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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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transportiert wurden, verstopften die schmalen Straßen. Andrea sog das pulsierende Afrika in sich auf.
    »Boda Bodas«, sagte Tom. Erschrocken drehte sie sich um. Er stand neben ihr und lächelte. »Das sind hier die Taxis. Die Motorräder und Fahrräder. Man nennt sie Boda Bodas. Und wie du siehst, haben ohne Probleme fünf Einheimische auf einem Boda Boda Platz«, fuhr er mit Blick auf eines der Gefährte fort. »Sie transportieren damit alles.« Er wies auf ein Motorrad, das gerade langsam an ihnen vorbeiknatterte. Hinter dem Fahrer saß ein Mann, der vor sich, quer auf dem Sitz, ein weiteres, offenbar defektes Motorrad balancierte.
    »Und? Solltest du die nicht fotografieren?«, fragte Andrea spöttisch.
    »Die Boda Bodas? Nein. Typisches Touristenfutter, nichts für Profis.«
    »Wie oft bist du schon in Uganda gewesen?«
    »Ich war schon zweimal hier. Und du?«
    Sie standen nebeneinander an den Land Cruiser gelehnt, beobachteten das Geschehen um sich herum. Ununterbrochen fuhren Autos, Fahrräder und Motorräder an ihnen vorbei. Zwei Frauen traten auf sie zu, boten gerösteten Mais, gegrillte Fleischspieße, Obst und frisches Brot an. Gerüche von gebratenem Hähnchenfleisch und verbranntem Plastik lagen in der Luft. Der allgegenwärtige Staub trocknete ihnen die Kehlen aus.
    »Ich bin zum ersten Mal in Afrika. Irgendwie hat es mich bislang nicht hierhin gezogen.«
    Tom musterte sie einen Moment, bevor er weiterfragte: »Und was hat dich umgestimmt?« Ihre Blicke trafen sich, doch Andrea senkte ihren schnell. Er zückte seine Kamera und fotografierte sie.
    »Das ist eine lange Geschichte ...«, sagte sie zögerlich.
    »Ich mag lange Geschichten ...«, erwiderte Tom.
    In diesem Moment entdeckte er Kathrin, die mit ihrem kurzen Jeansrock und rosa Pumps auf der anderen Straßenseite vor dem Stand eines Schlachters stand und auf die in der Sonne liegenden rohen Fleischbrocken blickte. Die ugandischen Männer drehten sich nach ihr um, gafften auf ihre schneeweißen Beine und die hochhackigen Schuhe und zerrissen sich ganz offensichtlich die Mäuler über sie. Die Frauen widmeten ihr höchstens einen abfälligen Blick.
    »Ist es nicht viel interessanter zu erfahren, warum die da nach Uganda gekommen ist?«, wollte Andrea wissen, die Toms Blick gefolgt war, während er ein Bild von dem Aufeinandertreffen der gegensätzlichen Kulturen schoss.
    »Nein«, sagte Tom über die Schulter, »keineswegs.« Er drückte ein letztes Mal auf den Auslöser und wandte sich ihr wieder zu. »Dein Geheimnis ist viel spannender. Oder hast du etwa keins?«, fragte er mit gespielter Enttäuschung.
    »Na, nicht direkt ...«
    »Sondern?« Tom ließ nicht locker.
    »Es ist eine komplizierte Familiengeschichte.«
    »Oha, jetzt wird es spannend«, meinte Tom ironisch. »Also, wann wirst du mir die Geschichte erzählen?«
    »Du bist ziemlich ungeduldig!«
    »Ich wollte eigentlich einen anderen Weg im Ruwenzori nehmen als ihr. Ihr seid sozusagen nur mein Taxi nach Nyakalengija; von dort aus gehe ich mit einem Guide und ein paar Trägern allein weiter. Aber vielleicht entscheide ich mich ja noch anders. Natürlich nur wegen deiner Geschichte ...« Er grinste verschmitzt und zwinkerte ihr zu. Andrea zog erstaunt die Stirn kraus.
    »In der Zwischenzeit kannst du mir ja sagen, was dich erneut in dieses Land getrieben hat.« Jetzt war sie es, die ihn herausfordernd ansah.
    »Es ist die Landschaft, die mich fasziniert. Und die Menschen.«
    »Die Landschaft. Die Menschen«, wiederholte sie seine Worte leise und fixierte ihn prüfend.
    Tom blickte auf die andere Straßenseite, zückte seine Kamera und richtete sie auf eine Gruppe junger Männer, die mit ihren Boda Bodas an der Straßenecke standen und laut lachten. Andrea beobachtete Tom scharf aus den Augenwinkeln.
    »Was ist? Stehe ich jetzt unter Beobachtung, nur weil ich doch noch Boda Bodas fotografiere?« Er lachte und ließ dann den Blick über die Menschen auf der Straße schweifen.
    Kathrin war mittlerweile weitergegangen, verhandelte jetzt mit einer steinalten Frau, die selbst gebastelte Ketten aus Papier verkaufte. Birgit stand vor einem Supermarkt und sprach aufgeregt in ihr Mobiltelefon. Ihr Reiseleiter Manfred kam die staubige rote Straße entlang auf Tom und Andrea zu, balancierte einen Stapel Kartons in den Händen und versuchte gleichzeitig, eine penetrante Maisverkäuferin abzuwimmeln. Etwas weiter die Straße hinunter beugten sich Michael und Martin über Obstkisten. An einen Baum

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