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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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viel, wenn die Alten dich fragen. Und nimm dich vor Muthahwa in acht«, warnte Kambere.
    »Wer ist das? Euer Schamane?«
    Kambere musterte Tom verwundert. »Muthahwa ist das gewählte Oberhaupt der Gemeinschaft. An seinem Urteil kommt niemand vorbei.«
    »Weshalb setzt du dich so für uns ein?«
    »Ich kann die Entscheidung unserer Gemeinschaft nicht verstehen.«
    Mbusa mischte sich jetzt in das Gespräch ein. Mit einem strengen Blick gab er Kambere zu verstehen, dass er nicht weiterreden solle.
    »Kambere sprach von deinem Bruder ...«, sagte Mbusa auf Englisch zu Tom. »Und du hast gesagt, er sei als Kind verunglückt?«
    »Ja«, gab Tom zurück. »Er war fünfzehn, als er starb. Du sprichst Englisch?«
    Mbusa lächelte verlegen. »Es war mal jemand eine Zeit lang hier. Er hat es mir beigebracht. Wo ist dein Bruder begraben?«
    Tom schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich muss meine Eltern fragen. Vielleicht in Schweden.«
    »Du weißt nicht, wo dein Bruder begraben ist?«, erkundigte sich Mbusa verwundert.
    »Nein ...« Tom sah unsicher aus.
    »Dann hattest du kein gutes Verhältnis zu ihm?«
    »Doch ... aber ich habe so viel aus der Zeit vergessen ...«
    »Warst du dabei, als dein Bruder starb?«
    Tom dachte nach. Dann nickte er. »Ich war dabei. Aber ich kann mich nicht erinnern. In den letzten Nächten habe ich von ihm geträumt. Ich fühle mich schuldig. Aber ich weiß nicht mehr, was passiert ist.«
    »Was hast du denn in deinen Träumen gesehen?«, wollte Mbusa wissen.
    »Wir waren auf dem Eis, und er ist eingebrochen. Sonst weiß ich nur das, was meine Eltern erzählt haben.«
    Kambere beobachtete den Weißen vor sich genau, während er sprach. Ihn umgab eine eigentümliche Aura von Angst und Unwissenheit. Der Schatten seines Bruders wehte immer wieder um ihn, doch zwischen den beiden schien eine unsichtbare Wand zu sein, die sie daran hinderte, sich wirklich anzunähern.
    Eines der Boote kam von der Insel zurück. Es brachte einige Schalen mit Essen, über das sich die Fremden sofort ausgehungert hermachten. Andrea und Peter aßen, bis sie nicht mehr konnten. Tom hielt sich zurück, hörte schon nach ein paar Bissen auf und lehnte sich an einen Baum. Er war blass und hatte die Augen geschlossen.
    »Unsere Tradition kennt einige Pflanzen, mit denen man Erinnerungen zurückholen kann«, sagte Mbusa plötzlich. Tom öffnete erstaunt die Augen und sah ihn an.
    »Und wie funktioniert das?«, fragte er.
    »Ich werde mich erkundigen ...«, antwortete Mbusa.
    Tom nickte ihm zum Dank zu, schloss wieder die Augen. Kambere dachte erst, er sei eingeschlafen, aber dann bemerkte er, dass Tom viel zu unruhig war, um zu schlafen. Die Pupillen hinter den geschlossenen Augenlidern rasten ununterbrochen hin und her, die Finger zuckten und Tom bewegte die Lippen, als würde er leise mit jemandem sprechen. Andrea setzte sich neben ihn, legte den Arm um seine Schultern. Er öffnete kurz die Augen, lächelte ihr zu. Dann erhob sich Andrea wieder und kam zu Kambere und Mbusa herüber, die mit Hitimana und Mugiraneza am Ufer des Sees saßen.
    »Ihr bereitet eine Feier vor?«, fragte sie die beiden Einheimischen.
    »Morgen werden ein paar Jungen aus unserer Gemeinschaft beschnitten«, antwortete Mbusa, bevor Kambere etwas sagen konnte. »Das ist einer der wichtigsten Tage im Leben dieser Jungen.«
    »Du auch?«, fragte sie Kambere.
    Kambere nickte zur Bestätigung.
    »Deine Familie wird sehr stolz auf dich sein.«
    »Das weiß ich nicht. Sie werden sich an einiges gewöhnen müssen ...«
    »Inwiefern?«
    »Ich werde das Tal verlassen.«
    Andrea schaute ihn erstaunt an. Mbusa warf seinem Schüler mit einem Kopfschütteln einen vernichtenden Blick zu.
    »Ich will wissen, was auf der anderen Seite der Berge ist«, fuhr Kambere ungerührt fort. »Meine Familie lebt seit vielen Jahren hier im Tal, und im Grunde weiß niemand, wie das Leben auf der anderen Seite aussieht. Aber du«, sagte er zu Hitimana, »kannst mir bestimmt viel davon erzählen!«
    Der Angesprochene nickte lächelnd. Auf Kamberes Zeichen hin erhoben sich die beiden Jungen, bedeuteten auch Mugiraneza, mitzukommen und verschwanden im Wald.
    Andrea blickte den dreien nach, sah dann zu Mbusa hinüber und zuckte lächelnd die Achseln. Dann sprach sie ihm gegenüber aus, was sie Kambere gern noch gesagt hätte: »Der Pass ist verschüttet. Kambere wird es schwer haben, über die Berge zu kommen.«
    Mbusa erforschte ihr Gesicht lange, bevor er sprach: »Es gibt eine Höhle, die

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