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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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    Noch immer redete Steve mit dem Kindersoldaten, der sich ängstlich umschaute. Der einzige erwachsene Rebell rief den Jungen zu sich, der dem Befehl sofort nachkam. Sie sprachen kurz miteinander, dann rannte der Junge zu Chaga, löste ihm die Fesseln, richtete das Gewehr auf ihn und verschwand mit dem Träger im Nebel, um nachzusehen, was dort geschah. Gebannt starrte Birgit den beiden nach. Erneut ertönte der Schrei, diesmal näher, kurz unterhalb des Lagers. Die drei Rebellen hatten sich von ihren Plätzen erhoben, die beiden Kinder starrten voller Angst in den Nebel. Doch nichts geschah.
    »Was ist das?«, rief Birgit ihnen zu.
    »Ruhe!«, herrschte der Soldat sie an.
    Wieder Stille. Die Dunkelheit brach schnell über sie herein.
    Dann knatterte die Kalaschnikow irgendwo in der Nähe los. Die Kindersoldaten verkrochen sich sofort wieder unter die Plane und reagierten nun auch nicht mehr auf Befehle. Noch ein drittes Mal ertönte der unmenschliche Schrei und verklang wieder. Martin sah Birgit besorgt an und selbst Kai war aus seiner Resignation aufgewacht.
    Plötzlich nahm Birgit eine Bewegung im Nebel wahr. Eine Gestalt tauchte zwischen den Senezien auf, verschwand wieder, wurde erneut sichtbar, irrte offenbar suchend umher, bis sie den Platz betrat. Chaga. Er war allein. Der Soldat stürzte sofort auf ihn los, schrie ihn auf Kisuaheli an.
    »Wo ist er?«
    Chaga schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Er war hinter mir. Dann habe ich einen Schrei gehört, ganz nah. Aber ich konnte nichts sehen. Und dann war er weg.« Er sackte mitten auf dem Platz zusammen. Der Soldat stierte ihn entsetzt an.
    »War da außer euch noch jemand?«, fragte er weiter.
    »Kathelhuli ...«, antwortete Chaga angsterfüllt. Der Soldat wirbelte herum. Er blickte in die Dunkelheit hinaus, drehte sich im Kreis, sah panisch in alle Richtungen. Doch da war nichts. Nur der Nebel, ein paar schemenhafte Pflanzen und das Lager.
    »Was sollen wir machen?«, schrie er. »Was soll ich denn jetzt tun?« Er wandte sich wieder dem am Boden hockenden Träger zu: »Sag mir: Was soll ich machen?«
    Chaga schaute zu ihm auf, schüttelte erneut den Kopf, sagte dann: »Es ist zu spät.«
    »Nein, ich muss irgendetwas tun können! Es ist nie zu spät.« Er rannte an den Rand des Platzes, suchte den undurchdringlichen Nebel ab, kehrte zurück, um erneut auf Chaga einzureden: »Sind es die Gefangenen? Ist Kathelhuli wegen ihnen hier?« Er stieß Chaga mit der Mündung seines Gewehres an. »Ist Kathelhuli wegen der Gefangenen wütend?«
    Ein weiteres Mal gellte der Schrei durch die Landschaft. Er war noch näher gekommen. Die beiden Kindersoldaten hatten sich in der hintersten Ecke ihres Verschlags verkrochen. Ein leises Wimmern war aus ihrer Richtung zu hören. Gerade wollte Birgit fragen, was hier eigentlich gespielt würde, als der Ältere zu den beiden Kindersoldaten stürzte, sie aus der Ecke zerrte und ihnen befahl, die Fesseln der Gefangenen zu lösen. Sofort taumelten die beiden los. Im nächsten Moment stand Mugabo neben Birgit, ein Messer in der Hand, Panik in den Augen.
    »Wer ist Kathelhuli?«, fragte Birgit leise.
    Völlig entsetzt sah der Junge sie an. »Der Teufel«, stammelte er, schnitt den Kabelbinder hinter ihrem Rücken durch und rannte zu Kai, dessen Fesseln auch innerhalb von Sekunden am Boden lagen. Auch Steve, Nzanzu und Martin wurden befreit.
    Birgit musste sich anstrengen, um die Arme nach vorne zu bewegen. Sie spürte jeden Muskel, jede Sehne, die zerschundene Haut. Als sie es geschafft hatte, blickte sie auf ihre Hände hinab. Sie waren blau und rot angelaufen. Adern traten hervor, breite dunkelrote Streifen zogen sich dort um die Gelenke, wo das Plastik seit vielen Stunden gescheuert hatte. Gerade wollte sie sich erheben, als der Soldat plötzlich vor ihr stand.
    »Sitzen bleiben!« Sie blickte in die Mündung seiner Waffe. In seiner Stimme schwang Panik mit. Er wirbelte wieder herum, richtete die Waffe auch auf die anderen, die sich sofort wieder in den Schlamm sinken ließen.
    Steve jedoch erhob sich. Nzanzu folgte ihm. Auch Chaga schien wieder zu Kräften gekommen zu sein. Steve wandte sich ihrem Bewacher zu, hob beschwörend die Arme.
    »Lass uns gehen, dann wird sich Kathelhuli wieder beruhigen«, sagte er.
    Mit ruhigen Schritten ging er auf den Soldaten zu, der angsterfüllt seine AK-47 auf den Träger richtete. Mugabo stand vor Angst schlotternd neben ihm.
    »Dann wird Paul mich erschießen ...«, antwortete

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