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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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ging auf sein Zelt zu. In diesem Moment begann Ngoga zu lachen. Paul blieb wie angewurzelt stehen. Er zog seine Waffe aus dem Holster, drehte sich ganz langsam um und schritt auf Ngoga zu. Als dieser Pauls Waffe auf sich zukommen sah, verstummte er kurz, doch dann begann er zu sprechen:
    »Ja, das kannst du. Mit Gewalt unterdrückst du deine Leute. Aber sei dir darüber im Klaren: Du hast sie längst nicht mehr unter Kontrolle. Du hast dich nicht mehr unter Kontrolle. Mit Gewalt macht man sich keine Freunde. Du wirst untergehen – so wie wir alle, wenn wir nicht ...«
    Ein Schuss peitschte durch den Wald. Ngoga verstummte, als ihn Pauls Kugel in den Kopf traf und nach hinten schleuderte. Er sackte verrenkt in den Dreck, um seinen Kopf bildete sich sofort eine dunkelrote Blutlache. Die anderen Gefangenen zuckten entsetzt zurück. Paul trat auf sie zu.
    »Möchte noch jemand das Maul aufreißen?« Jedem Einzelnen blickte er ins Gesicht, die Waffe in der Hand, den Zeigefinger angespannt auf dem Abzug. »Also, wer will mir etwas mitteilen? Ich höre gerne zu.«
    Keiner sprach ein Wort. Paul war wütend. Er musste sich Autorität verschaffen, um seine Leute wieder in den Griff zu kriegen. Natürlich hatte Ngoga Recht. Doch niemand durfte das aussprechen, schon gar nicht öffentlich.
    »Bringt die anderen auf die kleine Lichtung hinter den Felsen.« Er sprach jetzt wieder so leise, dass ihn seine Soldaten kaum verstanden. Nur die, die in seiner Nähe waren, hörten jedes Wort genau. »Sie sollen Gruben ausheben, tief genug, damit sie später nicht mehr ausgebuddelt werden können.« Zwei Kindersoldaten unter den Gefangenen begannen zu weinen. »Wenn sie fertig sind, dann ruft mich.« Mit diesen Worten wandte er sich erneut um und verschwand in seinem Zelt.
    Eine Stunde später gingen Innocent und Paul durch den dämmrigen Wald zu der Lichtung, auf der sich die Soldaten versammelt hatten. Sie waren immer noch nicht genug, um die großen Ziele zu verfolgen. Die Truppenstärke reichte gerade, um die Märkte und Minen der Umgebung zu kontrollieren. Doch für den Holzkohlehandel brauchten sie weitere fünfzig Soldaten. Das war ein einträgliches Geschäft. Im Moment floss dieses Geld unkontrolliert an der ALR vorbei, und das ärgerte Paul. Sie konnten sich keine weiteren Verluste erlauben. Die Aufmerksamkeit der anderen Generäle und des Präsidenten war auf Paul gerichtet.
    Sechs Gräber hatten sie ausgehoben. Sechs Soldaten knieten davor, mit dem Rücken zu den Löchern. Zwei waren erst etwa zwölf Jahre alt. Sie knieten ganz links. Ihre Hosen waren schmutzig und nass. Die Augen aller sechs waren verbunden. Paul baute sich vor den Gefangenen auf, stemmte die Hände in die Hüften. Dann ließ er den Blick über seine Soldaten wandern, die rund um die Gräber standen und auf den Bäumen saßen. Sie warteten.
    »Nehmt ihnen die Augenbinden ab. Ich will das Weiße in ihren Augen sehen, wenn sie sterben.«
    Vier Soldaten sprangen auf und zogen den zum Tode Verdammten die Stofffetzen vom Kopf.
    »Hitimana, Mugiraneza, kommt zu mir.«
    Die beiden Jungen schälten sich vorsichtig aus dem Schatten. Sie mussten aufschauen, als sie vor ihrem General standen. Er musterte die beiden ausgiebig, bis ihnen die Angst ins Gesicht geschrieben war.
    »Wollt ihr wahre Soldaten der ALR sein?« Die beiden nickten.
    »Seid ihr bereit, alles für die ALR zu tun?« Wieder nickten die beiden.
    »Seid ihr bereit, für die ALR zu töten?« Erneut erntete er ein Nicken.
    Die Soldaten rundherum applaudierten. Dann begannen sie, die Parolen der ALR zu skandieren. Rhythmisch klangen ihre Rufe durch den ansonsten unheimlich stillen Dschungel. Zufrieden blickte Paul seine Leute an. So hielt er sie zusammen. Er rief zwei Soldaten zu sich heran, die ihre Gewehre über den Schultern trugen. Er nahm ihnen die Waffen ab und drückte sie den beiden Jungen in die Hand.
    »Erschießt sie!«, befahl er ihnen.
    Die Menge verstummte. Kein Laut war zu hören, als die beiden Jungen vor die Gefangenen traten.
    »Fangt rechts an!«
    Der Mann, der rechts in der Reihe kniete, begann zu weinen, zu betteln und zu flehen. Hitimana und Mugiraneza traten auf ihn zu, hoben die Waffen, schauten sich einmal kurz an, dann drückten sie gleichzeitig ab. Der Verräter wurde von Kugeln getroffen und stürzte in sein selbst ausgehobenes Grab. Die Soldaten applaudierten frenetisch und begannen wieder mit ihren rhythmischen Rufen.
    Hitimana hob die Kalaschnikow über seinen Kopf, wobei er

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