Molly Becker 01 - Hilfe, ich bin reich
auf die Ihr Mann bestimmt sehr stolz ist. Er will Sie ganz sicher genau so haben, wie Sie sind.«
»Meinen Sie wirklich?« Ein warmer Hoffnungsschimmer tritt in ihre Augen.
»Ich bin sogar hundertprozentig überzeugt davon«, nicke ich.
»Aber wieso sagt Ihre Chefin dann …?«
»Vergessen Sie meine Chefin«, rate ich ihr verärgert. »Clarissa geht es bloß darum, Umsatz zu machen. Die würde Ihnen das Blaue vom Himmel herunterlügen, nur damit Sie möglichst viel Geld bei uns ausgeben.«
»Tatsächlich?« Frau Schuhmann sieht mich groß an.
»Glauben Sie mir, Frau Schuhmann, Clarissa ist kalt wie eine Hundeschnauze, wenn es ums Geschäft geht. Hören Sie nicht auf sie , hören Sie auf mich .«
»Ja, wenn Sie meinen … Aber was ist, wenn Ihre Chefin mich wieder anruft?«
»Dann sagen Sie ihr einfach, dass Sie keine Operation wollen und dass Ihr Mann Sie genau so liebt, wie Sie sind. Basta.«
»Aber wenn sie nicht locker lässt? Beim letzten Mal konnte ich sie einfach nicht abwimmeln, sie war irgendwie richtig … unheimlich.«
»Ich weiß, sie kann sehr hartnäckig sein. Wissen Sie was? Wir üben das jetzt.« Ich stelle mich direkt neben sie. »Also, sollte meine Chefin Sie noch einmal anrufen, dann machen Sie in Gedanken einfach das.« Ich strecke die Zunge heraus und sage zu meinem Spiegelbild: »Bäh, Clarissa, du kannst mich mal!«
Frau Schuhmann starrt mich ganz erschrocken an.
»Los, versuchen Sie es«, fordere ich sie auf. »Das macht Spaß.«
Zögernd erscheint ihre Zungenspitze zwischen den Lippen, und ganz zaghaft sagt sie: »Bäh.«
»Nicht so. Mit Schwung, lassen Sie raus, was Sie fühlen. Bäh, Clarissa, du kannst mich mal!«
Frau Schuhmann holt tief Luft, dann streckt sie ihre Zunge ein bisschen weiter heraus. »Bäh, Clarissa, du kannst mich mal!« Das klingt schon ganz ordentlich, und sie lächelt stolz.
»Das macht doch Spaß, oder nicht?«
Frau Schuhmann nickt begeistert.
»Und, glauben Sie jetzt, dass Sie beim nächsten Mal standhaft bleiben können?«
»Ja, ganz sicher. Die wird mir nichts mehr aufschwatzen können! Ach, Molly, ich bin Ihnen ja so dankbar.« Sie nimmt mich spontan in die Arme und drückt mich fest. »Vielen, vielen Dank. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne Sie tun würde.«
Ich werde ein bisschen rot. »Aber das ist doch selbstverständlich, Frau Schuhmann. Ganz unter uns, Sie sind meine Lieblingskundin, und falls Sie wieder etwas brauchen, bin ich jederzeit für Sie da.« Ich werfe schnell einen Blick auf die Uhr. »So, jetzt muss ich aber. Sind Sie mir böse, wenn ich mich jetzt verabschiede?«
»Nein, natürlich nicht. Haben Sie noch einen wichtigen Termin?«
»Ja, so in etwa.« In Wirklichkeit geht es mir eher darum, einen Termin zu vermeiden . Den mit Hofstätter nämlich, der jeden Moment zur Tür hereinplatzen könnte.
Ich nehme meine Handtasche, und bevor ich auf den Flur hinaustrete, riskiere ich vorsichtig einen Blick. Keine Spur von Hofstätter. Ich atme heimlich auf und schiebe die fröhlich plappernde Frau Schuhmann zur Tür hinaus. Als ich sie zuziehe, vernehme ich im Hintergrund ein leises Geräusch.
Nanu. War das wieder dieses Surren, das immer aus Clarissas Zimmer kommt?
Quatsch. Wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet, wäre auch kein Wunder bei meinen angespannten Nerven.
So, jetzt aber nichts wie weg.
Lebensmittel? In Valentino-Tüten?
Das habe ich jetzt ganz schön clever gemacht.
Da ich Hofstätter nicht über den Weg traue, habe ich auf dem Nachhauseweg noch einen kleinen Umweg über das Einkaufscenter gemacht und Zeit vertrödelt, indem ich ein paar Kleinigkeiten eingekauft habe.
Bei diesen Bankheinis kann man nämlich nie wissen, hinter welchem Gebüsch die plötzlich auftauchen, und nachdem ich mein Handy ausgeschaltet habe, kann ich mir gut vorstellen, dass Hofstätter nicht nur im Winners only nach mir gesucht hat, sondern vielleicht auch noch bei uns zu Hause.
Aber jetzt kann ja nichts mehr passieren. Es ist Freitag und fast schon Abend, und so besessen Hofstätter von seiner Arbeit auch sein mag, er wird garantiert nicht sein Wochenende opfern, bloß um mir wegen ein paar Tausendern nachzujagen.
Während ich in unsere Straße einbiege, überlege ich, wie ich meine Einkäufe unbemerkt in mein Zimmer schaffen kann. Am einfachsten wäre es natürlich, wenn Lissy und Tessa gar nicht da wären, aber so viel Glück werde ich kaum haben.
Okay, mal sehen. Ich könnte mein Auto einfach auf der Straße parken, und
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