Mømø im Legøland
Flamingotümpel und ein Rudel Wildschweine. Den im Weg stehenden Eiswagen will ich gerade zur Seite schieben, als ein Mensch mit einem Protestplakat erscheint, ein Sandwichman: »Sag nein zu Tierversuchen!« Dieser Typ, mit grimmiger Miene auf den angeschnallten Trotzki deutend, mosert: »Machen Sie Ihre niederträchtigen Experimente doch mit Ihresgleichen. Tierquäler wie Sie gehören eingesperrt!« Trotzki will auf ihn los, aber ich beruhige ihn. Der Typ geht weiter. Auf seinem Rücken steht: »Kein Knast für Tiere!« Ich räume den Eiswagen beiseite, und wir erreichen ohne weitere Komplikationen die Grenze des Zoos: eine Kasernenhofmauer, etwa zwei Meter hoch. Keine Hürde — nicht weit entfernt steht ein Geräteschuppen, eine Bretterbude. Mit dem Brecheisen kante ich vier stabile Bohlen aus der Wand. Die liefern eine hochqualifizierte Rampe zum Rauf- und eine gführige Piste zum Abfahren.
Der Kasernenhof ist recht geräumig. In einiger Entfernung sehe ich Soldaten sich im Disziplinlernen üben. Zwischen denen werde ich hindurchmarschieren müssen. Mal sehen, ob sie sich in die Flucht schlagen lassen.
27.
Pause. Einen Moment abschalten. Sich ablenken.
Im Fernsehen wird eine Sonderdebatte des Bundestages über Jugendfragen übertragen. Ich bin schon von Berufs wegen an dem Thema interessiert — also werfe ich mich zur Abwechslung mal in den Sessel und versuche, einige Reden auszusitzen.
Der Plenarsaal ist fast leer, wie üblich.
Die paar Abgeordneten, die da sind, hören offensichtlich nicht zu. Die meisten schlafen, andere lesen Zeitung.
Mir wär’s lieber, der Saal wäre voll, und die würden für ihre Diäten wenigstens behaglich vor sich hin onanieren. Oder Topflappen häkeln. Oder Monopoly und Skat spielen, Schwalben basteln oder töpfern. Meinetwegen sich einen Walkman auf die Ohren stülpen und Briefe an ihre Eltern schreiben.
Aber nein, sie bleiben einfach weg.
Dabei spricht der Oppositionsführer ganz ausgezeichnet:
»... und da ist es nicht nur meine Pflicht, sondern sogar meine verfassungsrechtliche Aufgabe, daß ich Sie, Herr Bundeskanzler, auch wenn Sie das nicht wahrhaben wollen, hier im Parlament unseres Landes, dem eine solche Debatte nicht nur zukommt, sondern auch wohl ansteht, denn das erwarten die Menschen draußen im Land von uns, die sich ja nicht nur ihre Gedanken machen, sondern sogar von ernster Besorgnis umgetrieben sind, weil sie das, was hier mit Ihrer Mehrheit besprochen und verabschiedet werden soll, nicht mehr nachvollziehen können, mit allem gebotenen Ernst, denn nichts anderes verlangt das politische Klima in unserem Staat, ohne Wenn und Aber darauf hinweise, daß von Ihnen ein klares, und wenn ich sage klares, dann meine ich glasklares, weil die Menschen der vielen Zweideutigkeiten überdrüssig sind, ein unmißverständliches Signal und Zeichen Ihres guten Willens, über alle Parteigrenzen hinweg — «
Zwischenruf Herr Dr. Düffeldoffel, CDU: »Ihr Signal steht doch auf Rot, Sie Schrankenwärter!« (Heiterkeit bei der Regierungspartei, Unruhe)
» — ich lasse mich von Ihnen nicht aus dem Konzept bringen, Herr Kollege — gesetzt werden muß, nachdem Sie ja nicht einmal bereit sind, und jetzt hören Sie mal gut zu, Kollege Düffeldoffel, einmal getroffene und von Ihnen selbst als falsch erkannte Entscheidungen nicht nur zu korrigieren, sondern auch zu revidieren.«
Ich denke, der Oppositionsführer gilt zu Recht als bester Redner seiner Partei. Das ist doch mal ein schönes Beispiel für die Härte der politischen Auseinandersetzung im wirklichen Leben. Genervt schalte ich den Fernseher wieder aus. Ich springe wieder ins Bett. AAA sehnt sich nach Phantasia und nach BBB...
28.
Daß ich je mit einem Hund, der einen mit Dynamit beladenen Aldi-Einkaufswagen hinter sich herzieht, über einen Kasernenhof marschieren würde, war nicht vorherzusehen. Mømø Laumanns Musterung vor einigen Jahren ließ sowas jedenfalls nicht erwarten:
Ich hatte die ganze Nacht vor jener denkwürdigen Veranstaltung allerfeinsten Afghanen geraucht und meinen Kreislauf auf Null gebracht. Mehrere Kannen Espresso jagten dann meine Herztätigkeit auf katastrophales Tempo. Dagegen helfen bekanntlich nur kräftige Downer, und ich schluckte reichlich Valium. Gleich danach pfiff ich zwei Captagon ein und würzte mit einem extremen Abführmittel nach. Meine Hände zitterten so stark, daß sie meinen Pimmel nicht ruhig halten konnten, als es darum ging, für die Urinuntersuchung in ein Glas
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