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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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Visionär. Aber so wie ich es sehe, kann man, wenn man es schafft, die Zukunft in den Griff zu kriegen, sie so schnell wie möglich in Gang setzen.«
    »Ich«, sagte Bischof Beesley, »ziehe es vor, das Beste zu erhalten und mich dem Schlechtesten zu stellen.« Er runzelte die Stirn. Er war sicher, soeben Mo Collier gesehen zu haben, wie er draußen mit einem Schnellboot unterwegs nach Huddersfield vorbeirauschte. Also war es dort, wo der kleine Bastard seine Munition kaufte. Und seine Drogen? Das wäre der springende Punkt.
    Una legte einen Arm um Cathy. Jerrys Schwester fröstelte wieder. »Du hast 45 Umdrehungen pro Minute gemacht, als du eigentlich mindestens 100 hättest machen sollen. Ich dachte, du wärest einfach nur alt geworden, oder irgendetwas mit deinen Wurzeln stimmte nicht. Für einen kurzen Moment befand sich alles in einem Zustand der Stasis. So viel zum Thema unsicheres Terrain. Was waren das für schlimme Jahre, rückblickend betrachtet. Nach 1980 glaubte ich, das verdammte Jahrhundert würde niemals zu Ende gehen. Und dann – Bingo!«
    Sie schauten hinaus auf die blühenden Inseln, die aussahen wie eine Ansammlung riesiger gläserner Eier.
    »Dennoch, jetzt ist alles okay«, sagte Jerry. »Ich meine, das Schlimmste ist vorbei, nicht wahr? Nicht mehr lange, und man kann wieder gefahrlos nach London.« Er hauchte gegen die Wand und wischte eine kleine Fläche des gekrümmten, durchsichtigen Schirms sauber. Von oben erklang ein schrilles Gekrächze, als ein Schwarm Möwen auf der glatten Außenhaut landete. Es hätten auch Tauben sein können. Er begann zu pfeifen. Die Welt war plötzlich viel heller.
    Die Zukunft hatte nie neuer ausgesehen.

Geoff Ryman

    S.A.S.
     
     
    Ins Deutsche übertragen von
    Winfried Czech

 
     
    Jazzanova streunte wieder herum. Er blieb die ganze Nacht fort.
    Wie ich später erfahre, haben sie ihn auf einem Baum gefunden. Also warte ich in seinem Zimmer auf ihn und erinnere mich daran, was er mir über sich erzählt hat. Als Kind ist er oft im Stadtpark auf Kiefern geklettert, um dort oben seine Comics zu lesen, Iron Man, Dr. Midnight. Ich schätze, er war so eine Art Träumer. Dann zog er nach Jersey und begann, seine Träume zu leben. Dort haben wir uns auch kennen gelernt, auf dem College.
    Sie bringen ihn wieder herein. Jazza sieht aus wie ein Heimchen, das jemand mit Tee braun gesprenkelt hat. Ich hasse seinen schlurfenden Gang. Seine Füße verlassen nie den Boden, als würden sie ständig in Pantoffeln stecken. Auch die mit dem Schirm in den Nacken gedrehte Baseballmütze, die er immer trägt, passt nicht gerade zu einem alten Mann, der Alzheimer hat. Er schlurft davon, um zu pinkeln, und ich kann hören, wie er sich mit seiner sprechenden Toilette zankt.
    »Sie haben versäumt, Ihre Medikamente einzunehmen«, rügt ihn die Toilette. Vermutlich hat sie seinen Urin analysiert.
    Jazzanova kann das nicht ausstehen. »Gottverdammt!« Er klingt betrunken und wütend, betätigt die Spülung, um die Toilette zum Schweigen zu bringen. Als er das Klo verlässt, meldet sich seine Brille zu Wort. »Elf Uhr fünfzehn«, sagt sie mit diesem durchdringenden dünnen Stimmchen. »Sie hätten Ihre Medikamente um neun Uhr und zehn Uhr dreißig vormittags einnehmen sollen. Gehen Sie zu dem blauen Tablett und nehmen Sie die Pillen aus dem grünen Röhrchen.«
    Man hat hier nie seine Ruhe. Der ganze Laden ist verkabelt und derart mit Überwachungssystemen voll gestopft, dass man sie summen hören kann. Jazzas Zimmer klingt, als würden überall Kolibris herumschwirren.
    Er blendet alles aus und lässt sich auf das Sofa fallen. Die Gehhilfen, in denen seine Beine stecken, werden nicht so heiß, wenn er sitzt. Dann starrt er ein paar Sekunden lang einfach vor sich hin, betrachtet seine Hände, als gehörten sie nicht zu ihm. Schließlich wendet er sich mir zu. »Was hältst du davon, wenn wir einfach auf ein Bier rausgehen, äh…«
    Er hat wieder einmal vergessen, wer ich bin. Ich kann das leichte Flackern in den Gläsern seiner Brille sehen, als sie eine Reihe von Fotos abruft und ihm meinen Namen zuflüstert. »Brewster«, wiederholt er, zuckt die Achseln und fügt hinzu: »Alles eine Soße.«
    Alles eine Soße. Das sagt er immer, wenn er so tut, als wäre er völlig entspannt und nicht einfach gaga. Jazza lebt immer noch auf dem Planeten Clubland, eine Million Jahre in der Vergangenheit. Vielleicht ist er glücklich dort.
    Aber er hat kein Geld.
    »Die Bar ist nicht geöffnet«,

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