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Moloch

Titel: Moloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville , Michael Moorcock , Paul di Filippo , Geoff Ryman
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immer noch den Raben?«
    »Sie denken an Texas. Das war eine andere, weitaus kompliziertere Zeit«, sagte Jerry. »Als sie mich den Roten Schatten nannten, zogen sie noch immer die gleiche Show ab.«
    »›Men of toil and danger, would you serve a stranger, and bow down to Burgundy, fight, fight, fight for liberty‹«, sang Abu Said unbeholfen. Er ließ es sich nicht nehmen, seinen Gesang mit ägyptischen Gebärden zu untermalen. »Warum interessieren Sie sich so sehr für dieses beschissene kleine Land?« Er schüttelte den Kopf, holte eine Packung Camels, hervor und hielt sie Jerry einladend hin. »Zigarette?«
    »Es treibt uns an, unermüdlich weiterzukämpfen.« Jerry angelte sich eine zerdrückte Zigarette aus der Schachtel und klemmte sie sich behutsam zwischen die Lippen, als wollte er nur das Papier schmecken. Eine vage Erinnerung regte sich. »Wir bleiben dadurch glücklich und zufrieden.«
    »›Ah‹, sagte Christus und wischte seine Tränen mit blutigen Händen ab, ›würdet ihr mich erneut kreuzigen?‹« Abu Said holte Luft für ein weiteres Zitat, dann merkte er auf. Er sog schnüffelnd die Luft ein. »Können Sie es auch riechen? Das ist ein Wolf. Ich dachte, die Juden hätten sie alle getötet.« Er stand hastig auf, stieß dabei seine Kleiderpuppe um, öffnete die kleine Hintertür und rannte durch das Haus. Unterwegs nahm er eine lange Rute vom Ständer und ging dann hinaus, um nach seinen Schafhürden zu sehen.
    Jerry folgte ihm. Am dunklen Horizont zeichneten sich die Umrisse Bethlehems ab. Die schlafenden Schafe erhoben sich und blinzelten im grellen Lichtschein von Abu Saids Stablampe.
    Jerry hielt die Nase in den Wind.
    »Ist da etwas am Kochen?«

 
    VIER
    Pig Alley Blues
     
    Man ist in einer Welt aufgewachsen, die sagt, dass man nicht dorthin gehört. Also schafft man sich eine, in der man leben kann. Aber man muss ganz schön mutig sein, um verkleidet als Boadicea zu Selfridge’s zu gehen.
    Boy George, BBC Radio 4, 16. Januar 2002
     
     
    Captain Marvel gegen DIE ACHSE DES BÖSEN!
    Captain Marvel Adventures , Januar 1945
     
     
    Islam heißt Frieden.
     
    George W. Bush, September 2001
     
     
    »Fresst Schweinefleisch, ihr Mütterbeschäler!«
    Trixie Brunner hatte ihren Spaß in der Automatenspielhalle. Es gab dort Dutzende von tollen neuen Spielen. Sie hatte sich auf der Warteliste für Daisycutter Panic und Towelhead Run eingetragen. In der Zwischenzeit spielte sie Imam Hunt mit der einen Hand und American Terrorist mit der anderen. Es verbesserte ihren Gleichgewichtssinn. »Frum, frum, frum… «
    Trixies strenges, sexy Gesicht erstrahlte dunkelrot und türkisfarben. Sie trug ein knappes rotes Kleid und zehn Zentimeter hohe Stöckelschuhe. Mit ihrer bleichen Haut und den platinblonden Haaren sah sie aus wie ein wandelndes Nazi-Plakat. Ihre Mutter, die gerade aus einem ihrer langen Dämmerzustände aufwachte, war überzeugt, dass Trixie sich einen falschen Hintern umgeschnallt hatte. »Der steht dir nicht«, sagte sie. Es war ein bemitleidenswerter Versuch, ihren Einfluss zurückzugewinnen, und Trixie, voller Mitgefühl, erwiderte nichts darauf. Ihre Mutter tauchte bald wieder ab. Der Stoff, mit dem Trixie sie versorgte, hielt sie beschwerdefrei.
    Die Baronesse war fast vollständig von Gangrän zerfressen gewesen, ehe man sie operierte. Jetzt bestand sie fast nur noch aus Mund. Trixie benutzte ihren alten Sportkinderwagen, um ihre Mutter zu ihrem wöchentlichen Besuch in der Spielhalle mitzunehmen. Das Bingo-Spiel hatte sie aufgegeben. Ihre Mutter war nicht davon abzubringen, dass die Nummern auf ihrer Karte durchweg Gewinnnummern waren. Ständig rief sie mitten im Spiel »Bingo!«. Ihre Mitspieler hatten sie weggeekelt.
    »Sie ist ein wenig wie ein Archosaurier, leider«, entschuldigte Trixie sich bei Mo Collier, der seinen Stoppelbart kratzte und zustimmend brummte. Die Vorstellung von einer Hinternprothese törnte ihn an.
    In einem Anflug verlegener Großzügigkeit bot er Trixies Mutter einen der Mars-Riegel an, die er dem Vikar stibitzt hatte. »Möchte sie etwas zum Knabbern haben?«
    »Lieber nicht«, sagte Trixie. »Sie beschmiert sich sonst von oben bis unten.«
    »Wie dem auch sei«, fuhr Mo fort, »wie wäre es denn mit… du weißt schon, ein wenig Spaß?«
    »Ich habe Spaß«, erklärte Trixie mit Nachdruck. »Wenn du dich selbst meinst, hält meine Lust auf deine Art von Spaß sich in Grenzen. Aber ich hätte nichts gegen eine Video-Nummer. Wie wär’s mit einer

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