Mond-Elfe
Aber ein erwachsener Zentaur würde sich nicht damit aufhalten. Wir haben uns um andere Dinge zu kümmern, so wie es Che eigentlich auch tun müßte.«
»Andere Dinge?«
»Er ist dafür auserwählt, den Verlauf der Geschichte von Xanth zu verändern. Aus diesem Grund muß er frei sein, selbst wenn er kein Zentaur und nicht unser Fohlen wäre. Deshalb können wir nicht zulassen, daß die Kobolde sich hier einmischen. Wir befürchten schon, daß seine Entführung ein Anschlag gewesen sein könnte, um die Erfüllung seines Schicksals zu verhindern.«
»Wenn aber Gwenny die Kobolde regiert, würde das nicht die Dinge verändern? Schließlich hat es niemals zuvor einen weiblichen Koboldführer gegeben. Mit dem magischen Zauberstab kann sie es schaffen, wenn sie genug sehen könnte, um ihn zu benutzen, oder wenn sie jemanden hat, der ihr dabei hilft.«
Chex fiel es wie Schuppen von den Augen, und sie wäre fast vom Himmel gestützt. Um ihr Gleichgewicht wiederzuerlangen, mußte sie heftig mit ihren Schwingen schlagen, während Jenny sich an sie klammerte.
»Die Geschichte von Xanth ändern, dadurch, daß eine Koboldfrau Häuptling wird!« rief Chex, nachdem sie ihre Balance wiedergefunden hatte. »Wir haben angenommen, es wäre die menschliche Geschichte oder die Geschichte der Zentauren, aber an die Geschichte der Kobolde haben wir nie gedacht.«
»Gut, vielleicht ist sie es auch nicht«, sagte Jenny. »Vielleicht werden die Kobolde auch etwas tun, was die anderen verwirren wird.«
»Die ganze Zeit haben wir versucht, Che zu schützen, damit sich sein Schicksal erfüllen kann, und vielleicht stören wir diese Vorherbestimmung ausgerechnet jetzt!« rief Chex aus. »Ich muß das unbedingt Cheiron berichten.«
»Würde das seine Meinung ändern?« fragte Jenny.
Chex, die gerade eine schwungvolle Wendung zurück in Richtung Koboldberge machte, bremste. »Nein. Er hat sich schon festgelegt. Es ist lediglich ein weiterer Grund, einen friedlichen Ausweg aus dieser so verzwickten Situation zu finden.«
Jenny überlegte. »Du sagtest, daß jeder Zentaur ihr außerhalb der Koboldberge helfen könnte. Aber sie würden es nicht tun.«
»Das ist richtig. Wir Zentauren sind sehr mit unseren eigenen Angelegenheiten beschäftigt. Cheiron und ich versuchen zum Beispiel, Che großzuziehen.«
»Aber angenommen, Gwenny würde euch besuchen. Würde einer von euch Gwenny helfen, während der andere Che ausbildet?«
»Sicherlich könnten wir das. Aber warum sollten wir es tun?«
»Falls das sein Schicksal ist, könntest du seine Bestimmung retten, und ihn unterrichten, und Gwenny würde nicht leiden.«
»Meinst du vielleicht, wir sollten sie bei uns wohnen lassen?« fragte Chex erstaunt.
»Nun, vielleicht war das doch keine gute Idee«, sagte Jenny beschämt.
Chex überlegte es ganz nüchtern; plötzlich setzten sich alle Teile zu einem Ganzen zusammen! Cheiron könnte zufrieden sein, und Ches Vorherbestimmung – was immer sie auch sein mochte – würde nicht gefährdet werden. Auch das Koboldmädchen wäre in Sicherheit, denn niemand würde ihr Geheimnis verraten. So müßte es möglich sein – falls Godiva sie gehen lassen würde.
»Ich glaube, daß das eine brillante Idee ist«, freute sich Chex. »Ich werde jetzt geradewegs zu Cheiron fliegen, um es ihm vorzuschlagen.« Sie vollendete ihre Kehrtwendung und hielt mit kraftvollen Flügelschlägen auf die Berge zu.
So schien noch ein weiteres Problem für Chex gelöst zu sein. »Jenny, du wirst dort hineingehen müssen, um mit Godiva zu sprechen, weil der Rest von uns mit den Kobolden im Kampf steht. Es wird auf jeden Fall nötig sein, daß du auch mit Che und Gwendolyn sprichst.«
»Ja«, stimmte das Mädchen verzagt zu.
»Ich möchte, daß du Che eine Botschaft überbringst, die ihm vielleicht hilft, das alles zu verstehen.«
»Ja, natürlich.«
»Sie lautet: Erinnere dich an das Bekenntnis des Nachthengstes.«
»Erinnere dich an das Bekenntnis des Nachthengstes«, wiederholte sie. »Ich werde es ihm sagen, aber was bedeutet es?«
»Das wäre zu kompliziert, um es zu erklären, da ich annehme, daß es in eurer Welt keine Nachtmähre gibt. Aber ich denke, daß Che es herausfindet und es dir dann erzählen wird.«
»Oh! In Ordnung.«
Das Mädchen drängte auf keine weitere Klärung, und Chex war froh darüber, denn sie wollte, daß Che diese Entscheidung selbst traf.
Als sie die Berge erreichten, sahen sie die kreisenden Rokhs, die Geröllblöcke mit sich trugen.
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