Mondberge - Ein Afrika-Thriller
genannt haben.«
Paul sah ihn mit ironischer Herablassung an. »Netter Versuch. Aber woher sollen wir die denn wissen?«
»Das ist ganz einfach: von mir!« Hans lächelte.
»Ach – und du kennst diese Namen?«
»Ich bin einer von ihnen.«
»Willst du mich über den Tisch ziehen?« Er blickte Hans an und zog seine Waffe. »Wenn du versuchst, mich zu betrügen, dann war es das jetzt für dich.« Er drückte Hans die Pistole an die Stirn.
»Stopp!«, rief Innocent und riss Paul zurück. »Lass ihn erst mal ausreden.« Er wandte sich Hans zu und fixierte ihn mit skeptischem Blick. »Andrea wirkte nicht so, als kenne sie dich«, sagte er forschend.
»Die Freundschaft zu ihrem Vater ist sehr alt, und ich habe ihn lange nicht gesehen. Daher kann sie mich nicht kennen.«
»Jetzt mal ganz langsam.« Paul hatte seine Fassung wieder gewonnen und legte nachdenklich die Hände an die Schläfen. »Andrea und du, ihr wart in derselben Wandergruppe. Wusstest du, dass sie diese Tour machen wollte?«
»Deshalb bin ich hier.«
»Und was willst du von ihr?«
»Das geht euch nichts an. Fakt ist, dass wir dasselbe Ziel haben: Andrea wiederfinden.«
Paul sah ihn ratlos an. Dann sagte er nachdenklich: »Meinetwegen. Wir fangen mit den Namen der Freunde an. Aber was ist, wenn die Deutschen weitere Fakten haben wollen, die nur Andrea wissen kann?«
»Ich denke, auch da kann ich euch weiterhelfen.« Hans lächelte erhaben zu dem großen Afrikaner herauf.
»Okay, versuchen wir es.«
Paul holte sein Satellitentelefon wieder aus der Hosentasche und wählte die deutsche Nummer.
52
Im Tal, am Mittag des Tages vor der Feier
Kambere und sein Lehrer gingen auf die am Seeufer wartenden Clan-Mitglieder zu. Drei Boote lagen im seichten Wasser und warteten darauf, die weißen Menschen aufzunehmen, um sie zur Insel hinüberzutransportieren.
»Hast du den toten Bruder des Weißen gesehen?«, fragte Mbusa.
»Er stand hinter ihm, die ganze Zeit«, antwortete Kambere.
»Und was wollte er?«
»Er will ihn beschützen.«
»Du musst dich unterordnen«, meinte Mbusa besorgt. »Kambere, vergiss nicht: Du bist noch nicht beschnitten.«
Kambere blieb stehen, rang einen Moment nach Worten und sagte dann: »Ich habe mich lange auf diesen Tag gefreut. Seit Jahren spreche ich mit Baluku immer wieder darüber, wie es ist, endlich erwachsen zu sein. Aber an diesem heiligen Ort sind zwei Menschen gestorben. Es macht keinen großen Unterschied, ob ich beschnitten bin oder nicht. Dies ist ein friedlicher Ort, aber Fremde werden mit Verachtung empfangen. Das passt für mich nicht zusammen.«
Kambere sah seinem Lehrer herausfordernd in die Augen.
»Dies ist ein heiliger Ort.«
»Diese Menschen dort brauchen unsere Hilfe. Schau sie dir an: Glaubst du, einer von ihnen könnte uns gefährlich werden? Sie sind erschöpft, sie haben Hunger, sie haben Schlimmes erlebt. Nur kaltherzige Menschen weisen andere einfach so ab.«
Kambere wandte sich ab und stapfte wütend auf die Boote zu. Mbusa beeilte sich, seinem Schüler nachzukommen.
»Du widersetzt dich meinen Anweisungen. Wenn du das weiterhin tust, dann werde ich das den Alten melden.«
Als Kambere die Anlegestelle erreicht hatte, wandte er sich Mbusa wieder zu. Zorn sprühte aus seinen Augen.
»Schüler und Lehrer müssen sich vertrauen, bedingungslos. Das hast du zu mir gesagt. Aber kann ich dir vertrauen?«
»Wir können die Fremden nicht mit auf die Insel nehmen«, sagte Mbusa leise.
»Wer sagt das?«
»Es ist gegen das Gesetz.«
»Dann müssen wir das Gesetz eben ändern.«
Mbusa strich Kambere sanft über den Unterarm. »Ich verstehe ja, dass du Dinge anders machen willst. Aber lass den anderen auf der Insel Zeit. Immerhin dienen unsere Gesetze dazu, dass uns dieses Tal als unser Schutz erhalten bleibt. Verlang nicht zu viel auf einmal von ihnen!«
Kambere musterte den Älteren, dann nickte er. »Dann bleibe ich mit den Fremden vorerst hier, während du dich darum kümmerst, dass sie etwas zu essen bekommen.«
»Wir schicken die anderen rüber. Sie sollen etwas holen.«
Kathya erklärte sich schnell einverstanden, diese Aufgabe zu übernehmen. Er stieg mit den restlichen Jungen in das Boot und fuhr zur Insel hinüber. Kambere sah ihnen eine Weile nach, dann ging er wieder auf Tom, Hitimana und Mugiraneza zu, die ihm erwartungsvoll entgegenblickten.
»Ihr seid hier nicht willkommen«, sagte Kambere mit leiser Stimme.
»Wir wollen nicht lange bleiben«, erwiderte Tom.
»Rede nicht zu
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