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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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heimgesucht, deren Charakteristika mit dem alten Mythos unsichtbarer, heimlicher Wesen< übereinstimmen. Zum andern ist von einer angeblichen Allwissenheit, Allmacht und Unermeßlichkeit von Seiten der Matrix selbst die Rede.«
    »Matrix gleich Gott?«
    »Gewissermaßen, obwohl es im Hinblick auf den Mythos exakter wäre zu sagen, die Matrix habe einen Gott, da dessen Allwissenheit und Allmacht angeblich auf die Matrix beschränkt sind.«
    »Wenn diesem Wesen Grenzen gesetzt sind, so ist es nicht allmächtig.«
    »Genau. Es ist zu beachten, daß der Mythos dem Wesen keine Unsterblichkeit zuschreibt, was normalerweise der Fall wäre bei Glaubenssystemen, die ein höchstes Wesen postulieren — zumindest was besonders deine Kultur angeht. Cyberspace existiert, insofern man von existieren sprechen kann, dank menschlichen Zutuns.«
    »Wie du auch.«
    »Ja.«
    Sie spazierte ins Wohnzimmer, wo die Louis XVI-Sessel wie Skelette aussahen im grauen Licht und die geschnitzten Füße wie vergoldete Gebeine.
    »Wenn es so ein Wesen gäbe«, sagte sie, »dann wärst du ein Teil davon, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Würdest du das wissen?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Weißt du's?«
    »Nein.«
    »Klammerst du die Möglichkeit aus?«
    »Nein.«
    »Kommt dir dieses Gespräch merkwürdig vor, Continuity?« Ihre Wangen waren von Tränen naß, die sie erst jetzt bemerkte.
    »Nein.«
    »Wie passen die Geschichten vom...« Sie zögerte, hätte beinahe /RD gesagt. »Wie passen die Geschichten von diesem Zeug in der Matrix zu dieser Gott-Theorie?«
    »Gar nicht. Beides sind Varianten der >Wende<. Beides sehr junge Ideen.«
    »Wie jung?«
    »Etwa fünfzehn Jahre alt.«
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    Sie wachte auf und spürte Sallys kühle Hand, die ihr den Mund zuhielt und mit der anderen bedeutete, keinen Laut von sich zu geben.
    Die kleinen Lampen brannten, die in den goldgefleckten Spiegel eingelassen waren. Einer ihrer Koffer stand offen auf dem Riesenbett, daneben war Kleidung gestapelt.
    Sally hielt sich den Zeigefinger vor den geschlossenen Mund und deutete dann auf Koffer und Kleidung.
    Kumiko glitt unterm Duvet hervor und schlüpfte, weil es kalt war, in ein Sweatshirt. Sie blickte wieder zu Sally und überlegte, ob sie etwas sagen sollte; was immer das auch zu bedeuten hätte, ein Wort von ihr, und Petal würde anrücken. Sally war genauso angezogen wie beim letzten Mal, Lammfelljacke und Tartanschal, der unterm Kinn geknotet war. Sie wiederholte die Geste: packen.
    Kumiko zog sich rasch an und verstaute die Sachen im Koffer. Sally ging gehetzt und lautlos durchs Zimmer, öffnete Schubfächer, machte sie wieder zu. Sie fand Kumikos Paß, eine schwarze Plastikkarte mit einem aufgeprägten goldenen Chrysamthemum, und hängte sie
    Kumiko an der schwarzen Nylonkordel um den Hals. Sie verschwand ins getäfelte Kabäuschen
    und kam mit dem Wildledertäschchen zurück, in dem Kumikos Waschzeug war.
    Als Kumiko den Koffer zumachte, läutete das Elfenbein-Messing-Telefon.
    Sally beachtete es nicht, zog den Koffer vom Bett, öffnete die Tür, nahm Kumiko bei der Hand und schleppte sie hinaus in den dunklen Flur. Sally ließ die Hand los und schob die Tür zu, womit das Telefon nicht mehr zu hören war und es stockfinster wurde. Kumiko ließ sich zum Lift führen, den sie an seinem Öl-und Möbelpoliturgeruch, dem Klappern der Gittertür erkannte.
    Dann fuhren sie hinunter.
    Fetal erwartete sie, in einen riesigen, abgetragenen Flanellbademantel gehüllt, im strahlend weißen Foyer. Er hatte die alten Slipper an; die Beine unter dem Bademantelsaum waren weiß.
    Er hatte eine Kanone in der Hand, ein dickes, mattschwarzes Ding. »Verdammte Scheiße«, sagte er, als er sie sah, »was soll'n das?«
    »Sie geht mit mir«, sagte Sally.
    »Das«, erwiderte Petal langsam, »ist ganz und gar ausgeschlossen.«
    »Kumi«, sagte Sally, legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie aus dem Lift, »draußen steht ein Wagen.«
    »Das kannste nicht bringen«, sagte Petal, aber Kumiko spürte seine Verwirrung, seine
    Unsicherheit.
    »Verdammt, dann erschieß mich doch, Petal!«
    Petal senkte die Kanone. »Verdammt, der Swain wird PLFK erschießen, wenn ich dich
    laufenlasse.«
    »Der säße, wenn er hier war, in der gleichen Scheiße, nicht wahr?«
    »Bitte«, sagte Petal, »nicht.«
    »Es wird ihr gutgehn, keine Bange. Mach die Tür auf!«
    »Sally«, sagte Kumiko. »Wohin gehen wir?«
    »Ins Sprawl.«
    Und wurde, in Sallys Lammfelljacke gekuschelt, wieder wach beim sanften

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