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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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paranoiden Themen abbringen konnte.
    Auf dem belebten Fußweg traf Diego sofort auf Lyle Gimlett, der einige kältebeständige landwirtschaftliche Produkte – Kartoffeln, Rüben, Äpfel und Ähnliches – in die Kisten vor dem Schaufenster sortierte, um jeden potenziellen Kunden anzulocken, der sich in der Masse der Passanten finden mochte. Der stämmige Geschäftsmann mit der fliehenden Stirn – dessen Gesicht wie immer ein düsteres Aussehen aufwies – grüßte Diego freundlich.
    »Patchen! Interesse an frischen Bananen? Die letzten Züge haben ein paar ganz besonders frische mitgebracht. Schwer zu sagen, wann man so was Feines wieder zu Gesicht bekommt.«
    »Klar, Lyle. Leg mir ein paar grüne Bananen zurück, ich hole sie dann nachher ab.«
    Diego klappte wegen der Kälte den Kragen seiner Jacke hoch und wollte losgehen, als Gimlett ihn am Ellbogen festhielt. Der Gemüsehändler beugte sich in verschwörerischer Manier nach vorn und sagte: »Kannst du mir sagen, ob du und deine Freunde in nächster Zeit noch mal an ein paar von denen hier herankommen?«
    Unter dem Latz seiner fleckigen weißen Schürze zog Gimlett einen seltsamen Anhänger hervor. An einer Lederschnur, die durch ein gebohrtes Loch gezogen war, hing die dicke, schillernde Schuppe eines Reptils. Sie war so groß wie ein Kartoffelchip und glänzte in einem chromatischen Wechselspiel, das fast das gesamte Farbspektrum abdeckte.
    Diego zuckte bei dem Anblick zusammen. Unerfreuliche Erinnerungen an üble Zeiten, als das Glück ihn verlassen hatte und er gezwungen gewesen war, Risiken einzugehen, die heute völlig inakzeptabel wirkten, stürzten ihm aus jenem geistigen Dachboden entgegen, wo er sie sicher verwahrt geglaubt hatte.
    »Ich… wenn du mehr Schuppen brauchst, dann musst du mit Zohar Kush reden.«
    »Gut, gut. Ihr beide kommt mal abends nach Geschäftsschluss vorbei. Ich zahle euch einen guten Preis dafür. Ich kann so viele davon verkaufen, wie ihr beschaffen könnt. Die Leute können Glücksbringer immer gebrauchen. Hier, der Apfel ist für dich, Diego.«
    Diego nahm die Frucht und eilte davon. Sobald er wusste, dass Gimlett ihn nicht mehr sehen konnte, warf er trotz seines Hungers den Apfel in den Rinnstein, wo er wie eine unbekümmerte Herbstwaise in einem schmutzigen Winterschlaf liegen blieb.
     
    Auf der eisglatten Asphaltdecke des Broadway tummelte sich die übliche Vielfalt von Schiebewagen und Fahrrädern, die sich durch den Schneematsch kämpften, sowie hin und wieder ein kurioser elektrischer Buggy, der von irgendeinem Ingeniator entweder für den Gebrauch des Erfinders selbst oder für einen Kunden zusammengeschustert worden war. (Diese einzigartigen Vehikel reichten vom winzigen Einmannfahrzeug von der Größe einer Couch auf Rädern bis zu einem kunstvollen Charaban, geschaffen von Tolkan Sinsalida und im Eigentum von Bürgermeister Copperknob.) Auf dem Weg nach Downtown spürte Diego, wie die am klaren Himmel stetig höher steigende Tagsonne seine Schultern wärmte, während sie ihrer Bahn über dem Broadway von Uptown am Morgen bis Downtown am Abend folgte. Seine Muskeln entspannten sich, und mit einem Mal wurde ihm zu seiner Überraschung bewusst, dass er die ganze Zeit über einen Buckel gemacht hatte. Das düstere lange Sterben seines Vaters, Gimletts habgierige und beunruhigende Bitte – beides musste sich wie ein Stachel tiefer in sein Fleisch gebohrt haben, als ihm bewusst gewesen war.
    Als er den bis zur letzten Ecke mit bunten Magazinen aller Art bestückten Zeitungsstand sah, bei dem er immer seinen Bedarf deckte, fiel Diego ein, dass heute die neue Ausgabe seines Lieblingsmagazins Mirror Worlds erhältlich sein musste. Die fragliche Ausgabe würde überdies eine neue Geschichte von keinem Geringeren als Diego Patchen enthalten, der von den MW -Lesern in den letzten beiden Monaten zum beliebtesten Autor gewählt worden war! Diego eilte an den Stand, wo ihn Snarky Chuff begrüßte.
    Um sich vor der Kälte zu schützen, trug er mehrere Schals, zwei Paar verschmutzte fingerlose Handschuhe und eine Auswahl verrückt gemusterter und keineswegs zueinander passender Hemden und Hosen übereinander. Chuff hielt seinen überladenen Stand bei jedem Wetter offen, und das von lange vor Tagsonnenaufgang bis hinein in die Nacht, wenn sich die Theaterbesucher auf den Heimweg machten. Diego vermutete, dass der recht kleine, gut gelaunte und scheinbar nie alternde Verkäufer irgendwo in der behelfsmäßigen, aber robusten

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