Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
unvermittelt.
»Ja, sicher … Ich meine, du wolltest doch ein neues Image, oder?«
»Ja, schon. Es ist nur …« Er zögert. »… weil du beim letzten Mal erwähnt hast, dass du deinen Kunden manchmal Dinge aufschwatzen musst, die sie gar nicht nötig haben.«
»Habe ich das gesagt?« Ich fühle, wie meine Wangen rot anlaufen. »Ach, das war natürlich Unsinn, vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt … Nein, wirklich, Alexander, wenn du deinem Leben neuen Schwung verleihen willst, solltest du unbedingt …« Dann begehe ich den Fehler, ihm in die Augen zu sehen. Er betrachtet mich stumm mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit und … irgendetwas anderem.
Sofort breche ich ab. Ich kann das nicht. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm gegenüber diesen Mist zu verzapfen. »Du hast recht«, murmle ich und senke beschämt meinen Blick. »Alexander, wenn ich ehrlich sein soll, dann brauchst du nichts von alledem … außer vielleicht ein Sakko, das ist wirklich …« Ich räuspere mich. »Aber sonst würde ich überhaupt nichts verändern an dir.« Ich hebe meinen Blick und sehe ihn direkt an. »Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was du hier willst. Du machst auf mich nicht den Eindruck, als hättest du kluge Ratschläge von jemandem wie mir nötig.«
Er hebt überrascht die Augenbrauen. »Tatsächlich? Dir ist aber schon klar, dass du jetzt gegen deine Firma redest?«
»Das ist mir egal. Du bist eine komplette Persönlichkeit, und dieses ganze Zeug hier werde ich gleich wieder streichen …« Ich greife nach der Computermaus.
»Nein, tu das nicht«, sagt er plötzlich. »Lass alles so stehen. Ich nehme das gesamte Paket … unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«, frage ich überrascht.
»Dass du mit mir einen Kaffee trinken gehst.«
»Einen Kaffee? Jetzt gleich?«
»Ja. Falls es dir keine Umstände macht …«
Sie dachten, er wäre mit Ihrem Geld auf und davon?
Irgendwie hat sich alles verändert.
Der Witz ist nämlich der: Wenn man wenig Geld hat, denkt man gezwungenermaßen immer wieder an Geld. Wenn man nicht weiß, wie man seine Rechnungen bezahlen soll, zum Beispiel, oder das Auto wieder mal aufgetankt werden muss, oder wenn einem die Kontoauszüge kalte Schauer über den Rücken jagen.
Wenn man aber viel Geld hat, so wie ich jetzt, dann denkt man nur noch an Geld. Das klingt zwar paradox, ist aber wirklich so.
Seit meinem Treffen mit Erich Fortunatus ist jetzt eine Woche vergangen, und ich habe inzwischen eine regelrechte Manie entwickelt. Als Frederic und ich letzten Samstag den Euphorischen Molch ausprobierten (das war vielleicht eine Stellung – als Frederic mit den Bildern daherkam, dachte ich zuerst, das wären fernöstliche Kampf szenen) und er mich hinterher fragte, wie es mir gefallen habe, fragte ich ihn übergangslos, wie viel man eigentlich im Monat ausgeben könne, wenn man bei einer Million zum Beispiel zehn Prozent Ertrag erzielen würde.
Im ersten Moment hat er mich verwundert angeglotzt, aber dann hat er wie aus der Pistole geschossen gesagt, dass man dann über achttausend Euro im Monat zur Verfügung hätte. Und nachdem das Thema schon mal angeschnitten war, hat er mir dann einen seiner üblichen Vorträge über Geldanlagen gehalten, und zu meiner Verwunderung habe ich diesmal sogar zugehört. Zugegeben, ich habe nicht wirklich alles verstanden, aber es waren schon ein paar wirklich interessante Sachen dabei.
Wussten Sie zum Beispiel, dass sich bei einer zehnprozentigen Rendite das Kapital nach sieben Jahren beinahe verdoppelt?
Oder noch besser, bei zwanzig Prozent bereits nach vier Jahren?
Da wurde ich natürlich sofort hellhörig, muss ich mein Geld doch auch ertragreich anlegen, und als Frederic meinte, mit seinem neuen Fonds (lange Zeit dachte ich, das sei etwas zum Eindicken von Suppen und Saucen) könne er wahrscheinlich sogar dreißig Prozent erzielen, wurde ich plötzlich ganz beschwingt von dem Gedanken, und die Verspannungen vom Euphorischen Molch waren auf einmal wie weggeblasen. Natürlich habe ich mich sicherheitshalber auch noch erkundigt, ob das nicht riskant sei, schließlich kennt man die Schauergeschichten vom großen Börsencrash, aber Frederic hat meine Bedenken gleich wieder zerstreut: sein Fonds ist nämlich clevererweise so strukturiert, dass er gerade in wirtschaftlich turbulenten Zeiten die höchsten Renditen erzielen kann. Also, wenn das nicht beruhigend ist, dann weiß ich auch nicht.
Und so zieht sich das jetzt schon die ganze Woche
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