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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Land des Mondes . Vielleicht hat Ptolemäus diesen Begriff gekannt.«
    »Das ist doch verrückt. Da bezeichnet alle Welt ein Gebirge mit dem Namen Mondberge , aber keiner weiß, warum.«
    Birgit kam auf die beiden zu und unterbrach das Gespräch. Sie wirkte immer noch missmutig. »Ist dir aufgefallen, dass wir nur männliche Träger haben?«, meinte sie fast beiläufig zu ihrer Freundin.
    »Ja, aber ist das nicht üblich? Das Gepäck sieht ziemlich schwer aus«, entgegnete Andrea.
    »Die Frauen aus dieser Gegend sind bekannt dafür, dass sie viel Kraft haben«, sagte Birgit, während sie sich auf das kleine Rattansofa fallen ließ. »Der Grund ist ein ganz anderer. Die Einheimischen glauben, dass die Berggeister in Unruhe geraten, wenn eine Frau mitgeht.« Sie lachte.
    »Ach, hör doch auf mit diesen Geistergeschichten«, warf Tom ein.
    »Die Menschen hier glauben, dass die Toten als Geister weiterleben, und zwar genau da oben«, sagte Birgit.
    »So ein Quatsch. Wenn ein Mensch stirbt, dann ist er tot. Bei uns genauso wie in Uganda.« Tom wischte den Gedanken mit einer unwirschen Handbewegung zur Seite.
    »Jeder glaubt nun mal das, was ihm in die Wiege gelegt worden ist. Andrea zum Beispiel glaubt an die Macht des Geldes.« Birgit sah ihre Freundin herausfordernd an. »Ich hingegen glaube an die ausgleichende Gerechtigkeit, daran, dass Gutes und Böses sich die Waage halten.«
    Tom blickte nachdenklich zwischen Birgit und der perplexen Andrea hin und her.
    Die Vorbereitungen auf dem Hof waren inzwischen beendet. Einige der Träger nahmen Rucksäcke auf den Rücken, andere trugen Taschen in den Händen. Die meisten jedoch hatten die Gepäckstücke, die allesamt in weiße Plastiksäcke verpackt worden waren, traditionell mit einem Stoffstreifen umwickelt, den sie sich vor die Stirn spannten. Sie trugen das Gepäck auf dem Rücken, während die Zuglast nach vorne umgelenkt war. Nach und nach trotteten sie langsam auf das Tor zu, das das Gelände der Hostelanlage vom Rest des Dorfes Nyakalengija abschirmte. Peter rief zum Aufbruch. Also schulterten die Europäer ihre Tagesrucksäcke, in denen sich nur etwas Wasser, Regenjacken, wasserdichte Hosen und einige persönliche Gegenstände befanden, und setzen sich in Bewegung. Die Tour hatte begonnen.

12
    Ruhija, Bwindi Impenetrable National Park, 11. Juni
    In der Gorilla-Forschungsstation saßen die beiden Studenten Tim und Jenny auf einem Sofa und warteten darauf, dass die Leiter der Station ihr Gespräch mit einigen Rangern vor der Tür beendeten. Auf dem Tisch lag ein ausgedruckter Bogen Papier, offenbar das Manuskript für einen Artikel. Tim griff danach und versenkte sich in die Zeilen.
    Gorilla berengei berengei. Etwa zweihundert Kilo bringen männliche Berggorillas auf die Waage. Bis zu zweihundertsiebzig Kilo sollen einzelne Individuen wiegen. Um das allerdings genau feststellen zu können, müsste ein Forscher das Tier zunächst einmal auf eine Waage bringen. Das gelingt ihm in der Regel nur, wenn der Affe tot ist.
    Bei der Erhebung 2011 zählten die Wissenschaftler im Grenzgebiet der afrikanischen Staaten Kongo, Uganda und Ruanda knapp achthundert Tiere. Damit ist diese Spezies laut der Roten Liste gefährdeter Arten akut vom Aussterben bedroht. Und das nur gut hundert Jahre nach ihrer Entdeckung 1902. Damals schoss der deutsche Hauptmann Robert von Beringe zwei Tiere zu Dokumentationszwecken. Die Haut der Berggorillas wurde während des Transports von einer Hyäne aufgefressen. Professor Paul Matschie vom Zoologischen Museum in Berlin gelang es trotzdem, in ihnen eine neue Gorilla-Unterart zu erkennen.
    Zwei Berggorilla-Populationen leben seit langer Zeit vollkommen getrennt voneinander – die eine im Gebiet der Virunga-Vulkane, die andere im Bwindi Impenetrable National Park. Daher ist es nicht auszuschließen, dass man die Tiere der beiden Regionen in zwei Unterarten einteilen kann. Vermutlich gibt es im Ruwenzori eine weitere, die jedoch wissenschaftlich bislang nicht nachgewiesen wurde.
    Berggorillas leben in Höhen zwischen zwei- und viertausend Metern, ernähren sich ausschließlich von pflanzlicher Kost, legen jede Nacht ein neues Nest an, in das sie morgens koten und das sie nie wieder benutzen. Ihr Bewegungsradius umfasst in der Regel nicht mehr als einen Kilometer am Tag. Dabei machen sie keinen Hehl aus ihrer Anwesenheit, da sie außer Leoparden und Menschen keine Feinde haben. Sind die Ranger auf der Suche nach einer Gorillagruppe, dann folgen sie

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