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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zwischenfalls Bedeutung verleihen.«
    »Dann laß sie hineingehen«, sagte er. »Aber sie muß mit einer eindeutigen Antwort zurückkehren. Wenn sie nicht innerhalb einer Stunde zurückkehrt, wird der Angriff wieder aufgenommen, und das kann dann sehr schnell geschehen.« Er stieg in die Luft, um die Unterbrechung der Angriffe einzuleiten.
    »Jetzt liegt es an dir, Jenny«, wandte sich Chex an das Mädchen. »Du würdest uns einen unermeßlichen Dienst erweisen, wenn dir das gelänge.«
    Das Mädchen sah ängstlich aus. »Ich werde es versuchen«, antwortete sie. »Ich werde mein Allerbestes versuchen.«

14
JENNYS JUBELFLUG
    Jenny fürchtete sich, als sie sich mit Sammy auf dem Arm dem Berg näherte. Sonst hatte sie immer jemand begleitet, aber nun war sie ganz allein, von dem Kater einmal abgesehen. Der Hang des Berges bestand zum größten Teil aus Schotter, und der Hauch des Kriegs lag noch in der Luft. Was, wenn die Kobolde dachten, sie wäre ein eindringender Feind, und Steine nach ihr warfen?
    Dann hatte sie plötzlich eine glänzende Idee. »Sammy, suche einen sicheren Weg hinein«, sagte sie und setzte den Kater auf den Boden. Sammy schien ein bißchen verwundert darüber, daß er in seinem Nickerchen gestört wurde, aber er entschied sich für einen der kleinen Stolleneingänge und schlüpfte in den Berg. Jenny mußte sich auf Händen und Füßen durch den Schutt quetschen, der teilweise den Eingang blockierte, und ihr reizendes blaues Kleid – eigentlich war es ja Gwennys Kleid – wurde bei dieser Tortur völlig verschmutzt… aber immerhin, sie schaffte es.
    Im Stollen war es schrecklich finster. Hätte sie nur daran gedacht, eine Fackel mitzunehmen! Wie sollte sie nur in dieser Schwärze den Weg finden? »Sammy, warte auf mich!« rief sie vor lauter Angst, zurückgelassen zu werden. Der Kater fand natürlich leicht einen sicheren Weg in den Tunnel hinein, aber das nützte ihr gar nichts, wenn sie nicht mit ihm Schritt halten konnte. Hier in Xanth war das um so vieles schwerer, da sie Sammy weder senden noch seinen Geist empfangen konnte.
    Jenny hörte ein leises Miauen. Sie tastete sich darauf zu und stolperte prompt über einen Stein, wobei sie beinahe abstürzte. Dann trat sie doch über eine Kante in die Luft und stürzte ab. Schreiend rutschte sie irgendeine Art Schlickgrube hinunter, ohne sich wieder fangen zu können.
    Doch erkannte sich bald, daß es sich nicht um eine einfache Grube handelte, sondern um einen steilen, tiefen Stollen. Eigentlich war es eine richtige Rutsche! Sie schlitterte allmählich nach unten, in einem großen, wendelartigen Bogen, rundherum, ganz sacht, aber keineswegs so fürchterlich, wie sie erwartet hatte. Das war ja ein ausgesprochen sicherer Weg ins Innere des Bergs!
    Etwas später verlangsamte sich ihre Rutschpartie. Bestimmt war die Rückseite ihres Kleides schon schrecklich verschmutzt, aber zumindest blieb sie selbst unversehrt. Jetzt erspähte sie auch ein Licht und würde sich nach einer Weile in der Nähe einer dieser tropfenden, flackernden Fackel ausruhen können. Und dort erwartete Sammy sie schon, während er sich den Schmutz aus dem Fell leckte.
    »Jetzt such Godiva«, bat Jenny ihn. »Aber langsam!« Sie nahm eine Fackel aus der Halterung und folgte dem Kater, der sofort losgelaufen war.
    Ein Koboldmann schnitt ihnen den Weg ab. »He, du Blödbaddel! Wo willst du hin?«
    Jenny rückte ihre Brille etwas nach vorn, um sich ihn genauer anzusehen, doch sie erkannte ihn nicht. »Wer bist du?«
    »Wer bin ich? Was soll das heißen?« fragte er mit kommandierender Stimme. »Hier bin ich derjenige, der die Fragen stellt! Also, wo willst du hin, Glasauge?«
    »Ich will zu Godiva«, entgegnete sie. »Also laß mich gefälligst durch, denn ich bin sehr in Eile!«
    »Oh! Bist du das, Elf?« fragte er lauernd, wobei er ›Elf‹ betonte, als ob eine Elfjährige nicht ernst zu nehmen sei. »Was willst du denn von dieser ollen Schnepfe?«
    Jenny bemerkte allmählich, daß es einer von den halbstarken, jungen Kobolden war. Nicht nur, daß er kleiner war als sie, er kannte offenbar auch nicht die Ausdrücke, die von der Erwachsenenverschwörung dieser Welt nicht erlaubt wurden. »Dir muß ich überhaupt nichts erzählen.«
    »Mußt du nicht, Spitzöhrchen?« fragte er angriffslustig. »Na schön, ich bin Knurps, Sohn des Häuptlings, und jetzt möchte ich wissen, was du dazu zu sagen hast, du Nichtsnutz!«
    Dies war also der Kobold Knurps, Gichtigs zehnjähriger Sohn!

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