Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
siehst du’s wieder, Sport öffnet einem alle Türen«, sagt Fiona bewundernd. »Ist das dein Handy?«
Mein Handy? Tatsächlich. Ich rapple mich hoch und nehme ab.
»Hofstätter hier.« Der klingt vielleicht unfreundlich.
»Was gibt es denn, Herr Hofstätter?«, frage ich nichtsahnend.
»Was es gibt? Sie sind gut.« Ich höre ein wütendes Schnauben. »Frau Becker, letzte Woche haben Sie behauptet, dass demnächst mehrere tausend Euro auf Ihr Konto fließen würden, und heute habe ich gesehen, dass nicht nur nichts gekommen ist, sondern dass Sie im Gegenteil sogar noch mehrmals Geld abgehoben haben«, sagt er in anklagendem Ton.
Also bitte. Deswegen regt er sich so auf?
»Na und? Das ist doch wohl das Normalste auf der Welt«, behaupte ich kühn. »Im Übrigen kann ich Ihnen versichern, dass die paar Hunderter …«
»Hunderter?« , fällt er mir aufgebracht ins Wort. »Frau Becker, Sie haben in den letzten sieben Tagen über sechstausend Euro abgehoben. Ich glaube nicht, dass man das als das Normalste auf der Welt bezeichnen kann.«
Sechstausend? War das wirklich so viel? Ich merke, wie sich meine Wangen ein bisschen röten, aber schon im nächsten Moment fühle ich auch Ärger in mir hochsteigen.
Ich meine, was soll das Ganze? Ich hatte enormen Nachholbedarf, und die Bank verdient schließlich auch prächtig an den Zinsen, bis mein Konto wieder abgedeckt ist.
Fiona hat anscheinend mitbekommen, dass etwas nicht stimmt, und ist ganz nahe an mich herangerückt. Ich stehe auf und verziehe mich sicherheitshalber in den hintersten Winkel des Raumes.
»Herr Hofstätter, das mag Ihnen jetzt vielleicht komisch vorkommen«, sage ich in gedämpftem Tonfall, »aber ich versichere Ihnen, dass das überhaupt kein Problem ist. Wie ich Ihnen schon letzte Woche gesagt habe, liegt der Fehler an unserer Buchhaltung, und ich bin mir sicher, dass meine Provision schon in den nächsten Tagen bei Ihnen eintreffen wird.«
Für ein paar Sekunden höre ich ihn schwer atmen. »Sind Sie sich darüber im Klaren, dass Ihr Minus sich inzwischen auf über zehntausend Euro beläuft? Ich bezweifle ernsthaft, dass Ihre Provisionen hoch genug sein werden, um das abzudecken. Ich hoffe nur, dass Sie nicht auch noch Ihre Kreditkarte benutzt haben, denn sonst würde die Sache völlig aus dem Ruder laufen.«
Ein ziemlich langes und unangenehmes Schweigen folgt.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein«, entfährt es ihm dann. »Sie haben sie benutzt?«
»Tja, also … es könnte schon sein, dass ich ein paar Kleinigkeiten gekauft habe …«, murmle ich kleinlaut.
Hofstätter zieht am anderen Ende der Leitung scharf die Luft ein. »Frau Becker, mit Verlaub … Sind Sie völlig wahnsinnig geworden? «, schreit er plötzlich. »Ich verlange, dass Sie sofort zu mir in die Bank kommen, und ich will eine präzise Aufstellung darüber, wann und wie viel Sie ausgegeben haben und wie hoch Ihre Provisionen tatsächlich ausfallen werden …«
Die letzten Worte höre ich schon gar nicht mehr richtig, weil ich das Handy weit von meinem Ohr weg halte. Wie in einer unwirklichen Superzeitlupe sehe ich, wie meine Hand den Deckel zuklappt.
Es macht »Tüdelü«, dann ist es still.
»Wer war das denn?« Fiona macht unsicher ein paar Schritte auf mich zu.
»Ach, das … das war Herr Hofstätter von meiner Bank«, sage ich, während ich meine Sachen zusammenraffe und mich anziehe.
»Und was wollte er?«, fragt sie besorgt.
»Er will, dass ich … mit ihm essen gehe«, höre ich mich sagen. »Der arme Kerl hat sich wohl in mich verguckt, und er ist ziemlich hartnäckig.«
»Au Backe. Nur gut, dass du Kickboxen machst, solche Kerle können nämlich auch gefährlich werden.«
»Äh, ja, genau. Aber ich denke, er ist harmlos, nur halt ein bisschen … verliebt.«
Das ist doch lächerlich. Völlig absurd. Ich besitze anderthalb Millionen, und dieser Heini macht mich fertig, weil ich ein paar Tausender ausgegeben habe.
Das muss sich ändern. Jetzt sofort. Während ich aufgebracht zu meinem Büro marschiere, läutet andauernd mein Telefon, und ich kann mir gut vorstellen, wie Hofstätter am anderen Ende der Leitung die Wände hochgeht, weil ich nicht abhebe.
Stattdessen habe ich eine viel bessere Idee. Mit bebenden Fingern wähle ich die Nummer von Erich Fortunatus. Er muss mein Geld überweisen, und zwar schnell, und ich will jetzt keine Ausreden mehr hören von wegen Bürokratie und so weiter. Die zahlen jede Woche zig Millionen aus, da können meine
Weitere Kostenlose Bücher