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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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treffen wir beim Aufstieg auf Gruppen, die runterkommen und uns erzählen können, was da oben los ist«, entschied Georg und drängte Harald, Kibwana und die Träger, wieder aufzubrechen.
    Bis zum Einbruch der Dunkelheit wollte er nicht nur eine Etappe, sondern gleich zwei hinter sich gebracht haben. Bis zum Mutinda-Camp knapp 3.800 Meter über dem Meeresspiegel mussten sie es heute noch schaffen.
    Für Kibwana und die Träger war das kein größeres Problem. Nur Georgs und Haralds Kräfte waren schon deutlich geschwunden, als sie am späten Nachmittag das idyllisch gelegene Kalalama-Camp passierten – immer noch viele Stunden von ihrem Ziel entfernt. Der Himmel bezog sich mit schweren dunklen Wolken, die sich langsam auf die kleine Gruppe zubewegten.

33
    Im Lager der Rebellen, 16. Juni
    Dunst zog über den trostlosen Platz. Die Kabelbinder, mit denen Birgits Hände hinter ihrem Rücken zusammengebunden waren, schnitten tief in ihre Haut, und in der rechten Hand hatte sie schon lange kein Gefühl mehr. So hatte sie sich die Reise nach Afrika nicht vorgestellt. Und so hatte sie sich Afrika nicht vorgestellt. Das hier war ein elendes Schlammloch, aus dem eigentümliche riesige Pflanzen herauswuchsen, hier war es immer kalt und ständig feucht. Nichts erinnerte an die Freude und Gastfreundschaft, die sie mit dem afrikanischen Kontinent verband.
    Die Nachmittagssonne stand schräg über ihnen, wärmte jedoch kaum noch. Birgit war an den Stamm einer Senezie gebunden; links neben ihr, etwa vier Meter entfernt, ächzte Kai in der gleichen erzwungenen Hockhaltung. Er hatte seit dem Verschwinden seiner Freundin Kathrin so gut wie kein Wort mehr gesprochen, aß nichts mehr und trank nur widerwillig von dem brackigen Wasser, das ihnen hin und wieder aus Plastikflaschen in den Mund geschüttet wurde. Rechts von ihr saß Martin, zusammengesunken, kraftlos und resigniert. Ganz am Ende der Reihe waren Nzanzu, Steve und Chaga zusammen an eine der Pflanzen gebunden. Sie wurden besser verpflegt als die Touristen.
    Die vier Soldaten, die zu ihrer Bewachung zurückgeblieben waren, hatten sich unter der letzten verbliebenen Plane verkrochen, in alte Decken gehüllt und warteten. Birgit wusste nicht, worauf. Noch immer hatte sie Angst, Paul könnte seine Drohung in die Tat umsetzen lassen, nach Andreas Flucht jeden Tag einen von ihnen zu töten. Doch die jungen Soldaten machten keinerlei Anstalten, überhaupt aus ihrem Verschlag hervorzukommen.
    Die Gefangenen durften nicht miteinander sprechen, und die Stimmung war trostlos. Birgit begrub jede Hoffnung auf ein Entkommen. Sie hatte Hunger und Durst. Ihre Kleidung, oder das, was davon in Fetzen noch an ihrem Leib hing, wurde auch in der Sonne nicht mehr richtig trocken, sodass die Kälte tief in ihre Knochen eindrang.
    Wie hatte das alles nur dermaßen schiefgehen können? Paul hatte jedes Gespräch mit ihr abgelehnt, obwohl sie ihm gesagt hatte, wer sie war. Hatte Bernard ihn etwa nicht informiert? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Langsam keimte in ihr der Gedanke auf, dass sie zwischen die Fronten eines Machtkampfes geraten war. Doch wofür kämpfte Paul? Und welche Rolle spielte Innocent dabei? Die beiden waren mit dem Hauptteil der Rebellen abgezogen – auf der Suche nach Andrea, Tom und den anderen. Birgit musste die Dinge selber in die Hand nehmen. Nur wie?
    Der älteste der Kindersoldaten erhob sich, nahm eine Flasche Wasser, mit der er zu Nzanzu, Steve und Chaga trottete, um ihnen zu trinken zu geben. Er sprach leise mit den gefesselten Guides, wobei er sich immer wieder nach seinen Kameraden umsah. Die hatten keinerlei Interesse an ihm, waren in stumpfe Trägheit verfallen. Birgit beobachtete das Gespräch aus den Augenwinkeln. Steve sprach mit gedämpfter Stimme intensiv auf den Jungen ein, versuchte offenbar, diesen zu etwas zu überreden. Aber sie waren zu weit weg. Birgit konnte nichts verstehen.
    Die Sonne verschwand hinter den Bergspitzen. Birgits Lippen verfärbten sich blau. Undefinierbare Geräusche ertönten leise aus dem Tal unter ihnen. Eine Wolke schob sich auf das Lager zu, und als sie es erreichte, konnte Birgit ihre Bewacher unter der Plane nur noch schemenhaft erkennen. Ein schriller, lang gezogener Schrei schallte plötzlich zu ihnen herauf. Sofort waren alle hellwach. Was war das gewesen? Es hatte nicht nach einer menschlichen Stimme geklungen. Doch ein Tier, das ein solches Geräusch von sich gab, konnte und wollte Birgit sich nicht

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