Moloch
hat’s geschnallt. Er weiß ganz genau, was abläuft. »Britney… Whitney… ganzer alter Kram.« Er schmunzelt, nickt und schüttelt den Kopf. »Ich Fan, großer Fan!«
Ich weiß, was er denkt. Dass dieser alte Knacker da ein linkes Ding abzieht. Dass dieser alte Knacker ihm sein Trinkgeld wiederbeschafft.
Die Mikrowelle klingelt, als wäre mein Essen fertig, nur dass es nicht um Essen geht. Ich setze die Brille auf, befestige den Transcoder daran, und plötzlich verwandelt sich Britney in eine Aufstellung der Firmenkonten. Allerdings nur, wenn man den Bildschirm durch die Brille betrachtet.
Ich sehe sehr deutlich, wer da ein paar Gelder des Jungen abgeschöpft hat.
Mein ärztlicher Betreuer. Der ehrenwerte Dr. Curtis. Also ziehe ich die Kohle von ihm ab und transferiere sie auf das Firmenkonto des Jungen.
Von wo aus sie jederzeit auf sein Privatkonto weiter überwiesen werden kann.
»Geile Nummer!«, sagt der Junge.
Der Opa hat den Jackpot für ihn geknackt.
Als Nächstes rufe ich Dr. Curtis an.
»Sie sind ein Scheißkerl, und die Niedertracht steht Ihnen ins Gesicht geschrieben!«
Dr. Curtis lehnt sich zurück. Er sieht wie ein Mann aus, dem man gerade einen ziemlich schlechten Witz erzählt hat. Hinter ihm erstreckt sich eine Phalanx von Bildschirmen. Einige davon zeigen aktuelle Innenaufnahmen von Bewohnern dieser Institution.
Sie müssen verstehen, wenn Sie alt sind und hier landen, gibt das den Betreibern das Recht, Sie buchstäblich bis ins Mark zu durchleuchten.
Sie sind ein Patient.
Ich gehöre zu den schwierigen Patienten. »Kann sein, dass ich achtzig Jahre alt bin, aber ich kann Sie immer noch auffliegen lassen!«
Er hebt die Brauen, seine Augen sind ausdruckslos. »Ich könnte Ihnen jederzeit etwas verordnen, um all das aggressive Testosteron in Ihrem Organismus zu neutralisieren. So unvorteilhaft im Alter.«
Ich hasse ihn. Wirklich. Mit den meisten Leuten komme ich gut klar, aber Curtis würde ich etwas antun, wenn ich könnte. Er hat meine Eier in der Hand und kann zudrücken, wann immer er will.
»Hören Sie, Curtis, Sie haben unsere Trinkgelder weggehackt. Glauben Sie, dass es dem Personal nicht auffällt, wenn es kein Geld bekommt? Ich weiß, dass wir alle ein Haufen seniler alter Käuze sind, aber selbst wir merken, wenn man uns die Arsche nicht mehr abwischt, weil das Personal seine Kinder nicht ernähren kann. Lassen Sie die Finger von unseren Trinkgeldern, Arschloch!«
Der gute Doktor schnaubt. »Ich fürchte, ich habe meine Unkosten.«
»Ja, und die haben alle Titten.«
»Und ohne die Trinkgelder hätte ich nur noch eine andere Einkommensquelle.« Curtis beginnt zu lächeln. Es folgt eine lange Kunstpause, als käme jetzt seine wichtigste Szene in diesem Stück. Er spitzt die Lippen zu einem kessen Küsschen. »Sie.«
Was für ein Schauspielschüler. Er ist eine Pfeife. »Wenn mein Konto leer ist, hacke ich Ihres.«
Nein, das wird er nicht tun. So leicht geht das nicht. Aber er hat einen wunden Punkt getroffen. Die Schwachstelle, auf der alles beruht. Mit der ich Tag für Tag leben muss und die mir schwer zu schaffen macht.
Ich kann nicht ohne Hilfe gehen. Mein Junge ist arm. Ich brauche hundert Riesen im Jahr.
Also besorge ich sie mir von den Konten anderer Leute. Okay?
Curtis ist mein Arzt. Er weiß alles, was ich tue. Ich muss ihm einen Anteil abtreten.
Oft träume ich davon, Dr. Curtis mit einer Gummimaske auf dem Gesicht und umgedrehter Baseballmütze nachts auf den Rasen zu stoßen, so dass die Kameras ihn nicht erkennen und als Eindringling einstufen. Dann würde er eine Ladung gepulsten Schall verpasst kriegen. Er würde mit Mikrowellen bestrahlt, bis sich sein ganzer Körper so anfühlt, als würde er von heißen Glühbirnen versengt werden. Damit auch sein gottverdammter glatt rasierter, tätowierter, schicker, dicker kleiner Arsch einmal spürt, wie es ist, arm und hungrig zu sein. Wie es sich anfühlt, wenn man über unsere Grundstücksmauer klettert und damit irgendwelche Abwehrmechanismen aktiviert.
All das passiert noch vor dem Mittagessen. Es ist ein ziemlich ereignisreicher Tag. Warten Sie’s ab, er wird noch ereignisreicher werden.
Wir haben Samstag, und an diesem Tag besucht mich Bill immer. Ich gehe ins Solarium und warte, und danach warte ich noch etwas länger. Heute kommt er nicht.
Zeit vergeht. Schließlich rufe ich ihn an, um eine Nachricht zu hinterlassen. Ich möchte nicht weinerlich klingen, also bemühe ich mich um einen munteren
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