Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Chief-Guides, niemals die Träger.
»8.000 sind üblich, das weißt du genau«, entgegnete er.
»Seit heute Morgen ist hier leider nichts mehr normal. Du wirst niemanden finden, der für weniger mitkommt.«
Die Männer hinter Kibwana blickten die Europäer mit ernsten Gesichtern an. Andere Dorfbewohner im Hintergrund beobachteten das Geschehen aufmerksam.
»Gut, einverstanden. Aber dann gehen wir sofort los.« Georg schulterte seinen Tagesrucksack.
Kibwana nickte den Männern hinter sich zu. Die nahmen die Rucksäcke und Taschen, in denen sich in erster Linie Lebensmittel, ein paar Sammelbehälter für Proben sowie Töpfe und Holzkohle zum Kochen befanden, auf die Schultern und machten sich auf den Weg. Georg folgte Kibwana und den Trägern den kleinen Hang hinab.
Harald stand fassungslos auf dem Platz. Georg hatte sich nicht einmal von ihm verabschiedet.
»Georg, das ist Wahnsinn ...«, rief er ihm nach.
Am Schlagbaum zur Straße zögerte Georg einen kurzen Moment, wandte sich jedoch nicht um, sondern bog in die Straße ein.
Harald stand hinter seinem Rucksack und neben einem fragend drein blickenden Träger. Perplex starrte er Georg hinterher, stampfte wütend mit dem Fuß auf, griff nach seinem Rucksack, sah wieder seinem Kollegen nach, warf das Gepäck zu Boden, raufte sich die Haare, trat gegen die Mauer des Gebäudes und stöhnte laut. Der Träger setzte ein breites Grinsen auf, lud sich den Rucksack auf den Rücken und guckte Harald herausfordernd an. Der schüttelte resigniert den Kopf und eilte der kleinen Schar nach.
Georg schaute nur kurz zur Seite, als Harald ihn erreichte, nickte und stapfte weiter die Straße hinauf.
»Ich kann dich da nicht allein raufgehen lassen«, sagte Harald dünn. »Wer weiß, was dich da oben erwartet.«
Georg atmete hörbar aus. Die Straße führte sie langsam an zahlreichen Hütten auf der linken Seite vorbei. Sie war von Schlaglöchern übersät. Auf einem kleinen Wall am Straßenrand standen Kinder aller Altersgruppen und winkten ihnen fröhlich zu. Frauen unterbrachen ihre Arbeit; sie sahen dem Trupp ernst und sorgenvoll nach. Um sich zu verabschieden, verschwanden die Träger einer nach dem anderen in den Hütten. In jeder Wohneinheit, in nur einem Raum, lebte eine ganze Familie. Zwischen den Häusern wuchsen Zuckerrohr, Mais und Bananen. Am Ende der Reihen schob sich ein großer Hügel steil in die Höhe. Er war von Feldern bedeckt, zwischen denen immer wieder kleine Hütten hervorlugten. Die Menschen dort lebten vom Gemüseanbau. Das Leben in den Ausläufern des Ruwenzori war hart, wenn der Boden auch eine üppige Vegetation zuließ.
Georg ließ den Blick über die nahen Hügel hinweg schweifen.
Vor ihnen lag der Ruwenzori. Die Grenze des Nationalparks war von weitem erkennbar: Die Felder endeten abrupt und die immergrünen Wälder strebten an den Hängen dem Himmel entgegen. Während in Kilembe noch die Sonne schien, waren die Berge vor ihnen von Nebel und Wolken umgeben. Was außer der herrlichen Landschaft war dort noch verborgen? Konnten sie überhaupt darauf hoffen, mit ihrer Mission erfolgreich zu sein?
Die Männer, die Georg und Harald begleiteten, hatten sich von ihren Familien verabschiedet und schlossen sich nun wieder der kleinen Gruppe an. Ein immer größer werdender Pulk von Dorfbewohnern folgte ihnen in gebührendem Abstand, bis sie die erste Steigung erreichten. Als Georg sich umschaute, stellte er fest, dass ihnen über hundertfünfzig Menschen mehr oder weniger schweigend nachsahen. Er konnte Sorge in ihren Augen sehen, aber auch einen gewissen Respekt. Offenbar hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass er seinen Bruder suchte. Die Familie stand bei den Menschen dieser ländlichen Region über allem, und Georg wusste, dass sie gut verstehen konnten, warum sich jemand zur Rettung eines Verwandten in Gefahr begab.
Den offiziellen Eingang zum Nationalpark umgingen sie, indem sie versteckte Pfade einschlugen. Kurz hinter dem Rangerposten stießen sie auf den schattigen Waldweg des Kilembe-Trails, der sich in immer steileren Windungen durch die Höhen und Tiefen des Gebirges schlängelte. Als sie an eine Abzweigung kamen, rasteten sie einen Moment. Rechts ging es zum regulären Aufstieg, links kehrten die absteigenden Wanderer normalerweise zurück. Georg zog die Karte mit den Markierungen seines Bruders aus der Tasche. Er studierte sie eine Zeit lang und steckte sie dann entschlossen wieder weg.
»Wir nehmen den linken Weg. Vielleicht
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