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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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plötzlich sehr alt aus. Er ließ sich in einen der abgeschabten Sessel fallen und legte den Kopf zwischen die Hände.
    »Ja, das ist richtig. Wir sind bald an einem Punkt angelangt, an dem die Ugander den Schutz der Tiere allein managen werden. Wir brauchen neue Erkenntnisse.«
    »Aber wenn wir die Station schließen, geht alles den Bach runter, was wir erreicht haben. Sobald wir weg sind, werden wieder Wilderer in die Wälder ziehen, die Tiere brutal abschlachten und die Köpfe und Hände zu Höchstpreisen an amerikanische Sammler verkaufen. Nur damit irgendein Trophäensammler einen Gorillakopf als Mülleimer benutzen kann.«
    Harald stand auf, trat ans Fenster und blickte in die Dunkelheit hinaus.
    »Und was schlägst du vor?«, wollte sein Chef wissen. »Sollen wir uns einen Ruwenzori-Berggorilla aus den Rippen schneiden?«
    Harald wandte sich um und sah Georg an. »Ich schlage vor, wir brechen auf und suchen im Ruwenzori nach Spuren von Stefan und den Berggorillas. Vielleicht hat er ja doch etwas entdeckt.«
    »Du bist ja genauso verrückt wie er.«
    »Ja, das bin ich vielleicht. Aber muss man nicht sowieso ein bisschen verrückt sein, um hier in der absoluten Abgeschiedenheit zu leben? Seit Jahren? Wer in Ruhija nicht verrückt wird, der ist es schon vorher!« Harald dachte kurz nach. Dann fuhr er fort: »Ich sage ja nicht, dass wir so unvorbereitet losgehen sollen wie Stefan. Wir können das besser organisieren.«
    Georg richtete sich im Sessel auf. »Das ist Wahnsinn. Im Übrigen habe ich dieses leidige Thema satt. Es gibt im Ruwenzori keine Berggorillas. Und es hat dort auch nie welche gegeben.« Er blickte Harald durchdringend an und stand auf. »Ende der Diskussion!«
    Die Tür flog mit einem Knall hinter ihm zu.

13
    Nyakalengija, am späten Vormittag des 11. Juni
    Alle Dorfbewohner, die laufen konnten, strömten auf die Straße. Sie riefen und schrien, sie lachten. Kinder kamen aus den schmalen Innenhöfen herausgerannt und winkten ihnen zu. Ein kleiner Junge wagte sich ganz nah an Andrea heran, berührte kurz ihre weiße Haut und lief sofort lachend davon.
    Wie ein langer Expeditionstreck pilgerten sie über eine staubige Straße den steilen Hang hinauf, vor sich das imposante Gebirge, von dem sie wegen der Wolken nur die nahen Ausläufer sehen konnten. Holz- und Steinhütten, wie Reihenhäuser gebaut, nur niedriger, einstöckig, streckten sich wie die Beine eines Tausendfüßlers rechts und links der Straße aus. Wellblechdächer schützten vor dem gröbsten Regen. Zwischen den Reihen wuchsen Bananenstauden, hin und wieder ein paar Maispflanzen und Zuckerrohr.
    Andrea schauderte, als sie die Armut der Menschen bemerkte. Sie selbst gab sich indes gerade dem Luxus hin, mit unzähligen Trägern eine waghalsige Wanderung in ein unwegsames Gebirge zu unternehmen.
    »Wenn du diesen Leuten erzählen würdest, wie du in Europa lebst, dann hätten sie großes Mitleid mit dir.« Peter sprach mit warmer Stimme, als er Andrea aus ihren Gedanken holte. »Für die Menschen in Orten wie diesem hier sind die Familie und die Sippe das Wichtigste. Sie verstehen nicht, warum ihr freiwillig für eine Arbeit in eine Stadt zieht, die weit weg von eurer Familie ist. Sie wollen für ihre Kinder keine Karriere, wie Eltern das bei euch wollen. Sie wollen, dass ihre Kinder genauso leben wie sie selbst.«
    Schweigend gingen sie den schmaler werdenden Weg entlang. Am Ende des Ortes blieben die Kinder zurück. Eine Weile hörten sie noch ihr Rufen und Lachen. Dann verstummten die Geräusche allmählich. Sie hatten Nyakalengija, den letzten Ort der Zivilisation, hinter sich gelassen.
    »Willst du für deinen Sohn auch nur das, was du erreicht hast?«, fragte Andrea schließlich.
    »Mein Sohn soll einmal mehr Möglichkeiten haben als ich. Ich konnte nicht lange genug zur Schule gehen, um zu studieren. Das Geld hat nie gereicht. Aber ich habe ja auch keine sieben Kinder wie die meisten Familien in Uganda.«
    »Dein Sohn soll also studieren?«
    »Wenn er das will, ja.«
    »Woher nimmst du das Geld dafür? Studieren ist sehr teuer. Und als Guide verdienst du auch nicht gerade Unsummen, oder?«
    »Das ist richtig. Aber ich werde das Geld schon zusammenbekommen. Glaub mir.« Bevor Andrea weiter fragen konnte, ließ Peter sich ein wenig zurückfallen, um mit seinem Kollegen Nzanzu zu sprechen. Andrea ging in Gedanken versunken weiter, bis sie nach einer Weile den älteren Guide neben sich bemerkte. Er lächelte ihr verschmitzt zu.
    »Ich

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