Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
anderthalb doch gar nicht ins Gewicht fallen.
Mobilbox. Typisch. Da braucht man einmal was von ihm, und er hat sein Handy ausgeschaltet.
Ich versuche es noch einmal, und wieder nur dieses nervtötende Tonband.
Eigentlich seltsam. Er ist doch Großgewinnerbetreuer, bedeutet das nicht irgendwie auch, dass er immer für seine Kunden erreichbar sein müsste?
Während ich mich an meinem Schreibtisch niederlasse, ziehe ich seine Visitenkarte aus der Handtasche und vergleiche die Nummer. Sie stimmt. Ich versuche es noch einmal, wieder erfolglos.
Langsam werde ich ärgerlich. Was ist denn das überhaupt für ein System, das die da haben? Da bekommt man einfach eine Telefonnummer, man trifft sich mit diesem Mann, und dann heißt es »Bitte warten«. Ich meine, das ist doch kein bisschen kundenfreundlich, besser wäre es zum Beispiel, wenn man gleich bei Überreichung des Spielscheins das ganze Geld in die Hand gedrückt bekäme. Ja, genau, dann hätte ich jetzt nicht diese blöden Sorgen am Hals, dann könnte ich schon längst …
Plötzlich beginnt sich in meinem Hinterstübchen ein winziger, aber dennoch sehr unangenehmer Gedanke zu regen. Diese Angestellte von der Lottoannahmestelle und der schmierige Zettel, auf den sie mir die Telefonnummer von Erich Fortunatus gekritzelt hat.
Moment mal. Moment mal! Wer sagt denn, dass diese Nummer wirklich dem Großgewinnerbetreuer der Lottogesellschaft gehört? Woher will ich wissen, dass Erich Fortunatus dort überhaupt arbeitet? Was, wenn er ein Komplize dieser Frau ist, und die beiden haben nur darauf gewartet, dass irgendein Idiot auftaucht, dessen Schein sie sich mit diesem ebenso miesen wie einfachen Trick unter den Nagel reißen können?
Deswegen hebt er nicht ab, natürlich! Wahrscheinlich haben sie das Geld längst abgehoben, und jetzt sitzen sie gerade in einem Flugzeug Richtung Karibik und stoßen mit Champagner auf die doofe Nuss an, die sich ihren Gewinnschein so einfach hat abluchsen lassen.
Panik erfasst mich wie eine mächtige Flutwelle, und ich fühle, wie mein Herz zu rasen beginnt und mir der Schweiß ausbricht.
Mist! Verdammter Mist! Wie konnte ich nur so dämlich sein? Das lag doch auf der Hand!
Diese hingekritzelte Telefonnummer.
Das Treffen mit Erich Fortunatus, bei dem er wollte, dass ich allein komme. Das war doch nur, um Zeugen zu vermeiden, natürlich!
Sein Ausweis, bei dem ich nicht einmal richtig hingesehen habe.
Und die Bestätigung, die er mir für meinen Schein aushändigte– so einen Fetzen kann sich doch jeder auf dem Computer zusammenbasteln!
Unvermittelt schießt mir das Wasser in die Augen. Verzweifelt reiße ich meine Handtasche hoch und beginne wie wild darin zu kramen. Ich bin beinahe blind vor Tränen, doch dann habe ich auf einmal das Papier in meinen Händen. Hastig überfliege ich den Zettel. Auf den ersten Blick ist es ein ganz normales Formular, meine Wettscheinnummer ist darauf vermerkt und eine Übernahmebestätigung von Erich Fortunatus, fein säuberlich mit Datum, Uhrzeit und seiner Unterschrift.
Aber was hilft mir das? Die Unterschrift eines Fremden, von dem die Lottogesellschaft vermutlich noch nie etwas gehört hat? Und was habe ich vom Impressum der Gesellschaft am unteren Ende des Zettels, wenn dieser Mistkerl …
Moment mal. Die Telefonnummer der Deutschen Lottogesellschaft, die steht ja auch da. Nicht nur die Nummer von Erich Fortunatus.
Mit fliegenden Fingern wähle ich. Mein Herzschlag setzt beinahe aus vor Aufregung. Es dauert ein bisschen, dann vernehme ich plötzlich eine freundliche Frauenstimme: »Deutsche Lottogesellschaft, mein Name ist Erika Sommer, was kann ich für Sie tun?«
Gott sei Dank. Gott sei Dank!
»Äh, ja, guten Tag, mein Name ist Becker, Molly Becker«, sage ich aufgeregt. »Ich habe gewonnen, bei Ihnen, im Lotto …«
»Ich gratuliere«, unterbricht sie mich freundlich. »Darf ich fragen, ob es sich dabei um einen größeren Gewinn handelt?«
»Allerdings, sehr groß sogar, riesig, anderthalb Millionen, und jetzt wollte ich …«
»Das ist ja schön«, flötet sie ins Telefon. »Allerdings muss ich Sie in diesem Fall an unseren Großgewinnerbetreuer verweisen, Herrn Fortunatus.«
Halleluja! Es gibt ihn, es gibt ihn tatsächlich! Erich Fortunatus ist kein Betrüger, er ist echt!
»Oh, mit dem habe ich bereits gesprochen, und meinen Schein habe ich ihm auch gegeben«, sprudelt es erleichtert aus mir heraus.
»Fein, dann ist ja alles geregelt.«
»Ja, schon, aber ich wollte ihn
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