Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
Vom Netzwerk:
Penny, den wir kriegen können.“
    Wenn Amber nur an den verknöcherten und vor allem unsympathischen Ladenbesitzer dachte, der sie hochnäsig behandelte, sträubten sich ihr alle Nackenhaare. Nicht eine Minute würde sie für den arbeiten, auch nicht Mom zuliebe.
    „Und was willst du dann machen?“
    Bestimmt hatte Mom diesem Meadows schon Versprechungen gegeben, sie würde den Job antreten.
    „An einem Theater in Edinburgh wird noch jemand fürs Ensemble gesucht. Das hat mir Beth erzählt. Man zahlt dort gut, jedenfalls besser als hier bei Meadows.“
    „Hat Aidan dir das etwa eingeredet?“ Mom kniff die Lippen zusammen.
    „Aidan hat nichts damit zu tun.“
    „Amber, er ist nicht gut für dich.“
    Auf diese Worte hatte Amber schon lange gewartet. Oft genug bemerkte sie die abschätzenden Blicke ihrer Mutter. Sie hatten nie offen über Aidan gesprochen, aber Mom spürte sicher, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.
    „Wie meinst du das jetzt, Mom? Neulich hast du ihn noch gebeten, mich zu beschützen.“
    „Ja, stimmt“, gab sie widerwillig zu.
    „Siehst du.“
    „Herrgott noch mal, Amber, du weißt genau, was ich meine. Mit ihm stimmt was nicht. Seit er damals zurückgekehrt ist, hat er sich verändert. Er hat seinen Job als Lehrer aufgegeben, die Destillerie lässt er so vor sich hin dümpeln und verlässt sich auf seinen Geschäftsführer. Er schläft bis in die Puppen, weil er sich die Nächte was weiß ich wo um die Ohren haut. Warum nimmt er nicht endlich einen Job an, anstatt sich auf dem Reichtum seines Vaters auszuruhen? Du brauchst einen verlässlichen Partner, einen Mann, der dich liebt, dich unterstützt. Aber er wirkt oft kalt und abweisend. Meinst du, ich sehe zu, wie du unglücklich wirst? Er ist wie ...“ Mom hielt inne.
    „Wie wer?“
    „Wie sein Vater es damals gesagt hat. Ein Tagträumer. Ich wünschte, ich hätte mich getäuscht.“
    „Ich bin nicht unglücklich, Mom“, antwortete Amber, um sie zu beruhigen. Moms Blick blieb skeptisch. Tief in ihrem Inneren verspürte Amber einen Stich. „Ehrlich, Mom. Wenn ich unglücklich wäre, würde ich es dir sagen.“
    Amber kam sich erbärmlich vor, ihre Mutter zu belügen, aber sie konnte ja schlecht sagen: Mom, dein zukünftiger Schwiegersohn ist ein Vampir. Aber das macht nichts, du kannst ihm ja an Weihnachten Blutwurst servieren. Dann würde Mom erst recht verlangen, dass sie sich von ihm trennte und sie alle von hier fortgingen.
    „Okay, aber versprich mir, dass du auf dich achtgibst.“
    „Mom, ich weiß, was ich tue.“
    „Vielleicht kriege ich den Job als Innenarchitektin, dann kannst du in Ruhe nach einem besseren Job suchen.“
    Amber seufzte laut, Mom sah noch immer das kleine Mädchen in ihr. „Ich möchte endlich auf eigenen Füßen stehen. Versteh das doch. Bitte sei nicht böse, aber ich bin in Eile. Wir reden später. Ich möchte Beth nach der Probe abpassen, okay?“
    Amber drückte ihr einen Kuss auf die Wange und stürmte zur Haustür hinaus.
    In ihrer Eile stolperte sie über Morgaine, ihre schwarze Katze, die vor der Haustür saß und darauf wartete, hineingelassen zu werden.
    „Himmel, Morgaine! Beinah hätte ich dich getreten. Geh schon rein, oben wartet Futter auf dich.“ Sie bückte sich und strich der Katze kurz über den Rücken. Diese rieb sich schnurrend an ihrem Bein und verschwand schließlich im Schlosstrakt. Lächelnd blickte Amber ihr hinterher, wie sie die Stufen zur Wohnung emporrannte.
    Amber lief zum Parkplatz, auf dem ihr roter Mini stand. Bewundernd glitt ihr Blick über die Blütenpracht der Zierkirschen, die den Parkplatz einrahmten. Eine leichte Böe wirbelte die Blütenblätter in rosa Wolken durch die Luft. Sie öffnete die Wagentür, als Kevin angerannt kam.
    „Du fährst doch nach Edinburgh. Kannste mich mitnehmen?“ Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und er rang nach Luft. Die Sporttasche geschultert, sah er sie erwartungsvoll an.
    „Was willst du denn in Edinburgh?“
    Normalerweise bewegte ihr Bruder sich, außer zur Schule, nur von seinem Platz vor dem PC zum Kühlschrank in die Küche und zurück.
    „Ich trage dort Flyer aus. War ne Annonce der Tageszeitung. Die bezahlen echt gut.“
    Amber horchte auf bei diesem ungewohnten Eifer. „Meinetwegen, komm schon.“ Sie bedeutete ihm lächelnd, einzusteigen.
    „Danke.“
    Kevin öffnete die Beifahrertür und warf seine Tasche auf den Rücksitz. Dann plumpste er neben sie und schnallte sich an. Aus dem Augenwinkel

Weitere Kostenlose Bücher