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Mømø im Legøland

Mømø im Legøland

Titel: Mømø im Legøland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Piewitz
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Schrebergartenkolonie.



24.

    Mømø Laumann sitzt mit Gabi auf einer Bank am Rande der Schrebergartenkolonie. Wir essen Hähnchenschenkel, während Trotzki sich mit Pansen zufriedengeben muß. Es ist einer dieser Abende aus Cashmere-Velours...
    Wir sehen durch ein respektables Loch in der Buchenhecke auf ein halbiertes Gartenhaus mit akkurat halbierten Möbeln. Die anderen Hälften der Möbel und des Hauses sind locker im Garten verstreut. Selbst ein Gartenzwerg ist der Spaltung nicht entgangen.
    Wir erleben den Auftritt von Vati, Mutti und zwei lackierten Kindern, die einen solchen Zustand ihres Besitzes offenbar nicht erwartet hatten. Statt eines gemütlichen Grillabends erleben sie nun nur halbe Sachen, und das Erstaunen ist groß.
    Besonders Vati ist außer sich und schwört blutige Rache. Aber als er meine Polizeiuniform samt Mütze unter seinem Johannisbeerstrauch findet, wird er blaß und verlangt nach seinen Tabletten.
    »Da haben wir's, die Schmiere in ihrer Freizeit. Da schlage ich aber Krach, darauf kannst du dich verlassen!«
    Dann entdeckt Vati uns beide auf der Bank und kommt rüber.
    »Haben Sie das gesehen?« fragte er, »die haben alles durchgesägt.«
    »Nicht zu fassen«, antworte ich.
    Er sagt: »Leute, die sowas machen, haben doch kein Herz. Die müßte man doch sofort aufhängen!«
    »Sofort«, antwortet Gabi.
    Aber gesehen haben wir nichts, auch nichts gehört, und Verdacht geschöpft haben wir schon gar nicht.
    »Man fragt sich wirklich, wofür bezahlen wir eigentlich unsere Polizei«, sagt Gabi.
    »Das frage ich mich auch«, antwortet Vati, dann wankt er zu seiner Familie zurück.
    Gabi und ich fallen in einen wilden Clinch, aber mit mir in den Schlafsack kriechen will sie nicht. Statt dessen schwingt sie sich auf ihr Motorrad und röhrt davon.
    Ich schleife Trotzki und den Wagen noch etwa 50 Meter weiter. An einem Maschendrahtzaun richten wir uns für die Nacht ein. Herr und Hund schauen in die Richtung, in der man früher mal einen Sternenhimmel erkennen konnte.



25.

    Beim Einschlafen stelle ich mir zur Ermunterung vor, ich sei mit der Tochter des Oberstadtbaurats verheiratet, und mache ein Gedicht:

    Du gehst in meiner Wohnung aus und ein
    und mir gewaltig auf die Nerven.
    Du liegst zu fett in meinem engen Bett
    und mir beschwerlich auf der Naht.
    Du bringst mir morgens deinen Traum
    und mich allmählich um.
    Du gibst mir deinen guten Willen
    und mir gnadenlos den Rest.
    Du stehst für mich in jeder Lage gerade
    und mir nur noch im Weg.
    Du schlägst mir große Pläne vor
    und immer wieder auf den Magen.
    Du trägst dein Los mit Fassung
    und nur zu meinem Trübsinn bei.
    Du ringst verzweifelt deine Hände
    und mir nicht mal ein Lächeln ab.
    Ich werde dich voller Behagen
    demnächst rauswerfen,
    du Koalitionsflasche.



26.

    Gabi brummt auf der Suzuki durchs Gelände und sucht. Als sie uns findet, bin ich schon fertig angezogen. Sie hat Frühstück mitgebracht, schießt ein paar Fotos und haut wieder ab.
    Ich knipse den Maschendrahtzaun aus; mache das Loch ein bißchen größer, als Trotzki, der Wagen und ich das eigentlich brauchen, damit auch die Elefanten es benutzen können, falls sie das wünschen — wir sind hier nämlich im Zoo.
    Die Route führt geradeaus zum Affenrevier. Schwein gehabt. Es hätte ja auch der Tigerkäfig sein können.
    »Sitz!« sage ich zu Trotzki, »sonst behalten sie dich hier«, und der große Labrador macht sich ganz klein.
    Ich befestige ein Seil an einem Baum und lasse es in den Graben, der das Affengehege umschließt, hinab. Wandere dann mit Trotzki und Wagen zur anderen Seite, peile die genaue Grade, befestige ein anderes Seil an einem anderen Baum und lasse es ebenfalls in den Graben runter. Raffe alle Bananen zusammen, die noch da sind und spurte zurück.
    Als ich das Seil hinunterklettern will, kommt mir schon der erste Affe entgegen. Die anderen haben sich ordentlich in einer Schlange aufgestellt, um auch sobald wie möglich auszuwandern. Ich werfe eine Ration Bananen unter sie, und schon ist die angespannte Lage beruhigt: alle bejubeln die Sonderzuteilung und vergessen einstweilen ihre verdrossenen Auswanderungspläne. Ich, unten angekommen, ahme so gut ich kann den Affengang nach und haste zur gegenüberliegenden Seite, zum anderen Seil, und klettere hinauf. Knote das Seil wieder vom Baum los und packe es weg. Das andere lasse ich für die Affen hängen, da bin ich Kumpel.
    Der Rest vom Zoo ist schnell erledigt. Ich muß nur durch den

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