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Mømø im Legøland

Mømø im Legøland

Titel: Mømø im Legøland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Piewitz
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vorzupirschen. Wir verschwenden keinen einzigen Blick mehr an dieses unwürdige Schauspiel und sind schnell auf dem Kinderspielplatz.
    Es geht erstaunlich glatt voran, zu glatt eigentlich.
    Und prompt schiebt sich ein Bauzaun quer. Dahinter ein Rohbau, unverputzt, mit leeren Fensterhöhlen. Das übliche Schild: Hier entstehen im sozialen Wohnungsbau 12 Eigentumswohnungen der Bauherrengemeinschaft und so weiter oder so ähnlich. Werktätige bei der Arbeit sind nicht zu sehen.
    Ich vermute, der Bau Ist stillgelegt, bis der momentane finanzielle Engpaß der zuständigen Zahnärzte, Anwälte und Zuhälter überwunden ist.
    Dieser Neubau muß weg, den lege ich um.
    Nein, den lasse ich umlegen. Vom Häuptling der Baumafia, von Oberfilzrat Kaußner. Oder jedenfalls von seiner Abrißbirne. Das Ding baumelt zwischen dem Rohbau und einer dieser morbiden Irrenanstalten aus den 50er Jahren, in deren Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen man leicht je 20 Pakistani unterbringen kann.
    Offensichtlich sind die Bewohner schon mit ihrem Auszug beschäftigt, da stehen einige mit Sperrmüll überladene Opel vor der Tür.
    Wachtmeister Mømø Laumann nähert sich gravitätisch. Hund und Wagen liegen in der Spätnachmittagssonne.
    Die Abrißbirne ist auf einem Kettenfahrzeug montiert. Ich inspiziere das Gerät und stelle fest, auch dieses Baufahrzeug bietet keinen erwähnenswerten Schwierigkeitsgrad. Ich schwinge mich auf den abgewetzten Fahrersitz, muß ein bißchen fummeln, bis die Zündung kurzgeschlossen ist, dann läuft die Maschine.
    Kinder, possierlich im Halbkreis arrangiert, gucken fragend zu mir hoch. Ich drehe die Polizeimütze auf meinem Kopf, bis sie verkehrt rum sitzt und schneide meine wirkungsvollste Grimasse: keins lacht. Deutsche Polizei und Humor — das können sie gar nicht glauben.
    Drei mißtrauische spanürkische Portuslawier kommen dazu. Ich rufe ihnen ein freundliches Hallo zu, sie nicken. Ich mache mich weiter mit der Maschine vertraut, probiere die Gänge, sie beobachten. Ich lasse die Abrißbirne ein wenig schaukeln, ohne das Haus zu berühren.
    Ruft der erste: »Was treiben Sie da eigentlich?«
    Rufe ich zurück: »Ich Baupolizei. Ich sanieren.«
    Schreit der zweite: »Aber der Termin ist erst morgen. Wir haben noch gar nicht alle geräumt.«
    Ich schreie zurück: »Ich wissen. Du nix Angst haben, ich nur da...« Und deute eindeutig auf den Rohbau. Die drei sehen mich zweifelnd an. Sie haben eben klar umrissene Vorstellungen von der intellektuellen Leistungsfähigkeit der deutschen Polizei. Dabei kann die mit einem entsprechenden Kettenfahrzeug sogar einen ganzen Bauzaun niederrüsseln.
    Ich rolle auf den Rohbau zu, haue ihm die Birne In die Seite. Er ist einen Moment erschüttert, zeigt aber keine Wirkung. Schicke einen Leberhaken hinterher und sehe an seinem bitterbösen Blick: das hat wehgetan. Er wehrt sich kaum, hat die Arme in Doppeldeckung hochgenommen. Eine Doublette auf die kurze Rippe, da knickt ihm schon ein Knie ein. Dieser Kopfstoß wird ihm auch nicht gut bekommen. Ich sehe die Lücke und breche ihm mit einer rechten Geraden das Jochbein. Der nachfolgende linke Haken zum Kinn wirft ihn zurück, ich setze nach, er muß einen Schlaghagel über sich ergehen lassen, gehe einen halben Schritt auf Distanz und pflanze ihm ein volles Ding auf den Solarplexus, so daß er weich wird wie Pudding und ich ihn nur noch kurz anhusten muß, damit er umfällt. Das war ein schweres Stück Arbeit, der Bursche zeigte Nehmerqualitäten, aber ich bin verdient Meister geworden. Den Kindern hat die Action gefallen. Sie klettern auf meine feine Raupe und freuen sich. Die Männer stehen in einiger Entfernung, die Hände in den Taschen.
    Ich laufe mit den Kindern um die Wette zum nächsten Schaufelbagger, er wird besetzt, und die Einheit rollt durch befreites Gebiet. Wir müssen einige dicke Brocken aus dem Weg räumen und schuften schwer. Schließlich ist der Rohbau-Schutt so weit beseitigt, daß ich auf geradem Weg durchkommen kann. Die Alten rufen die Jungen unter das Dach über ihrem Kopf, ich trotte allein zu Trotzki und dem Wagen zurück.
    Jetzt müßte man zum Deutschen gehen und mal wieder anständig essen — Fadennudeln mit Hackfleisch/Tomaten-Tunke zum Beispiel, das machen die da fabelhaft. Aber hier kann ich nicht bleiben, ich muß irgendwie ein Quartier für die Nacht aufreißen, also weiter. Wir nehmen das Bauherrenmodell unter die Füße. Hinter diesem Grundstück beginnt eine kleine

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