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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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hielt.
    »Manhattan«, sagte Sally. Sie zog ein Geldscheinbündel aus der Jackentasche und hielt es
    aufgefächert vor die Kamera.
    Aus dem Lautsprecher kamen fragende Laute.
    »Stadtmitte. Ich sag wo, wenn wir da sind.«
    Das Luftkissen der Droschke blähte sich auf, das Licht in der Fahrgastkabine erlosch, und schon ging es dahin.
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    Er war bei Gentry unterm Dach. Er sah, wie Cherry Gentry verarztete. Cherry, die auf Gentrys Bettkante saß, schaute her. »Wie geht's, Slick?«
    »Okay... Bin okay.«
    »Erinnerst du dich, daß ich dich schon mal gefragt habe?«
    Er schaute hinunter in das Gesicht des Mannes, den Kid Afrika den Count nannte. Cherry
    hantierte am Aufbau der Trage mit einem Beutel, der eine Flüssigkeit enthielt, die die Farbe von Haferschleim hatte.
    »Wie fühlst du dich, Slick?«
    »Okay.«
    »Es ist was nicht okay. Du bist ver...«
    Er saß oben bei Gentry auf dem Boden. Sein Gesicht war naß. Cherry hockte neben ihm, ganz dicht, hatte die Hände auf seinen Schultern.
    »Hast gesessen?«
    Er nickte.
    »Chemotherapeutische Strafeinheit?«
    »Ja.«
    »Künstlicher Korsakov?«
    Er…
    »Öfter?« fragte Cherry ihn. Er saß oben bei Gentry auf dem Boden. Wo war Gentry? »Hast du öfter solche Momente? Kurzzeitige Gedächtnisaussetzer?«
    Woher wußte sie das? Wo war Gentry?
    »Was ist der Auslöser?«
    »Was löst das Syndrom aus, Slick? Was wirft dich in den Knast zurück?« Er saß oben bei Gentry auf dem Boden, und Cherry war praktisch auf ihm drauf.
    »Streß«, sagte er und wunderte sich, woher sie davon wußte. »Wo ist Gentry?«
    »Den hab ich ins Bett gesteckt.«
    »Warum?«
    »Ist zusammengebrochen. Als er das Ding gesehn hat...«
    »Was für'n Ding?«
    Cherry drückte ein pink Derm auf sein Handgelenk. »Starker Tranquilizer«, sagte sie. »Holt dich vielleicht wieder raus da ...«
    »Wo raus?«
    Sie seufzte. »Ach, nichts.«
    Er wachte mit Cherry Chesterfield im Bett auf. Er war voll angezogen bis auf Jacke und Boots.
    Die Spitze seines Steifen klemmte unter der Gürtelschnalle, streckte sich zum warmen Denim über Gentrys Arsch.
    »Komm nicht auf dumme Gedanken.«
    Winterlicht fiel durchs zusammengeschusterte Fenster, und sein Atem dampfte weiß, wenn er sprach. »Was ist passiert?« Warum war es so kalt im Raum? Er erinnerte sich an Gentrys Aufschrei, als das Ding auf ihn losging...
    Er setzte sich auf, blitzschnell.
    »Sachte«, sagte sie und drehte sich zur Seite. »Leg dich hin! Was ist es nur, das dich so fertigmacht?«
    »Wie meinst du das?«
    »Leg dich hin! Schlüpf unter die Decke! Willst du erfrieren?«
    Er tat, was sie befahl. »Du warst im Knast, stimmt's? Chemische Keule.«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Hast es mir gesagt. Gestern abend. Hast gesagt, ' Streß kann einen Rückfall auslösen. Das ist also passiert. Das Ding ist auf deinen Kumpel losgegangen, du bist zum Schalter gesprungen, hast den Projektortisch ausgeschaltet. Er ist vornüber gekippt, hat sich am Kopf geschnitten. Ich habe ihn verarztet, und dabei ist mir aufgefallen, daß was nicht stimmt mit dir. Hab rausgekriegt, daß du ein zusammenhängendes Erinnerungsvermögen von nur noch fünf Minuten gehabt hast.
    Das gibt's manchmal nach Schock oder Gehirnerschütterung ...«
    »Wo ist er? Gentry?«
    »Steckt im Bett droben bei sich. Mit Sedativa bepflastert. Bei der Verfassung, in der er war, könnte ihm ein Tag Schlaf nicht schaden, dachte ich mir. Jedenfalls sind wir ihn damit eine Weile los.«
    Slick machte die Augen zu und sah das graue Ding wieder, das auf Gentry losgegangen war. Ein Ding wie ein Mensch oder ein Affe. Nicht vergleichbar mit den verdrehten Gestalten, die Gentrys Geräte auf seiner Suche nach GHU *HVWDOW hervorbrachten.
    »Ich glaub, der Strom ist alle«, meinte Cherry. »Vor rund sechs Stunden sind hier drin die Lichter ausgegangen.«
    Er machte die Augen auf. Die Kälte. Gentry war nicht an der Console zugange gewesen. Er
    knurrte.
    Er ließ Cherry allein, um mit dem Butankocher Kaffee zu machen und Little Bird zu suchen. Er fand ihn anhand des Rauchs. Little Bird hatte Feuer gemacht in einem Eisenkübel und schlief, wie ein Hund ums Feuer gerollt. »He«, sagte Slick und stieß den Jungen mit dem Stiefel an, »steh schon auf! Wir haben Probleme.«
    »Der verdammte Strom ist aus«, murmelte er und setzte sich auf in seinem speckigen
    Nylonschlafsack, der exakt denselben Farbton wie der Fabrikböden angenommen hatte.
    »Ich weiß. Das ist Problem Nummer eins. Nummer zwei ist, daß wir

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