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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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schwindelig, ihre Hände zitterten. Sie schob es auf das Lampenfieber und weil sie heute nicht viel gegessen hatte.
    „Komm schon.“
    Sie wollte absagen, aber ihre Zunge entwickelte ein Eigenleben. Vielleicht würde eine Tasse Kaffee ihren Blutdruck wieder pushen. „Warum nicht? Am frühen Nachmittag muss ich aber meinen Bruder wieder aufgabeln“, antwortete sie.
    „Prima. Ich kenne ein nettes Cafe um die Ecke, nichts Besonderes, aber die Butterhörnchen sind spitze.“
    Er ergriff ihren Ellbogen. Nicht die Nuance einer Vibration übertrug sich auf Amber, als gehöre die Hand einem Toten. Dagegen sprach die Wärme, die von ihm ausging.
    Wenig später saßen sie in dem kleinen Cafe, das gegenüber des Princes Parks lag. Amber grübelte über Beths Verschwinden nach. Sie sah aus dem Fenster und rührte gedankenverloren in der Tasse.
    „Kennst du Beth Gardener?“, fragte sie nach einer Weile und wartete auf seine Reaktion.
    Nichts in Samuels Miene verriet, ob ihn diese Frage überraschte. Er stützte sich auf die Ellbogen und beugte sich vor. Offen zeigte er ihr, wie sehr er sie begehrte. Sein Blick glitt über ihr Gesicht hinab bis zum Ausschnitt ihrer Bluse. Ein anzügliches Lächeln kräuselte seine Lippen. Der Schleier über seiner Iris war verschwunden, sein Blick warm, fast liebevoll. Sie wurde aus ihm nicht schlau. Das machte ihn anziehend und sie verrückt.
    „Flüchtig“, antwortete er eine Spur zu hastig.
    Sie kannte Beth gut genug, um zu wissen, dass sie Samuels Charme verfallen wäre. Amber konzentrierte sich darauf, erneut die Schwingungen Samuels zu erspüren, die ihr mehr über ihn mitgeteilt hätten. Irgendeine Schwachstelle musste es doch geben. Aber bei ihm versagten ihre Sinne. Wieder trug er die ledernen Handschuhe. Am liebsten hätte sie ihm diese ausgezogen und seine Haut berührt, die ihr sicher mehr über sein Innenleben erzählt hätte.
    „Ich glaube nämlich nicht, dass Beth einfach so verschwunden ist. Irgendwas muss geschehen sein.“
    „Mag sein, dass du wegen Beth recht hast. Aber lass uns nicht über sie reden, ich möchte mehr über dich erfahren.“ Der Schleier legte sich wieder über seine Iris.
    „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen ...“
    „Das glaube ich kaum. Hermit hat mir gesagt, dass du eine Druidin werden willst.“
    Amber presste die Lippen aus Ärger über Hermit zusammen. Konnte er nicht den Mund halten?
    „Er hat mir auch vom Tod deines Vaters berichtet und von den Vorkommnissen oben am Steinkreis.“
    Fast wäre Amber die Tasse entglitten. Wie kam Hermit dazu, mit einem fremden über sie zu reden? Bevor sie etwas entgegnen konnte, kam Samuel ihr zuvor.
    „Keine Panik, Hermit und ich kennen uns schon seit Ewigkeiten. Er weiß, dass ich Ähnliches wie du erlebt habe. Deshalb hat er mir davon erzählt.“
    Jetzt war Ambers Interesse geweckt und ihr Ärger verrauchte. „Ähnliches erlebt?“
    „Ich hatte mal vor einigen Jahren eine Begegnung mit einem Werwolf im Moor, als ich nach meinem Vater gesucht habe.“
    „Dein Vater ist der Schäfer in Gealach?“
    Er nickte.
    „Ich habe ihn auf dem Weg hierher getroffen. Er streitet ab, einen Sohn zu haben.“
    Samuel lachte unwiderstehlich sexy und schüttelte den Kopf. „Das sieht ihm ähnlich. Er hat mir nie verziehen, dass ich Gealach verlassen habe.“
    „Weshalb bist du weggegangen?“
    „Ich musste raus aus diesem Kaff voller Spießbürger. Die haben nie verstanden, dass ich mich mit dem alten Macfarlane abgegeben habe. Alle, die anders sind, werden gemieden. Ist wohl überall so. Bevor ich fortging, ließ ich mich von Gordon in die alten Weisheiten der Druiden einweihen. Er hat mir eine neue, völlig fremdartige Welt eröffnet, die mich sofort gefangen nahm. Dabei habe ich auch von der Geschichte Revenants erfahren. Gordon war sehr stolz auf seinen Vorfahren, nahezu von ihm besessen.“
    Er nippte an seinem Cappuccino, ein weißer Schaumbart zierte seine Oberlippe. Sein Blick war unverschämt, als er sich genüsslich den Schaum von den Lippen leckte. Eine Geste, die ihre sinnliche Wirkung auf Amber jedoch nicht verfehlte. Sie kämpfte gegen den Wunsch an, mit diesem attraktiven Mann zu flirten. Es würde Aidan nicht gefallen, und sie wollte ihn nicht reizen. Sie wich Samuels Blick aus und beobachtete aus dem Fenster die schnell vorbeiziehenden Wolken. Wenn sich nicht alles verändert hätte, würde sie jetzt hier mit Aidan sitzen und nicht mit Samuel. Flüchtig betrachtete sie Sam aus dem

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