Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
stundenlang auf ihn eingeprügelt worden. Dabei war er tags zuvor nur wenige Minuten in den Schneemassen hin und her geschleudert worden. Am Ende wurde er wie durch ein Wunder nach oben getrieben und atmete schneidend kalte Luft ein. Er lag auf dem Rücken im Schnee, halb darunter begraben. Mit letzter Kraft wuchtete er die kalte Masse von seinen Beinen und arbeitete sich langsam aus dem Schnee heraus. Er lebte.
    Hans erhob sich schwerfällig mit schmerzenden Gliedern und sah sich um. Imarika war nicht weit von ihm entfernt, wühlte sich hustend aus dem Schnee, der um ein Haar zu ihrem Grab geworden wäre. Auch dem Träger war nichts Schlimmeres passiert. Gemeinsam setzten sie sich unter einen Felsvorsprung und sprachen lange nicht. Sie wussten nicht, ob die anderen drei in der Nähe waren, ob sie oben geblieben oder ob sie weiter nach unten gerissen worden waren. Wenn dem so war, dann gab es vermutlich keine Hoffnung mehr für sie.
    Nun brach ein neuer Tag an, und eng aneinandergekauert warteten Hans und Imarika auf das Morgenrot. Und dieses hielt eine interessante Überraschung bereit: Unterhalb von ihnen arbeiteten sich die Rebellen, die ebenfalls von der Lawine überrascht worden waren, konsequent den Berg hoch.
    Sie suchten nach etwas oder jemandem. Vermutlich nach Vermissten aus den eigenen Reihen und sicher auch nach ihnen. Hans und Imarika beobachteten die Bemühungen lange, registrierten, dass die Rebellen immer näher kamen. Sie wussten, dass sie ihnen mit jeder Regung, die sie nunmehr unternahmen, zweifelsohne in die Arme laufen würden. Dennoch traf Hans eine Entscheidung: Wenn sie nicht erfrieren wollten, mussten sie sich bewegen. Sie mussten raus aus ihrem Ver-steck.
    »Ich bin zu schwach, um den Berg wieder nach oben zu steigen«, sagte er zu Imarika. »Geh du nach oben, such dort nach den anderen. Wenn sie überlebt haben, werden sie weitergehen. Hefte dich an ihre Fersen und halte dich an unseren Plan.« Hans machte eine Pause, in der er Imarika musterte. Der nickte nur. Dann fuhr er fort: »Ich gehe nach unten zu den Rebellen, um sie abzulenken.«
    Ohne sich zu verabschieden, machte sich der Träger auf den Weg nach oben. Hans blickte ihm nach, verlor ihn aber schon nach wenigen Minuten aus den Augen. Dann erhob er sich und stapfte durch den rutschigen Schnee den Hang hinab. Die Rebellen entdeckten ihn schnell und sahen ihm erwartungsvoll entgegen. Paul stand mit in die Seite gestemmten Armen da. Neben ihm Innocent, Hohn im Blick. Pauls Männer waren erschöpft, die Gruppe deutlich dezimiert, einige seiner Leute hatten leichte Verletzungen. Sie wirkten bei weitem nicht mehr so beängstigend wie noch am Tag zuvor. Fünf Männer waren übrig geblieben – und nur noch zwei Kindersoldaten.
    »Na, da hätten wir den Ersten ja schon wieder«, spottete Paul. Dann wurde seine Stimme augenblicklich hart. »Wo sind die anderen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie in der Lawine verloren.« Hans ließ sich müde auf den Boden sinken.
    »Die Frau auch?«, wollte Innocent wissen.
    »Keine Ahnung. Ich habe sie nicht gesehen. Aber ...«
    »Wir suchen weiter«, sagte Paul mit harscher Stimme. »Bernard soll nicht glauben, dass wir so schnell aufgeben.« Er bellte seinen Leuten einen Befehl zu. Dann wandte er sich an Hans: »Du hilfst!«
    Mit den spärlichen Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, arbeiteten sie sich weiter durch den Schnee, suchten nach Anzeichen für Verschüttete. Hans beteiligte sich halbherzig an der Suche und nutzte die Arbeit in erster Linie, damit ihm warm wurde.
    Im Laufe des Tages zogen sie fünf Leichen und zwei Verletzte aus den Schneemassen, und einer der Soldaten schlug vorsichtig vor, die Toten ins Tal zu bringen, damit sie beerdigt werden konnten. Paul lachte lediglich und spuckte ein »Weitersuchen!« aus. Um die beiden Verletzten, die mehrere Knochenbrüche hatten, durften sich nur die Kindersoldaten kümmern, die mit dieser Situation allerdings völlig überfordert waren. Hans bot sich an, ihnen zu helfen, doch Paul stand sofort mit gezogener Pistole neben ihm, lächelte ihm ins Gesicht und machte ihm unmissverständlich klar, dass er gefälligst weiterzugraben habe.
    Schließlich, als es schon dunkel wurde, gab Paul den Befehl, die Suche einzustellen. Als sie sich zu einer Art Lager zusammensetzten, geschah etwas, das Hans mit völligem Befremden zur Kenntnis nahm: Paul holte aus einer der Taschen seiner Hose ein Satellitentelefon und schaltete es an. Die Rebellen hatten

Weitere Kostenlose Bücher