren, und die Provisionen machen …«, sie blättert weiter, »… zweitausendzweihundert Euro aus.« Sie zieht eine Augenbraue hoch. »Das ist doch gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass du erst seit einem Monat eigene Kunden betreust.«
»Ja, eben, das finde ich auch.«
»Und die Sachen, die du selbst konsumierst, werden dir wieder abgezogen.«
»Mit einem entsprechenden Mitarbeiterrabatt«, betone ich.
»Äh … ja. Und du hast konsumiert für …« Lissy arbeitet sich konzentriert durch die Seiten. »… zweitausendsiebenhundert Euro ?« Sie reißt die Augen auf. »Was hattest du da denn alles?« Sie beginnt hastig zu blättern.
»Na ja, ein bisschen was in der Cafeteria …«, räume ich ein.
» Sechsundachtzig Cappuccinos?«
»Man muss doch was trinken in den Pausen«, rechtfertige ich mich. »Sich stärken.«
»Mit dreiundsechzig Tramezzini?«
Waren das so viele? Ich weiß, das hört sich jetzt blöd an, aber ein Monat ist eben eine lange Zeit. Na, wenigstens hat sie die Tiramisu nicht entdeckt.
»… und vierunddreißig Tiramisu?« Lissy starrt mich ungläubig an.
Herrgott noch mal, ich habe doch keinen Massenmord begangen! Außerdem habe ich einmal Fiona eingeladen, und – genau!– Lisa aus der Parfümerie.
Lissy senkt ihren Blick wieder auf die Zettel. »Außerdem hätten wir noch vier Maniküren …« Jetzt guckt sie schon wieder so vorwurfsvoll.
»Ich muss doch gepflegt aussehen für meine Kunden«, verteidige ich mich.
»… zwei davon innerhalb der letzten Woche.«
Das musste einfach sein. Das Blassrosa hat überhaupt nicht zu meinem Typ gepasst, außerdem sehen diese neuen kleinen Strassherzen wirklich umwerfend aus.
»Dann hätten wir noch zweimal Pediküre«, fährt Lissy mit ihrer Aufzählung fort. »Viermal Solarium, drei Gesichtsmasken, Klassische Massage, Hot-Stone-Massage, Akupressur, Akupunktur, Tooth-Bleaching – was ist das denn?«
»Ähm … Zähnebleichen.«
Sie wirft mir einen schnellen Blick zu. »Ach so, darum … Schokoladenpeeling, Bindegewebsmassage.« Jetzt streifen ihre Augen meine Oberschenkel, bevor sie erbarmungslos fortfährt: »Haartönung, Ansatzwelle, Lymphdrainage, Laserenthaarung, Permanent-Make-up …« Ihr prüfender Blick trifft mich wieder. »Wimpernverlängerung, Nasenhaare entfernen ?«
» Ein Haar! Es war ein Haar!«, jaule ich auf. »Lissy, ich hab’s jetzt kapiert. Ich bin eine dumme, eitle Kuh, und ich habe es gar nicht anders verdient, weil ich so … verfressen bin.« Ich lasse hoffnungslos den Kopf auf meine Brust sinken und merke gleichzeitig, wie eine dicke Träne über meine Wange kullert.
»Ach, Molly, sei doch nicht so hart mit dir.« Lissy legt mitfühlend ihre Hand auf meinen Arm. »Oh, ganz weich«, sagt sie dann. »Ist das vom Schokoladenpeeling?«
Ich reiße meine Hand weg. »Nein, ist es nicht!«, schreie ich. »Das Schokoladenpeeling macht man im Gesicht, und meine Haut ist von Natur aus so weich!«
Manfred, der
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