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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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sein, jedenfalls nicht körperlich.“
    „Und wie sonst?“ Bestimmt hatte Hermit ihm auch von ihrer Begegnung mit Revenant am Ende des Dämonenpfades berichtet. Sie war auf seine Antwort gespannt.
    „Dein Geist kann dorthin reisen, Gordon hat mir alles beschrieben. Ich möchte es auch wagen. Und du?“
    Wusste er vielleicht doch nicht von ihrer Prüfung? „Bist du verrückt? Um keinen Preis. Du könntest im Meer der verlorenen Seelen gefangen werden.“
    „Wie rührend du um mich besorgt bist.“
    Langsam beugte er sich zu ihr herab und hob sanft mit dem Finger ihr Kinn an. Sein Blick ließ kleine Flammen auf ihrer Haut tanzen und hielt ihren fest. Ihr wurde heiß. Der Kerl war gefährlich. Ihr Körper gehorchte nicht und strebte ihm von selbst entgegen.
    Amber.
    Es war Aidan, der sie rief und rechtzeitig aus Samuels Bann riss. Abrupt wandte sie sich ab, Samuels Atem kribbelte in ihrem Nacken. Wenn er sie umarmt hätte, wäre sie in seine Arme gesunken. Es war, als hätte sie Aidan und ihre Liebe verraten. Hatte er das gespürt und sie deshalb gerufen?
    „Das wäre ich um jeden.“ Amber sah ihn nicht an, damit er ihre Lüge nicht entlarvte. „Außerdem hat es dem alten Macfarlane auch nichts gebracht.“
    „Wirklich jammerschade, dass Gordon gestorben ist. Er wusste so viel, selbst Merlins Geheimnis über die Unsterblichkeit.“
    „Was ihm zum Verhängnis wurde.“
    Samuels Lächeln verflog. Er sah sie drohend an, sodass Amber einen Schritt zurückwich.
    Amber.
    Aidans Stimme wurde drängender. Sie musste zurück. „Bitte, Samuel, ich muss gehen“, sagte sie hastig und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Seine Hand, die ihren Ellbogen fassen wollte, sank hinab. „Danke für den Kaffee.“ Amber rang sich ein Lächeln ab. Sie wollte nur noch dieser seltsamen Atmosphäre und diesem verwirrenden Mann entfliehen.
    Samuels Miene verfinsterte sich noch mehr, wie der Himmel, an dem jetzt graue Gewitterwolken aufzogen. „Auch wenn du mir jetzt davonläufst, ihm kannst du nicht entkommen, wir alle können das nicht.“
    „Er kommt nicht zurück.“ Sie war erstaunt darüber, wie ruhig ihre Stimme klang.
    „Wenn du meinst, Amber ... Wenn du einmal doch Revenants Welt betreten willst, ruf mich an.“
    Er zückte eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und drückte sie ihr in die Hand. Ambers Finger schlossen sich darum, ohne einen Blick darauf zu werfen. Sie versuchte, ihr Zittern vor Samuel zu verbergen. Unter keinen Umständen wollte sie ihm zeigen, wie sehr er sie verunsichert hatte. Entweder besaß er ein geheimes Wissen oder er bluffte, um anzugeben oder sie einzuschüchtern. Sein Blick wurde starr, seine Augen schienen nur noch aus Pupillen zu bestehen.
    „Wer bist du?“, flüsterte sie.
    Er lachte rau und tief. „Lerne mich kennen, dann weißt du es.“ Für einen winzigen Moment strahlte er Energie aus, die auf ihrer Haut unangenehm prickelte. „Ich würde dich gern bald wiedersehen“, sagte er. Samuels Züge entspannten sich und das Lächeln kehrte zurück. Die negativen Schwingungen, die eben noch von ihm ausgegangen waren, erschienen nun illusionär.
    „Vielleicht bei der ersten Probe.“ Etwas anderes fiel ihr nicht ein. Forschend betrachtete sie sein Gesicht, das keine Regung preisgab. Nicht ein Wimpernzucken deutete mehr auf seinen Stimmungswechsel. Samuel hatte im Gegensatz zu ihr seine Gefühle im Griff.
    „Ich denke, früher.“

-19-
    A mbers Nerven beruhigten sich erst, als sie bereits mit Kevin auf der Landstraße zurück nach Gealach fuhr.
    „Ey, haste deine Stimme verloren?“, unterbrach er nach einer Weile das Schweigen und trommelte mit den Fingern auf seinen Knien.
    Kein Wort würde sie über Samuel verlauten lassen. Kevin würde sich womöglich bei Aidan verplappern. Keinen Streit mit Aidan, hatte sie sich geschworen.
    „Was machen deine Nachforschungen über Dämonen? Hast du was rausbekommen?“
    „Nein, bin nicht weitergekommen. Drei Fragen mit W behindern mich: Wer, wie und warum. Und du?“
    Amber lachte auf. „Nee, bestimmt nicht. Ich dachte, wenigstens du hättest die Lösung parat, Mr. Neunmalklug.“
    „Haha. Ich werde schon rauskriegen, wer dahintersteckt.“ Kevin verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund.
    „Ich vertraue dir. Allerdings weiß ich nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, aber mein Gefühl sagt mir, dass es fünf vor zwölf ist. Du versuchst, im Internet zu recherchieren, und ich werde bei Gelegenheit Hermit und Aidan

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