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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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jetzt nicht erklären will.«
    »Dann bist du also auf der Suche nach deinem Halbbruder und seiner vermutlich verstorbenen Mutter?«
    »Meinen Bruder habe ich schon gefunden.«
    Erstaunt antwortete Tom. »Wo? Hier in den Bergen?«
    Andrea nickte.
    »Du willst mich verarschen, oder? Ist es einer der Träger?«
    »Nein. Kein Träger. Es ist Peter. Unser Guide. Peter ist mein Bruder.«
    Tom blickte Andrea lange an.
    »Jetzt verstehe ich auch endlich, warum du dich so für ihn interessiert hast. Was hat er denn gesagt, als du ihm das alles erzählt hast?« Als Andrea nur langsam den Kopf schüttelte, dämmerte es ihm. »Du hast es ihm noch gar nicht gesagt?«
    Andrea senkte den Kopf. »Ich wollte zuerst herauskriegen, was er für ein Mensch ist. Und dann war plötzlich die Situation völlig auf den Kopf gestellt. Die Entführung. Seitdem ist er verschwunden. Ich weiß nicht mal, ob er noch lebt. Ich habe ihn gefunden und gleich wieder verloren.« Andreas Finger spielten nervös umeinander. Ein leichtes Zittern durchlief ihren Körper.
    Tom legte Andrea eine Hand auf die Schulter. Als wolle sie ihn abschütteln, erhob sie sich daraufhin und bedeutete den anderen beiden mit einem Winken, weiterzugehen. Hans und Imarika erhoben sich ebenfalls und stießen wieder zu Andrea und Tom, die schweigend hintereinander liefen. Innerhalb weniger Minuten erklommen sie auch das letzte Stück des Bergrückens und hatten einem erneuten Abstieg vor sich.
    Auf dem Weg nach unten ließ nasser Matsch sie immer wieder ausrutschen. Gerade wollte Tom Andrea nach Peters Mutter fragen, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, schräg neben ihnen. Er stoppte die anderen, und sofort duckten sie sich auf den Boden. In der Entfernung bemerkte Tom eine Silhouette, doch als er genauer hinsah, war sie wieder verschwunden. Hatte er sich das eingebildet? Sah er schon wieder Gestalten, die es nicht gab?

32
    Kilembe, 16. Juni
    Harald und Georg stiegen aus dem Taxi, das sie von der Forschungsstation im Süden des Landes bis auf das Gelände des RTS, des Ruwenzori Trekking Service in Kilembe gebracht hatte. Sofort drangen laute Stimmen zu ihnen herüber. Etwa zwanzig ugandische Männer und Frauen diskutierten wild gestikulierend auf dem kleinen Vorplatz vor dem Hostel, von dem aus normalerweise die Touren in den Ruwenzori starteten. Harald wuchtete das Gepäck aus dem Kofferraum, warf alle Taschen und Rucksäcke neben das Auto, während Georg den Fahrer bezahlte. Danach gingen sie langsam auf die Leute zu, die so vertieft waren, dass sie keine Notiz von den Ankommenden nahmen.
    Die beiden Forscher versuchten herauszufinden, was der Grund für die helle Aufregung war. Im Schimpfen und Lamentieren der Männer und Frauen drangen allmählich einzelne Informationen zu Georg und Harald durch. Offenbar war in der Nacht von einem Camp am Central Circuit aus, der knapp dreißig Kilometer weiter im Norden verlief, ein Notruf über ein Satellitentelefon abgesetzt worden. Ein Träger hatte sich zu einer anderen Reisegruppe durchgeschlagen, die Guides geweckt und berichtet, dass sein eigenes Team weiter oben in den Bergen überfallen worden war.
    Georg hörte gespannt zu. Seit Langem hatte es keinen solchen Vorfall mehr im Grenzgebiet gegeben. Es musste kurz nach der Überquerung des Scott-Elliot-Passes passiert sein. Einer der Reisenden war getötet worden, der Träger selbst hatte fliehen können. Er habe noch eine Weile Schüsse gehört, dann sei alles still geworden, hieß es.
    Georg wurde es mulmig. Hans war dort oben. Er begann fieberhaft nachzurechnen, wie lange sein Bruder schon unterwegs war, bis wohin er wohl gekommen war und wie lange der Träger gebraucht hatte, um auf die nächste Gruppe zu stoßen. Niemand konnte ihm sagen, von welchem Camp der Notruf gekommen war, weil der Trekking Service sich mit Informationen bedeckt hielt. Also drängte Georg sich an den Dorfbewohnern vorbei, um in das Büro des RTS zu gelangen. Dort saß die übernächtigt aussehende Geschäftsführerin an ihrem Tisch und telefonierte. Hektisch und wortreich erklärte sie immer wieder die Situation, doch ihr Gesprächspartner – wohl jemand von einer Behörde – war offenbar nicht zufrieden zu stellen. Als sie Georg erblickte, fuchtelte sie wild mit der Hand, um ihn wieder hinauszukomplimentieren, doch er ließ sich nicht abwimmeln. Als sie das Gespräch beendet hatte, begann sie sogleich, eine weitere Nummer einzutippen, doch Georg legte die Hand auf die Gabel.

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