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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Augenwinkel. Er besaß etwas Geheimnisvolles, das sie magisch anzog.
    „Wie bist du zu Gordon Macfarlane gekommen?“
    Die meisten Anhänger Macfarlanes zählten zu dem Kreis zwielichtiger Fanatiker. Wie Samuel dazu gekommen war, reizte sie besonders zu erfahren.
    „Ich interessiere mich schon lange für alte Bräuche und Riten und war fasziniert von Gordons Lebensweise. Die Leute in Gealach sind abergläubisch und mieden ihn. Es war der Reiz des Verbotenen an den Treffen und Ritualen teilzunehmen. Hermit wollte mich allerdings nicht dabeihaben.“
    „So schätze ich ihn gar nicht ein.“ Das hatte schon seinen Grund, dachte Amber.
    „Ach, ja? Aber nicht, wenn es um schwarzes Druidentum geht, das mich besonders interessiert.“
    „Du magst schwarze Druiden?“
    „Dunkle Riten, Schwarze Magie ...“
    Wieder nippte er an seinem Cappuccino und fixierte sie über den Rand der Tasse hinweg.
    „Die dunklen Bräuche sind gefährlich, ich kann Hermit verstehen.“
    „Aber ist es nicht die Finsternis, das Böse, was uns besonders anzieht?“ Samuels Augen funkelten vor Begeisterung wie Edelsteine.
    „Vielleicht, aber ich halte es für zu gefährlich. Ich bleibe lieber auf der weißen Seite.“
    Samuel lächelte amüsiert. Dann wurde er ernst. „Wolltest du noch nie die Grenzen überschreiten? Gut und Böse kann man nur unterscheiden, wenn man beides kennengelernt hat.“
    Natürlich hatte auch sie schon oft mit dem Gedanken gespielt, nicht nur in Trance die Schattenwelt zu besuchen, sondern sie real zu betreten.
    „Hier in England und im Ausland habe ich fast alle mystischen Orte besucht und damit mein Wissen erweitert. Bis auf einen.“
    „Welchen?“
    „Die Schattenwelt“, antwortete er.
    Amber erstarrte. Redete er nur so daher oder würde er es wirklich tun? „Die Schattenwelt?“
    „Reizt es dich etwa nicht, dorthin zu gehen? Ich muss alles sehen, jeden Ort, selbst Himmel und Hölle. Bald ist Beltane. Eine Gelegenheit, sie zu betreten.“ Seine gedämpfte Stimme besaß etwas Verschwörerisches.
    Amber setzte sich kerzengerade auf. „Das ist doch nicht dein Ernst!“
    Samuel grinste. Das Netz über seiner Iris begann, zu flimmern.
    „Mein Gott, du meinst es wirklich ernst! An diesen Ort zieht mich nichts. Dort herrscht das Böse.“
    „Was ist böse? Was ist gut? Kannst du das genau abgrenzen? Ich nicht, die Übergänge sind fließend.“
    „Morden ist böse. Ich habe gesehen, wie diese Kreaturen aus der Schattenwelt alles umgebracht haben, was sich ihnen in den Weg stellte. Es war brutal und ekelhaft. Das möchte ich nicht noch einmal erleben. Außerdem ist niemand je von dort zurückgekehrt. Wir würden zu einem Vampir oder einer dieser Kreaturen werden. Darauf kann ich verzichten.“
    „Das ist seltsam, was du da sagst, wo dein Freund doch ein Vampir ist.“
    „Aidan würde nie töten.“ Sie unterdrückte erneut die Erinnerungen an Rana.
    Seine Miene wurde ernst, und er kniff die Augen zusammen. „Vampire jagen, töten. Ohne Ausnahme. Es ist dieses unbändige Verlangen nach Blut. Sie folgen dem Ruf der Schattenwelt. Wach auf, Amber. Eines Tages wird auch dein Freund alles Sterbliche umbringen und dich verlassen.“
    Samuels Worte trafen sie wie giftige Pfeile. Sie wollte das nicht mehr hören, denn es weckte die Zweifel aufs Neue. Sie wollte jetzt gehen und sprang auf.
    „ Anscheinend glaubst du, ein Experte für die Schattenwelt zu sein.“
    Sie wollte zur Tür, aber Samuel war schneller und versperrte ihr den Weg. „Hast du dir nie vorgestellt, wie es da drüben aussieht?“
    Plötzlich wirkte Samuel nicht mehr so perfekt. Im Halbdunkel sah er mit seinen harten und unerbittlichen Zügen gespenstisch aus. Sie wollte ihm weder von ihren Versionen erzählen, als sie das Mal getragen hatte, noch von dem Dämonenpfad und wie nah sie dort der Schattenwelt gewesen war. Er wusste für ihren Geschmack schon viel zu viel.
    „Ich stelle mir eine Welt vor, die in Finsternis versunken ist, lodernde Feuer auf schwarzen Bergen, voller Faszination und Mysterien. Gordon hat mir damals den Baum der ewigen Finsternis und das Meer der verlorenen Seelen beschrieben.“ Sein Blick verklärte sich, als preise er das Paradies an.
    Amber jagte ein Schauder nach dem anderen den Rücken hinunter. Samuel hörte sich an wie Gordon Macfarlane, der Wahnsinnige.
    „Und woher wusste er das? War der vielleicht dort? Das ist doch albern. Niemand kommt so zurück, wie er sie betreten hat.“
    „Man muss nicht dort gewesen

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