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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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unterhalb der Wolkendecke, entstand plötzlich ein konzentrierter Punkt absoluter Luzidität und verging. Ein Imago, ein komplettes Imago, in seiner eigenen, kaum identifizierbaren Gestalt. Weit im Süden hörte Sholl ein lautes, reißendes Geräusch.
    Sholl hatte große Angst. Bis jetzt hatte er nie absichtlich die Nähe von Imagos gesucht. Und mochten die Vampire auch die begreifbarsten von ihnen sein und die schwächsten, waren sie des ungeachtet jedem Menschen an Kraft und Wildheit um ein Vielfaches überlegen. Und sie waren Jäger. Drangen Vampire in ein Gebiet vor, ergriffen die überlebenden Menschen die Flucht oder starben.
    Er stieß einen zitternden Seufzer aus und tastete in den Taschen nach der Stablampe, der Munition, den Handschellen. Dann umklammerte er die Schrotflinte fester und trat aus der Deckung.
     
    Sein Erscheinen bewirkte ein leichtes Ansteigen des Geräuschpegels bei den Vampiren. Ohne in ihrer Wanderung innezuhalten, beobachteten sie Sholl aus den Augenwinkeln, musterten ihn mit etwas wie Unbehagen.
    Er richtete das Gewehr auf einen von ihnen, einen Mann in der sauberen Jacke eines Bäckers. Der Auserwählte zog den Kopf zwischen die Schultern und versuchte, sich klein zu machen, schien aber nicht willens oder imstande, seine monotone Wanderung aufzugeben. Sholl betätigte den Abzug.
    Der Schuss hallte lange nach. Der Bäckervampir wurde hochgerissen, im Bogen, von Blut umregnet, durch die Luft geschleudert. Er quiekte gellend, wie ein Schwein. Sämtliche Vampire gaben das gleiche Geräusch von sich.
    Rücklings niedergestürzt, trommelte der Bäcker mit Händen und Füßen auf den Boden wie ein trotziges Kind. Blut spritzte in Fontänen aus dem Krater, den die Schrotladung in seine Brust gerissen hatte. Seine Schuhe scharrten über den Asphalt. Er warf den Kopf wild hin und her und winselte zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Sholl lud nach, dabei behielt er die Vampire im Auge. Sie zogen wütende Grimassen, stießen schnarrende Laute aus. Auf den Fersen wippend, starrten sie ihn an. Anspannung verzerrte ihre Gesichter. Sholl ging auf sie zu.
    Sein Herz schlug wie ein Hammer. Er fror. Seine Angst war so groß, dass er kaum atmen konnte.
    Als er sich dem vordersten Vampir näherte, musste er sich zwingen, nicht den Schritt zu verlangsamen. Die Kreatur wich zurück. Es war eine Frau in einem hässlichen, blusigen Kleid. Sie ließ sich auf alle Viere nieder und kroch geduckt wie ein Tier von ihm weg.
    Mit einem Satz war Sholl bei ihr und griff nach ihrem Arm. Das Imago in Frauengestalt sprang kreischend hoch, das blumenbedruckte Kleid flatterte. Die Kreatur landete auf einem Fenstersims, ungefähr drei Meter über dem Boden, und zischte von dort zu ihm hinunter.
    Bis zu den Haarspitzen durchpulst von Adrenalin, wirbelte Sholl herum. Jede Sekunde, jeden Bruchteil einer Sekunde rechnete er mit einem Schlag, der ihn niederwarf. Er drehte sich im Kreis, um zu sehen, was hinter ihm war, und hinter ihm und hinter ihm. Die Vampire aber schienen gelähmt, beäugten ihn ausdruckslos.
    Mit weichen Knien setzte Sholl sich wieder in Bewegung, streckte die Hand aus, um einen anderen Vampir zu packen. Das Kroppzeug, die Splitter menschlicher Gestalten, spritzte auseinander, war schneller als man sehen konnte aus dem Bereich der Kreuzung verschwunden. Und die Vampire traten den Rückzug an. Auf allen vieren galoppierend, in verblüffenden Transversalen Mauern hinauflaufend, knurrend und jaulend, ruckzuckten sie zurück in das Höhlendunkel der Hampstead Underground Station, so dass innerhalb von Sekunden nur noch Sholl und der angeschossene Bäckervampir auf der Straße übrig waren.
    Der Bäcker schüttelte die Glieder und stand plötzlich taumelnd auf den Füßen. Sholl ging auf ihn zu, der Vampir heulte auf wie in Angst und lief rückwärts, schneller als jeder Mensch es hätte tun können, und dabei ließ er Sholl nicht aus den Augen. Durch die Bewegung lösten sich wabbelnd große Klumpen aus der furchtbaren Wunde, er hinterließ eine Spur aus Blut und Fleischfetzen.
    Sholl blickte ihm nach, bis er vom Dunkel verschluckt wurde. Euphorie übermannte ihn. Er drehte sich um die eigene Achse, vollführte eine Pirouette mitten auf der verlassenen Straße. Laute des Triumphs und der überstandenen Todesangst drangen aus seiner Kehle, Jubellaute, die er nicht zurückhalten konnte. Sie hatten ihn nicht angerührt.
    Er schoss zweimal, dreimal in die Luft und stieß ein Freudengeheul aus. London verschluckte

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