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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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den Kindern hier gemacht«, erzählte Tom, als er sich zu den beiden setzte. »Einer der Jungs hat sofort alle seine Geschwister dazugeholt.« Er lachte. »Und er hat die Situation auch gleich zum Anlass genommen, mich um Geld anzubetteln.«
    In der Luft lag eine Anspannung, die sich Tom nicht erklären konnte. Er blickte erst Andrea an, dann Peter. Keiner von beiden sagte ein Wort.
    Hans trat auf die Terrasse und eroberte sie augenblicklich mit seiner allgegenwärtigen Präsenz. Er breitete eine brandneue Karte des Ruwenzori vor sich aus, die beinahe den gesamten Tisch einnahm. Er löcherte Peter sofort mit Fragen über den Weg, wobei er die Strecke des Central Circuit auf der Karte genau nachzeichnete. Kurz darauf saß die gesamte Wandergruppe auf der Terrasse. Manfred beobachtete den selbst ernannten Reiseleiter Hans aus der Entfernung. Nach dem ersten Schluck Kaffee verschwand er im Büro des Ruwenzori Mountaineering Service. An der Tür prangte ein selbst gemaltes Schild mit den unterschiedlich großen Buchstaben RMS Office. Als er nach einer Weile von dort zurückkam, hatte sich seine Miene sichtlich verfinstert.
    »Was ist los?«, fragte ihn Tom.
    »Ach, diese Afrikaner! Die malen immer gleich den Teufel an die Wand. Die wollten mir gerade weismachen, dass der Weg nicht sicher ist. Aber wenn ihr mich fragt, ist das nur eine Masche, um uns noch mehr Träger mitzuschicken, für die wir natürlich zusätzlich bezahlen sollen. Aber nicht mit mir!« Er setzte sich, stürzte seinen kalten Kaffee runter und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Was haben sie denn gesagt?« Tom blickte ihn fragend an.
    »Auf der kongolesischen Seite hat es angeblich Rebellenbewegungen gegeben«, sagte Manfred. »Aber die gibt es dort seit Jahren. Und es ist schon ewig nichts mehr passiert.«
    »Rebellen? Aber doch nicht auch auf unserer Seite?«, fragte Andrea. »Du hast selber gesagt, die Rebellen seien tiefer in den Kongo gezogen. Ich habe gedacht, die kämen nicht über die Grenze. Selbst das Auswärtige Amt warnt schon lange nicht mehr.«
    Tom wandte ihr neugierig den Kopf zu und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, als er sie ins Visier nahm.
    Manfred und Peter warfen sich einen schnellen Blick zu, dann räusperte sich Peter: »Naja, bis Ende der 90er Jahre war es ziemlich gefährlich, in den Ruwenzori zu gehen.«
    »Also hat es Überfälle gegeben, richtig?« Andrea ließ nicht locker.
    »Ruandische Milizen hatten sich in der Grenzregion niederge-lassen ...« Peters Stimme klang leicht belegt, als er sprach. »Doch sie sind nach einer Intervention des ugandischen Militärs vertrieben worden.«
    »Ruandische Milizen?«, mischte sich jetzt Michael ein. »Bis Ruanda sind es doch über hundertfünfzig Kilometer von hier ...«
    Manfred schaute in die Runde, holte einmal tief Luft, und dann setzte er zu einer Erklärung an.
    »Seit Generationen leben in Ruanda, diesem kleinen Land, eingeklemmt zwischen Uganda, Tansania, Burundi und der Demokratischen Republik Kongo, zwei Volksgruppen zusammen, die sich nicht grün sind. Die meisten gehörten der Gruppe der Hutu an. Nur etwa neun Prozent der gut zehn Millionen Einwohner Ruandas waren Tutsi.
    Um 1900 war Ruanda deutsch. Zumindest auf dem Papier. Auf der Kongo-Konferenz wurde das Territorium 1885 Teil der neuen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die Zeit der deutschen Herrschaft endete allerdings 1916 mit dem Einmarsch belgischer Truppen in die Hauptstadt Kigali. Die Belgier wollten damals wissen, wer da in ihrem Land lebte, und so haben sie in den 1930er Jahren eine Volkszählung durchgeführt, bei der die Menschen anhand der Zahl ihrer Rinder einer Volksgruppe zugeordnet wurden. Wer mehr als zehn Rinder besaß, wurde kurzerhand Tutsi genannt, wer nur bis zu zehn Rinder vorweisen konnte, wurde zum Hutu . Menschen ohne Rinder hießen ab sofort Twa . So einfach war die belgische Welt.
    Dieses rassistische Denken hat die Geschichte Ruandas geprägt, auch weit über die Unabhängigkeit 1962 hinaus. Quotenregelungen haben das gesellschaftliche Leben bestimmt. Und immer wieder kam es zu sehr hässlichen Übergriffen auf die Tutsi.
    1973 setzte der Verteidigungsminister Juvénal Habyarimana seinen diktatorisch regierenden Vetter ab und ließ ihn zusammen mit seiner Frau an einem bis heute nicht bekannten Ort verhungern, nur um selbst mit ebenso harter Hand weiterzuregieren. Die Konflikte zwischen den beiden Volksgruppen haben in dieser Zeit beständig zugenommen und wurden von den

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